Mögliche Rückkehr des Schauspielchefs ans Theater wirft Fragen auf

Trier · Wer führt die Regie? Diese Frage könnte den nächsten Streit zwischen dem Trierer Theaterintendanten Karl Sibelius und Ulf Frötzschner auslösen – jedenfalls dann, wenn der gekündigte Schauspielchef ans Theater zurückkehrt. Die Entscheidung darüber fällt erst am 22. September.

 Wer wird neuer Intendant des Trierer Stadttheaters? Am Dienstag könnte zumindest die Vorentscheidung fallen. TV-Foto: Roland Morgen

Wer wird neuer Intendant des Trierer Stadttheaters? Am Dienstag könnte zumindest die Vorentscheidung fallen. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Man braucht keine Glaskugel, um vorherzusagen, dass Konflikte entstehen, wenn der fristlos gekündigte Schauspielchef Ulf Frötzschner ans Trierer Theater zurückkehrt. Einiges spricht dafür - auch wenn die Entscheidung darüber erst am 22. September im städtischen Steuerungsausschuss fallen soll. Das Bühnenschiedsgericht in Frankfurt und der Trierer Stadtvorstand hatten sich dafür ausgesprochen, das Vergleichsangebot Frötzschners anzunehmen, dessen Vertrag weitere vier Jahre läuft. Der Kulturausschuss hingegen hat am Donnerstag auf ein Votum verzichtet.

Nach seinem Rauswurf wegen des Eklats um das Stück "Die rote Wand" hatte Frötzschner geklagt, um seinen Job zurückzubekommen. Mit Erfolg. Wenn am 22. September auch der Steuerungsausschuss zustimmt, wird Frötzschner in der nun startenden Spielzeit wieder die Leitung der Schauspielsparte übernehmen und das Haus erst 2017 mit einer Abfindung von 50.000 Euro verlassen. Es sei denn, alle Beteiligten entscheiden bis dahin, dass er doch länger bleibt.

Allerdings läuft auch der Vertrag von Intendant Karl Sibelius bis 2020. Und dass die beiden es weitere vier Jahre miteinander aushalten, ist schwer vorstellbar. Sie machen keinen Hehl daraus, wie wütend sie aufeinander sind, wie wenig sie voneinander halten, wie tief der Graben zwischen ihnen ist. So hat Sibelius Frötzschner in Frankfurt trotz der finanziell desolaten Lage seines Hauses 100.000 Euro Abfindung geboten, damit dieser nicht zurückkommt. Ein Vorschlag, der für heftige lokalpolitische Diskussionen sorgte. Da Sibelius dies auf Widerruf getan hat, kann die Stadt nun zurückrudern. Doch lässt das Angebot tief blicken.

Eine friedliche und fruchtbare Zusammenarbeit von Frötzschner und Sibelius ist aktuell kaum denkbar. Zumal längst abzusehen ist, worüber sie sich als Nächstes streiten würden - nämlich darüber, wer Regie führt.
Nachdem Frötzschner fristlos entlassen worden war, haben drei Regisseure seines Vertrauens ebenfalls den Rückzug angetreten und die Inszenierung dreier Stücke am Trierer Theater abgesagt. Betroffen sind die Roman-Adaption von "Der Steppenwolf", die Komödie "Amphitryon" sowie eine Uraufführung von Lothar Kittstein, die anstelle des umstrittenen Stücks "Die rote Wand" gezeigt werden soll, dessen Ausgangspunkt der Tod Tanja Gräffs gewesen wäre.

"Ich musste handeln", sagt Sibelius, der mit seinem neuen Vertrag verpflichtet wurde, die Leitung der Schauspielsparte zu übernehmen. Also hat er neue Regisseure für die Stücke gesucht, Konzeptionen besprochen und Gagen verhandelt. Menschen, denen er vertraut. Menschen, von denen er sagt, dass sie ihm vertrauen. Nur einen Namen nennt er bisher: Die frisch mit dem Körber-Preis ausgezeichnete Regisseurin Anna-Elisabeth Frick soll den "Steppenwolf" inszenieren. Ob es dabei bleibt, wenn Frötzschner zurückkehrt? Einzig bei der Nachfolge für das Stück "Die rote Wand" bliebe Frötzschner demnach Spielraum. Denn dafür gibt es noch keinen neuen Regisseur.

Der zu Unrecht gekündigte Schauspielchef jedoch dürfte alles daran setzen, seine Regisseure wieder ins Boot zu holen. Wo sei denn da sonst die Vertrauensbasis?, fragt er. Kurz: Da gibt es reichlich Konfliktpotenzial.

Noch eine weitere Personalie hat der Kulturausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung besprochen. Es zeichnet sich ab, wer neuer Verwaltungsdirektor des Theaters wird: Herbert Müller, derzeit Finanzcontroller von Kulturdezernent Egger, soll den Job machen. Ein ruhig und besonnen wirkender Verwaltungsexperte. Er wäre damit derjenige, der Sibelius bei Bedarf den Geldhahn zudrehen müsste. Der Intendant freut sich nach eigenem Bekunden über die (noch vom Stadtrat zu verabschiedende) Wahl. Egger hält Müller für fähig, klare Ansagen zu machen. Dennoch wird sich wohl so mancher fragen, welches Gespann Sibelius und Müller abgeben. Langweilig wird es am Theater jedenfalls nicht.

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