Nachhaltigkeit - im Forst seit 300 Jahren modern

Zum zweiten Mal hat das Trierer Forstamt Experten und Politiker eingeladen, um in großer Runde sich der Zukunft des Waldes zu widmen. Zu den Vorträgen und Diskussionsrunden des zweiten Trierer Waldforums am Donnerstag, 30. Oktober, in der Europäischen Rechtsakademie, sind alle Interessierten eingeladen. In unserer Gastbeitragsreihe des Vereins Lokale Agenda 21 erklärt Forstamtsleiter Gundolf Bartmann, wie Nachhaltigkeit im Forst umgesetzt wird.

 Forstamtsleiter Gundolf Bartmann. Foto: privat

Forstamtsleiter Gundolf Bartmann. Foto: privat

Sie finden Nachhaltigkeit modern? Wir Forstleute auch - seit 300 Jahren. 1713 legte in Sachsen der Bergbaufachmann Carl von Carlowitz seinem Chef August dem Starken ein 450 Seiten starkes Buch vor, die "Sylvicultura Oeconomica". Vor dem Hintergrund der immer mehr übernutzten und zerstörten Wälder kritisierte von Carlowitz das auf kurzfristigen Gewinn ausgerichtete Denken seiner Zeit. Es müsse ein Gleichgewicht zwischen Holzzuwachs und Abtrieb des Holzes geben und Waldflächen wieder aufgeforstet werden. Gewerbebetriebe und Bürger müssten Holz energiesparend einsetzen.
300 Jahre ist das her, und die Erfolgsgeschichte der Nachhaltigkeit im Wald ging weiter. Trotz schwierigster wirtschaftlicher Verhältnisse wurde die Wiederbewaldung der nach Kriegen und Naturkatastrophen zerstörten Wälder selbstverständlich. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts befruchteten Naturschützer die Diskussion. Ökonomische, ökologische und gesellschaftsbezogene Leistungen des Waldes sollen jetzt gleichwertig und dauerhaft erfüllt werden.
Für unser Forstamt heißt das: Holz planmäßig und behutsam nutzen, eine Vielfalt der Baumarten schaffen, junge Bäume schützen und pflegen, Waldwege erhalten, Waldflächenverluste ausgleichen, Artenschutzprojekte unterstützen, Biotope gestalten, Baumaßnahmen waldverträglich planen, Umweltbildung für Kinder sichern, Schutzgebiete managen und offen sein für Kooperation. Allein in unserem Forstamt Trier verkaufen wir jährlich 70 000 Kubikmeter Holz (bei einem Zuwachs von 100 000 Kubikmetern), erwirtschaften fast fünf Millionen Euro Umsatz und ermöglichen so den kommunalen, privaten und staatlichen Forstbetrieben die Pflege und Erhaltung ihrer Wälder.
Alles gut? Noch ja, aber unsere grüne Idylle ist in Gefahr. Der Klimawandel kommt und wird die Waldökosysteme zumindest verändern. Die weltweite Waldzerstörung geht gnadenlos weiter. Unser Lebensstil saugt die Kraft und Ressourcen unseres Planeten aus. Nachhaltigkeit muss als Lebensprinzip jeden Einzelnen und unsere Wirtschafts- und Finanzsysteme durchdringen.
Im Jubiläumsjahr der Nachhaltigkeit kommen beim zweiten Trierer Waldforum am Donnerstag, 31. Oktober, in der Europäischen Rechtsakademie zahlreiche Forstleute, Waldbesitzer, Naturschutzverbände und Politiker aus Deutschland und Luxemburg zusammen. Stadt, Forstamt und Lokale Agenda laden alle ein, mit uns über die Zukunft des Waldes zu sprechen. Das Forum beginnt um 9 Uhr.

trier.wald-rlp.de.

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