Neue Straße über Moselbahngelände in Trier-Nord kommt nicht vor Ende des Jahrzehnts

Trier · Mehr als ein Jahrzehnt hat die Stadt eine ÖPNV-Trasse zum Petrisberg geplant, 2012 zog man im Rathaus die Reißleine. Stattdessen sollten Expressbusse und Moselbahndurchbruch die Verkehrssituation zwischen Höhenquartieren und Talstadt entschärfen. Doch beides lässt weiter auf sich warten, auch wenn das Straßenprojekt im Norden Triers "höchste Priorität" haben soll.



Bisweilen stauen sich die Autos sogar bis nach Filsch. "Stopp and go" heißt es dann auf der Kohlenstraße, und auch im Avelertal reiht sich ein Fahrzeug an das nächste. Im Olewiger Tal schaut es meist nicht besser aus. Beide Verbindungsstraßen zwischen der Tarforster Höhe und dem Trierer Tal sind seit Jahren überlastet.Kehrtwende 2012


Entlastung sollte der Petrisberg-Aufstieg bringen. Seit Ende der 1990er Jahre gab es Pläne, eine separate ÖPNV-Trasse zum Trierer Hausberg zu bauen. Ein "Spurbus" sollte die Steigung meistern, später waren Elektrobusse im Gespräch. Selbst eine Seilbahn-Lösung wurde diskutiert. Dann vollzog Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani im Juni 2012 überraschend eine Kehrtwende und stoppte das Projekt; auch weil man von völlig veralteten Prognosen ausgegangen war. Die gewünschte Entlastung für die Anwohner in Kürenz und Olewig lasse sich kostengünstiger auch mit ÖPNV-Beschleunigung, Expressbussen und vor allem dem Moselbahndurchbruch (siehe Extra) erzielen, hieß es nun.

Nachfrage im Rathaus: Wie denn der aktuelle Stand der Planungen sei? Man sei gerade dabei, einen Auftrag zu vergeben, "um die verkehrlichen Rahmenbedingungen für das Projekt inklusive der angrenzenden Straßenzüge zu analysieren und den konkreten Umfang der notwendigen baulichen Maßnahmen zu definieren". Neben dem "Moselbahndurchbruch spiele hierbei "eine Vielzahl weiterer zu beachtender Entwicklungen und Planungen eine zentrale Rolle, zu welchen unter anderem die Weiterführung der Achse bis zur A 602 zählt, die mögliche Verknüpfung mit einer Ortsumfahrung Kürenz, die Anbindung der neuen Standorte von ART und SWT sowie die Erschließung des geplanten Schienenhaltepunkts Trier-Nord."

Viel Stoff also, den es noch zu prüfen gilt. Das Dezernat geht davon aus, dass die Ergebnisse 2015 vorliegen werden. Dann könne man auch "Planungs- und Realisierungsschritte" angehen. Einen Zeitplan gibt es nicht. Zwar firmiert das Vorhaben im Mobilitätskonzept als "Schlüsselmaßnahme" und hat dort "erste Priorität", doch gibt die Verwaltung zu bedenken: Angesichts knapper finanzieller und personeller Ressourcen müssten "die weiteren Umsetzungsschritte jeweils unter Abwägung und Priorisierung mit weiteren zur Umsetzung anstehenden Maßnahmen im gesamten Stadtgebiet" erfolgen. Somit dürfte der Durchbruch nach Lage der Dinge noch etliche Jahre auf sich warten lassen.ÖPNV: Viel mehr geht nicht


Und auch die angekündigten Verbesserungen im Nahverkehr sind bislang nicht in Sicht: "Im Rahmen der bestehenden Trassen ist es nicht ohne weiteres möglich, durch den Einsatz zusätzlicher Busse die Leistungsfähigkeiten und auch die Reisegeschwindigkeiten zu erhöhen", heißt es vonseiten der Stadtwerke. Aktuell sehe man eine steigende Nachfrage aus den Bereichen Petrisberg und Uni-Campus 2 und reagiere "kurzfristig mit zusätzlichen Angeboten im Früh-, Spät und Nachtverkehr auf einer neuen Buslinie im Sternverkehr".

Doch das könne "keinesfalls ein Ersatz für den Petrisbergaufstieg" sein, stellt der SWT-Sprecher klar. Um wirksam die Verbindung zwischen Höhe und Tal zu verbessern, hätten Stadt und Stadtwerke gemeinsam eine Untersuchung beauftragt, um "konkrete Optimierungspotenziale" zu ermitteln. So würden Ampelsteuerungen an Verkehrsknotenpunkten ebenso geprüft wie die Bildung leistungsfähiger Liniennetzknoten.

Ergebnisse sollen Mitte 2015 vorliegen. Doch die SWT warnen schon jetzt vor allzu hohen Erwartungen: Mögliche Maßnahmen seien "an baulich zu schaffende Voraussetzungen geknüpft", und diese wiederum müssten erst genehmigt und finanziert werden.Meinung

... und es wird weiter drauflosgebaut
Machen wir uns nichts vor: Eine spürbar bessere Anbindung der Höhenstadteile ans Tal wird es in diesem Jahrzehnt nicht mehr geben! Da kann man im Rathaus noch so sehr von "erster Priorität" und "höchster Dringlichkeit" schwadronieren, an einer Realisierung vor 2020 ist nicht mehr zu denken. Das alles wäre entschuldbar, handelte es sich um eine völlig neue Herausforderung und gäbe es nicht schon seit den 90er Jahren konkrete Überlegungen für den Moselbahndurchbruch. Nun sollen weitere Untersuchungen und Studien her, wird zusätzliches Papier produziert. Die Kürenzer Ortsumgehung wird nicht kommen, der Petrisbergaufstieg ist Geschichte, der Durchbruch auf dem ehemaligen Moselbahngelände in weiter Ferne - unter diesen Voraussetzungen dürfte auf der Höhe nicht eine einzige Baugenehmigung mehr erteilt werden!

Doch das Gegenteil ist der Fall: Es wird munter weiter drauflosgebaut, ohne dass Planer und Politik bislang eine halbwegs schlüssige Konzeption für eine Entlastung der Verbindungsstraßen vorlegen könnten; von einem Zeitrahmen für eine Realisierung ganz zu schweigen. Allerdings tragen nicht nur "die da oben" Verantwortung: Auch die Höhenbewohner und jene, die auf den Berg wollen, haben es mit in der Hand, wie hoch die Belastung für die Anwohner tatsächlich ist. Nirgendwo sonst ist der Takt enger als auf den SWT-Linien Richtung Tarforst.

Es mag oft gute Gründe geben, dennoch den eigenen Wagen zu nutzen. Doch dass sich im Berufsverkehr in neun von zehn Fahrzeugen allein der Fahrer fortbewegt, darf nicht sein! Öfter mal den Bus nehmen oder in den Sommermonaten auch mal das Fahrrad nutzen, wäre schon ein erster kleiner Beitrag zur Entlastung der Anwohner in Olewig und Tarforst. trier@volksfreund.deExtra

Bereits im November 1997 beschloss der Stadtrat die Aufstellung eines Bebauungsplans "Moselbahngelände". Damit wollte man frühzeitig die rechtlichen Voraussetzungen für den Bau des Moselbahndurchbruchs schaffen. Der würde entlang der Westseite des Bahndamms zur völlig neuen Straßenverbindung zwischen der Kürenzer Straße und der Metternichstraße werden. Das Ziel von Politikern und Planern: Alt-Kürenz und auch große Teile von Trier-Nord, etwa die Franz-Georg-Straße, von Durchgangsverkehr entlasten.

Im Mobilitätskonzept 2025, das der Stadtrat im Februar 2013 beschloss, wird das Projekt als "kurzfristige Maßnahme mit höchster Priorität" geführt. Mit dem Moselbahndurchbruch müsste auch der Ausbau der völlig maroden Kürenzer Straße erfolgen. Auf die Frage, ob die Stadt die Passierbarkeit der Kürenzer Straße hinsichtlich ihrer Verkehrssicherungspflicht noch für gegeben hält, teilte das Rathaus mit: Im Rahmen der Straßenunterhaltung würden "hinsichtlich der Verkehrssicherheit kurzfristige Ausbesserungen vorgenommen". mst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort