Mutters Sucht ist Babys Problem

Trier · Ein Tandem aus der Schwangerenberaterin des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) sowie einer Fachfrau der Suchtberatungsstelle "Die Tür" hilft Schwangeren und stillenden Müttern, mit dem Rauchen und dem Trinken aufzuhören - zum Schutz des Kindes. Das neue Angebot geht über ein Jahr und ist im Rahmen eines Bundesforschungsprojekts entstanden.

Trier. Wenn Schwangere Alkohol trinken, kann dies fatale Folgen für ein ungeborenes Kind haben: Dazu gehören Entwicklungsverzögerungen bis hin zu schweren Schädigungen, die einen eigenen Namen, fetales Alkoholsyndrom, haben. Davon betroffene Kinder weisen körperliche und geistige Entwicklungsstörungen auf und sind in ihrem Verhalten auffällig. Ähnlich dramatisch können die Auswirkungen des Rauchens sein. Das sagt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Bzga). Sie geht von Tausenden Babys aus, die jährlich durch den Konsum von Tabak und Alkohol im Mutterleib geschädigt werden. Dass Kinder von Raucherinnen nach der Geburt einen Entzug durchleben, beobachtet Jennifer Enzweiler, Sozialarbeiterin in der SKF-Mutter-Kind-Einrichtung Annastift: "Die Neugeborenen sind sehr nervös, schreien viel und sind meist kleiner und leichter als Babys von Nichtraucherinnen."
Bundesweites Modellprojekt


Damit immer weniger Kinder durch Suchtmittel geschädigt werden, macht Helga Kudjer-Lauer, SKF-Schwangerenberaterin, bei dem bundesweiten Modellprojekt der Bzga mit dem sperrigen Titel "Neue Präventionsansätze zur Vermeidung und Reduzierung von Suchtmittelkonsum in Schwangerschaft und Stillzeit" mit. Modelle werden erprobt, die zu einer besseren Vernetzung der verschiedenen Akteure im Hilfesystem führen. "Wir sind Kooperationspartner des Kölner SKF, der bereits eine erste Modellphase durchlaufen hat", erklärt Kudjer-Lauer. Das heißt, dass der Kölner SKF Schulungen anbietet, damit das Angebot auch in anderen Einrichtungen gemacht werden kann. Die erste Modellphase habe etwa gezeigt, dass Schwangere, denen Infos und Adressen von Suchtberatungsstellen an die Hand gegeben wurden, sich keine Hilfe suchten.
Deshalb arbeitet der Trierer SKF mit der Suchtberatung "Die Tür" jetzt auf eine besondere Weise zusammen: Andrea Steffen, Pädagogin und Sozialtherapeutin Sucht bei der Tür, wird an zwei Freitagen im Monat in den SKF-Räumen eine Sprechstunde anbieten. Da Süchte laut Kudjer-Lauer in der Regel kaum Thema in der Schwangerenberatung sind, suche sie den Einstieg nun über einen Fragebogen. "Die Frauen sind sehr offen", hat Kudjer-Lauer festgestellt. Und wer möchte, könne sich dann ein paar Meter weiter von Steffen beraten lassen. Sie gebe Hilfestellungen, wie etwa die Zigarette, die zur Entspannung dient, ersetzt werden kann. Auch Info-Veranstaltungen in der SKF-Mutter-Kind-Gruppe werde es geben. Denn Prävention sei ein weiterer Baustein des Projekts. "Wir arbeiten nicht mit erhobenem Zeigefinger und schlechtem Gewissen", betont Kudjer-Lauer. Oft gebe es vielfältige Gründe wie körperliche und psychische Abhängigkeit durch jahrelangen Konsum, belastende Lebensverhältnisse oder ein Umfeld, das Abstinenz eher belächele als unterstütze. Die SKF-Pädagogin fasst zusammen: "Wir sensibilisieren, klären auf und helfen den Frauen gemeinsam, den Konsum im Sinne des ungeborenen Kindes oder des Babys, das gestillt wird, zu reduzieren oder einzustellen."
Extra

Jeweils am ersten und dritten Freitag im Monat unterstützt Andrea Steffen beim SKF Schwangere, denen es schwerfällt, mit dem Rauchen aufzuhören oder ihren Alkoholkonsum aufzugeben. Auch Hebammen und Gynäkologen, die ihre Patientinnen auf die möglichen Folgen des Rauchens und Trinkens hinweisen, werden über Infomaterial in das Projekt eingebunden. Helga Kudjer-Lauer ist beim SKF unter Telefon 0651 9496106 oder per E-Mail an h.kudjer-lauer@skf-trier.de zu erreichen. kat

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