Neuer Personalausweis macht Probleme

Knapp 2000 neue Personalausweise sind im Trierer Bürgeramt seit dem 1. November beantragt worden. Doch der neue Ausweis mit allerlei digitalen Zusatzfunktionen kommt bei den meisten Trierern nicht gut an. Dazu sorgen technische Probleme und Lieferschwierigkeiten seitens der Bundesdruckerei für Verärgerung.

 Bürgeramtsmitarbeiterin Nadine Geldmacher gibt einen der neuen Personalausweise aus. Probleme macht die Zusammenarbeit mit Bundesamt und Bundesdruckerei. TV-Foto: Roland Morgen

Bürgeramtsmitarbeiterin Nadine Geldmacher gibt einen der neuen Personalausweise aus. Probleme macht die Zusammenarbeit mit Bundesamt und Bundesdruckerei. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Bei einigen der neuen Ausweise waren die Rückseiten schlicht nicht bedruckt. Andere Trierer warteten wochenlang vergeblich auf ihren Brief aus Berlin mit den zwei Geheimnummern, die zu jedem neuen Personalausweis ausgegeben werden - und ohne die der Ausweis nicht beim Bürgeramt abgeholt werden darf. Und die in der ersten Novemberwoche bei der Bundesdruckerei bestellten Ausweise trudelten erst um Weihnachten mit wochenlanger Verspätung bei der Trierer Verwaltung ein.

Nein, reibungslos kann man die Einführung des neuen Personalausweises nicht nennen. "Aber so ist es anfangs ja eigentlich immer, wenn auf eine komplett neue Technik mit neuen Computerprogrammen und neuen Gerätschaften umgestellt wird", sagt Margret Schonert, Amtsleiterin im Trierer Bürgeramt.

Nur die wenigsten mögen die neuen Funktionen



Tatsächlich ist die Software der zehn Lesegeräte, die im Bürgeramt für die Aktivierung des neuen Ausweises installiert wurden, schon mehrfach aktualisiert worden seit dem Stichtag 1. November. Ihre Internetverbindung nach Berlin finden die kleinen Computer trotzdem nicht immer. Und nach längeren Pausen, in denen das Gerät nicht genutzt wird, stürzt schon mal das Programm ab, erzählt Schonert: "Die Ausgabegeräte mussten sogar schon komplett ausgetauscht werden."

Auch in anderen Städten gibt es Probleme: In 109 hessischen Kommunen waren neue Personalausweise ohne den Namen der ausstellenden Behörde gedruckt worden - und damit ungültig. In Bayern konnten die Bürgerämter die fertigen Ausweise nicht aushändigen, weil die Aktivierungsgeräte der Bundesdruckerei nicht funktionierten. Hans Schaidinger, Vorsitzender des Bayerischen Städtetags, sprach gar von "Pfuscherei des Bundes", die "zulasten der Bürger gehe".

Von Chaos will die Trierer Bürgeramtsleiterin Schonert allerdings trotz der zahlreichen Anfangsschwierigkeiten nicht sprechen. Dabei gibt es noch eine ganze Reihe ungelöster Probleme: "Wir haben hier in Trier viele, die ihren Wohnsitz in Luxemburg haben. Die Schreiben des Bundes mit den Geheimnummern werden allerdings nicht ins Ausland versandt, sondern kommen dann zu uns", berichtet Schonert. Das Problem: Die Schreiben mit den Geheimnummern dürfen aus Sicherheitsgründen nicht zusammen mit den Ausweisen aufbewahrt werden. "Wir mussten extra Schließfächer einrichten, das ist schon ein großer Mehraufwand", sagt Schonert.

Brauchte es für die Beantragung des alten Ausweises keine fünf Minuten, und erforderte ie Abholung noch weniger Zeit, muss beim neuen Ausweis nicht nur viel erklärt werden: "Bei einem Adresswechsel wurde bislang die alte Adresse mit einem Aufkleber überklebt. Beim neuen Ausweis muss zusätzlich der Computerchip umprogrammiert werden."

Zu langen Wartezeiten im Bürgeramt sei es für die Bürger bislang allerdings nur in den letzten Oktobertagen gekommen: "Viele haben da schnell noch mal ein altes Ausweismodell beantragt - alleine im Oktober hatten wir 2200 Beantragungen, das Vierfache der üblichen Menge." Denn Begeisterung löst der neue Ausweis bei den meisten nicht aus. "Zum einen, weil es schon recht zeitaufwendig ist, sich über alle Funktionen und Möglichkeiten zu informieren, zum anderen sind viele skeptisch wegen der vielen gespeicherten Informationen, zum Beispiel des digitalen Fingerabdrucks", sagt Schonert. Die meisten würden den Chip für rechtsverbindliche Geschäfte im Internet - zum Beispiel den Abschluss von Versicherungen - nicht aktivieren. Auch, dass der neue Ausweis statt acht Euro 28,80 Euro kostet und auch für Kinder bis 16 Jahren, die bislang einen kostenlosen Ausweis erhalten haben, 22,80 Euro bezahlt werden muss, sorge für Verärgerung. "Aber es gibt auch Trierer, die sich über die neuen Funktionen des Ausweises freuen", betont Schonert. Das seien allerdings eher die wenigsten. Extra Der neue Bundespersonalausweis ist seit 1. November in den Bürgerämtern erhältlich. Er ist so groß wie eine Kreditkarte und hat einen Chip, auf dem persönliche Daten und das Foto gespeichert sind. Zusammen mit einer Pin-Nummer sind so eine Identifizierung im Internet - etwa beim Online-Shopping - möglich und elektronische Unterschriften unter digitalen Dokumenten. Dazu sind allerdings ein Kartenlesegerät und spezielle Software nötig. Auch Fingerabdrücke werden gespeichert. Die alten Ausweise behalten ihre Gültigkeit bis zum angegebenen Datum. Ein vorzeitiger Umtausch ist aber möglich. (red)

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