Nein zum Flüchtlingsprojekt vor der eigenen Haustüre

Trier-Filsch · Nicht das letzte Wort hat der Ortsbeirat Trier-Filsch bei dem Bauvorhaben für Sozialwohnungen auf Filscher Bann. Das Nein aus Filsch dürfte der Stadtrat in seiner Sitzung am morgigen Dienstag zumindest aber zur Kenntnis nehmen, bevor über das Projekt beschlossen wird.

Ausgiebig diskutiert wurde bei der Ortsbeiratssitzung in Trier-Filsch am vergangenen Freitag in der Kulturscheune über das städtische Vorhaben, an der Carl-Carstens-Straße (der TV berichtete mehrfach) insgesamt bis zu 50 Sozial-Wohnungen für die Unterbringung von anerkannten Flüchtlingen zu bauen. Nachdem man sich mehr als eine Stunde lang ausgetauscht hatte - auch mit Baudezernent Andreas Ludwig - rief Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles (FDP) zur Abstimmung auf.

Bei den vorherigen Redebeiträgen wurde auch immer wieder die Vergangenheit bemüht. Valentin Weber (CDU) formulierte die Sorge nach Gesprächen mit der Bevölkerung so: "Es darf kein Land der fliegenden Messer entstehen." Als ehemaliger Flüchtling und Bewohner von Trier-West wisse er so gut wie fast kein anderer, wovon er spreche. Noch immer sieht sich der Rat des Höhenstadtteils durch die Eingemeindung benachteiligt. Gegebene Versprechen seien nicht eingehalten worden, lautete ein Vorwurf von Ortsteilchef Karl-Josef Gilles. Die Folge: Skepsis bis heute.Geheime Abstimmung


Eher außergewöhnlich die Frage des Ortsvorstehers, über das Wohnungsbauprojekt geheim abzustimmen. Vier von sechs anwesenden Ratsmitgliedern sprachen sich für diese Vorgehensweise aus. Abstimmungsergebnis zum Vorhaben: Drei Neinstimmen, eine Jastimme, zwei Enthaltungen. Die vom Rathaus erhoffte Zustimmung war damit vom Tisch. Man fühle sich überfahren bei dem Thema, hatte Karl-Josef Gilles eingeworfen, die aufgekommene "Wallung" in den Wochen zuvor sei umso verständlicher. Positiv aufgenommen wurde lediglich die neueste Vorlage von der Verwaltung. Ihm liege sehr an Transparenz, unterstrich Baudezernent Ludwig mit Hinweis auf die enormen Herausforderungen, die mit den Flüchtlingen auf die Stadt zukommen. "Wir sind ständig auf der Suche nach Wohnraum." Ludwigs Credo: Neuer sozialer Wohnraum sei dringend erforderlich, denn irgendwann seien die vorhandenen Bestände "leergefegt". Eine zentrale Unterbringung etwa in einer Halle oder Schule verhindere die gewünschte Integration und kommt für Ludwig daher nicht infrage.

Joachim Gilles (FDP) bemängelte die wenigen Parkflächen, wenn eine Tiefgarage aus Kostengründen schon nicht infrage komme. Schneller Baubeginn lautet für Ludwig die Maxime, die berechtigte Stellplatzfrage solle dann später geklärt werden: Er sei Baudezernent und kein "Bau-Verhinderungs-Dezernent".

Ludwigs Stand war nicht leicht an diesem Abend. Zu groß ist die Filscher Skepsis gegenüber den Rathausverantwortlichen. Dies wurde augenfällig bei dem nächsten Tagesordnungspunkt mit der für Filsch leidigen und wieder zeitlich nach hinten geschobenen Kindertagesstätte (Kita). "Wir sind sehr misstrauisch", sagte Joachim Gilles.

Valentin Weber formulierte es drastischer als er von "gebrannten Kindern" sprach, die wichtigen Versprechen seien nicht eingehalten worden: "Filsch wird zwischen Irsch und Tarforst zermahlen." Filsch falle gerne mal unter den Tisch, meinte auch Joachim Gilles: "BU 13 befindet sich in Filsch und nicht wie Bauschilder Glauben schenken wollten in Tarforst." Ludwig appellierte schließlich an den Gemeinschaftsgeist: "Wir alle sind Trierer."

Zu dem für das Neubaugebiet Im Freschfeld zugesagten Kinderspielplatz prognostizierte der Baudezernent: "Im Januar 2017 können Kinder dort spielen." Der Spielplatz sei auch dringend notwendig.

Mehr Zeit ins Land gehen dürfte bei der ins Stocken geratenen neuen Kita im Neubaugebiet (der TV berichtete). Ludwig versprach, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit nach eineinhalb Jahren Bauzeit das Gebäude stehe. Die Vergangenheit sei "nicht gut gelaufen" für die Kita, gestand er ein. Neue Marke für Ludwig: "Weihnachten 2017, spätestens Januar 2018, wird die Kita eingeweiht." LHExtra

Filsch werde laut neuer Abfallfibel durch den Dienst für den Problemmüll nicht mehr angefahren, kritisierte der Ortsbeirat. Wieder ein Beispiel, dass man sich "abgehängt" fühle. Baudezernent Ludwig will an dem Thema dranbleiben. Mit Filsch besucht der neue Baudezernent den 14. Ortsbeirat von 19. Zur Orientierung überreichte Ortsvorsteher Karl-Josef Gilles die Chronik "Filsch am Schellberg (973 - 2003)". LH

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