Munteres Streiten über den Tellerrand

TRIER. Johannes Metzdorf-Schmithüsen ist seit zwanzig Jahren Seelsorger der evangelischen Studentengemeinde (ESG) in Trier und leitet die mit "Beharrlichkeit und Humor". Im nächsten Jahr tritt der 64-Jährige Theologe seinen verdienten Ruhestand an. Er hat für diese Zeit schon viele Pläne.

Das Büro von Johannes Metzdorf-Schmithüsen liegt "Im Treff" - also in unmittelbarer Nähe zur Universität, und es ist von früh bis spät geöffnet. Der evangelische Studi-Pfarrer isst regelmäßig in der Mensa und versteht sich als Ansprechpartner für alle Studenten. "Wer reinkommt, ist willkommen. Ich weiß meistens überhaupt nicht, was für eine Konfession die jungen Leute haben, und es interessiert mich auch nicht", sagt der evangelische Theologe. "An sich bin ich frei im Tun und Lassen"

Als Landespfarrer ist er bei der Landeskirche in Düsseldorf angestellt, aber "an sich frei im Tun und Lassen". Für die studentische Gemeinde in Trier stellt Metzdorf-Schmithüsen in jedem Semester ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine. Dienstags findet in der hauseigenen, mit Hilfe von Innenarchitekturstudenten selbst gestalteten "Kirche im Keller" ein Gottesdienst statt. Im vergangenen Sommersemester hatte Metzdorf-Schmithüsen Studenten zum "Gespräch der Kulturen", einer Vortrags- und Diskussionsreihe eingeladen. Er bietet aber auch den direkten Dialog und "munteres Streiten" mit ihm selbst an. Die Wahrheit müsse schließlich immer wieder neu mit der nötigen Toleranz erstritten werden, unterstreicht der Seelsorger. Geboren in Stendal bei Altmark, ist er noch vor der Gründung der DDR in den Westen übergesiedelt. In Mainz und Bonn hat er Theologie studiert und erinnert sich an eine "spannende Zeit". Die "Erotik der Wissenschaft" habe ihn bei seinem Studium fasziniert und mache ihn zu einem Verfechter für den Blick über den eigenen Tellerrand. Sein persönliches Interesse gilt der Literatur und dem Theater. Nicht selten rezitiert er für sich oder vor fragenden und suchenden Studenten, die ihn um Rat bitten, Gedichte und kleine Lebensweisheiten. Das gehört für ihn zur "Poesie des Lebens". Dass er in einem Jahr das Pensionsalter erreicht und als Landespfarrer offiziell in den Ruhestand geht, schreckt den 64-Jährigen keineswegs. Er hat für die Zeit nach der Pensionierung schon viele Pläne. Auch im Ruhestand will er aktiv bleiben

Einerseits wird er sich weiter im Vorstand der "Lokalen Agenda 21" engagieren, andererseits möchte er seine Arbeit beim "Verein für das Dokumentations - und Begegnungszentrum Hinzert" fortführen, das am 10. Dezember offiziell eingeweiht wird. Außerdem will sich der Theologe verstärkt um Jungsenioren kümmern, die nach seiner Meinung nach dem Berufsleben oft ohne Erfolg "sinnvolle, intellektuelle Angebote suchen". Nicht zuletzt plant er die Gründung einer Bürgerinitiative "zur Abschaffung militärischer Ehren bei Staatsempfängen". Diese Sitte, die als ungeschriebenes internationales Recht gilt, stellt für ihn "ein Unding" dar. Eines wird der "Apo-Opa", wie Johannes Metzdorf-Schmithüsen auch gerne genannt wird, i ganz sicher aus seiner Zeit als Studentenpfarrer mitnehmen: "Ich wundere mich über nichts mehr."

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