Neuer Nachmieter für Posthof am Kornmarkt - Ketten-Italiener L'Osteria zieht ein

Trier · Das ging schneller als gedacht: Mit der Italiener-Kette „L’Osteria“ gibt es einen Nachmieter für das kürzlich geschlossene XO im Posthof am Kornmarkt. Das Systemgastronomie-Unternehmen will noch im ersten Quartal 2016 dort eine Filiale eröffnen.

 Das Becker's XO im Innenhof der ehemaligen Hauptpost am Kornmarkt schließt spätestens zum 31. Dezember dieses Jahres. TV-Foto: Friedemann Vetter

Das Becker's XO im Innenhof der ehemaligen Hauptpost am Kornmarkt schließt spätestens zum 31. Dezember dieses Jahres. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Erst vor zwei Wochen hat der Olewiger Sterne-Koch Wolfgang Becker die Türen seines Gastro-Projekts XO im Posthof abgeschlossen. Jetzt präsentiert der Vermieter der Immobilie am Kornmarkt den Nachmieter. Die Gastro-GmbH Apeiron habe "die gesamte Restaurant-Fläche mit rund 710 Quadratmetern im Erdgeschoss und zusätzlichen Nebenflächen im Untergeschoss angemietet", erklärt das Trierer Maklerbüro Gilbers und Baasch. Mit dem "bundesweit erfolgreichen Konzept L'Osteria" wolle die Kette im ersten Quartal des nächsten Jahres an den Start gehen.

Laut der Internet-Plattform Wikipedia wurde das erste L'Osteria-Restaurant 1999 in Nürnberg von den selben Gründern eröffnet, die 2002 auch zu den Gründern der Kette Vapiano gehörten. Schon kurz nach der durch die Kündigung ausgelöste Insolvenz des XO Ende August (der TV berichtete), war in Trier das bis dato unbestätigte Gerücht umgegangen, dass Vapiano an der Restaurantfläche Interesse habe.
Nach TV-Informationen erhält die luxemburgische Immobilienbesitzerin, die Trier Core S.A., von dem neuen Pächter L'Osteria gut 20?000 Euro mehr Jahresmiete als vom Vormieter XO.

Das XO hatte im Juni 2013 eröffnet. Das komplexe Konzept mit Restaurant, Terrassengastronomie, Bar und Feinkostladen kam allerdings nicht in die Gänge und rutschte in die roten Zahlen. Die - zunächst fristlos ausgesprochene - Kündigung für das XO begründeten Gilbers und Baasch im August damit, dass Becker zwei Monatsmieten nicht gezahlt habe. Außerdem hatte sich das benachbarte, im Juni 2015 eröffnete Hotel durch den Gastro- und Partybetrieb belästigt gefühlt.

"Richtig ist, dass die Aprilmiete nicht überwiesen wurde und die Maimiete derzeit in Raten nachgezahlt wird", bestätigte Rechtsanwalt Andreas Ammer damals. "Aber genau das war so mit Gilbers und Baasch vereinbart. Und zwar als Mietminderung wegen Schmutz, Lärm und Bauarbeiten während der Umbauphase für den benachbarten Hotelbetrieb." Bei der Kündigung blieb es allerdings.

Vor zwei Jahren hatte die Genuss-AG, Träger des XO, rund 1,2 Millionen in den Ausbau der Räumlichkeiten und die Einrichtung - Küche, Bar, Möbel, sanitäre Anlagen - gesteckt. Bei der wegen der Kündigung obligatorischen Neubewertung der nicht-börsennotierten Aktiengesellschaft wurden diese 1,2 Millionen so stark abgewertet, dass die AG - buchalterisch - überschuldet war und Insolvenz anmelden musste.
Hauptaktionär Becker geht aus dem XO-Projekt mit einem großen Schuldenberg heraus. Sein Hauptsitz in Olewig mit Restaurant, Weinhaus und Hotel ist von der Pleite allerdings nicht betroffen. Erst Anfang dieser Woche hat der Restaurant-Führer Gault Millau die Küche des Gourmet-Restaurants Becker's erneut mit 18 Punkten bewertet - ein Spitzenwert. Deutschlandweit sind lediglich 13 Küchen mit 19 oder 19,5 Punkten ausgezeichnet worden, 22 Köche dürfen sich insgesamt mit 18 Punkten schmücken.
Extra

Als Osteria werden in Italien und im Tessin Lokale bezeichnet, in denen es kleinere Gerichte und Wein gibt. Neben dem künftigen Ketten-Restaurant im Posthof gibt es in Trier seit einigen Jahren bereits eine L'Osteria - nämlich in der Moselstraße. Das kleine, inhabergeführte Restaurant hat allerdings nichts mit der gleichnamigen Systemgastronomie zu tun, die deutschlandweit rund 40 L'Osteria-Restaurants betreibt.
Interview


Drei Fragen an... Wolfgang Becker

Das Projekt XO ist Geschichte und der Nachfolger präsentiert - gleichzeitig wurden Sie gerade in Olewig mit 18 Gault-Millau-Punkten und zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Welche Gefühle hat man da?
Wolfgang Becker: Nach drei Jahren mit dem mir größtmöglichen Invest in Zeit, Kraft, Geld und Herzblut sind die Gefühle intensiv. Auch wenn das XO zu keinem Zeitpunkt einfach war, habe ich langfristig nie am Erfolg gezweifelt. Die Kündigungen und das, was dann kam, waren schmerzhaft - für mich, mein Umfeld und die Mitarbeiter. Insofern bleibt an erster Stelle Traurigkeit. Die Bestätigung der 18 Punkte und der zwei Sterne helfen da schon mal.

Was bedeutet die XO-Schließung finanziell?
Becker: Die Investition von rund 1,25 Millionen Euro in Ausbau und Ausstattung des XO ist quasi pulverisiert worden. Rund ein Drittel der Summe kam damals von den Aktionären, darunter viele Freunde und Gäste, die mir ihr Geld gaben, weil sie an mich und das Projekt glaubten. Das ist nun weg, und alleine das ist schon mehr als schlimm. Für die anderen zwei Drittel muss ich selbst geradestehen - wie es aussieht, ein Leben lang.

Man hört immer wieder, dass Sterneköche sich nicht alleine durch ihre Gourmetrestaurants finanzieren können, sondern auf Zweitstandorte, Kochbuchprojekte oder Ähnliches angewiesen sind…
Becker: Das stimmt. Wir sind in Olewig aber nicht nur Gourmetrestaurant, sondern mit Hotel, Weinhaus und Weingut als Gesamtpaket gut aufgestellt. Insofern war Geld nicht meine Motivation oder gar Zwang für einen Zweitladen. Wenn das so gewesen wäre, hätte ich Pizza und Pasta verkauft. Mir ging es darum, das gastronomische Angebot und damit die Attraktivität meiner Heimatstadt zu bereichern. Trotz katastrophalen Endes bin ich froh, dass ich eine loyale und faire Hausbank habe und mein Betrieb in Olewig nicht gefährdet ist.

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