Nicht alles "ganz anders" in Luxemburg

"piff, paff, puff … eine Reise in die Welt der Prostitution" - unter diesem Titel startete der "Frauennotruf" in Kooperation mit "frauenzentRIERt" und der Heinrich-Böll-Stiftung seine Veranstaltungsreihe zum Thema Prostitution. Heute steht ein Vortrag im "Café Lübke", Theodor-Heuss-Allee, auf dem Programm.

Trier. (red) Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildete ein Vortrag im Kultur- und Kommunikationszentrum Tuchfabrik über Prostitution in Luxemburg. Die beiden Referentinnen Fabienne Rossler (Expertin für Menschenrechte) und Claire Rodesch stellten zwei Studien vor. Prostitution ist in Luxemburg verboten, wird allerdings in zwei Straßen im Bahnhofsviertel der Hauptstadt toleriert. Die Zahl der Prostituierten in Luxemburg wird auf 400 bis 500 geschätzt - Frauen jeden Alters, mit "normalen" Bildungsabschlüssen und verschiedener Nationalität. Als Hauptgrund nennen sie finanzielle Aspekte. Die Ergebnisse der zweiten Studie zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung des Großherzogtums davon ausgeht, dass sich vor allem heterosexuelle Frauen prostituieren und hauptsächlich Männer Konsumenten sexueller Dienstleistungen sind. Auf die Frage, was denn Prostitution ist, beschreiben 47 Prozent der Befragten "Prostitution als kommerzielle Ausbeutung von Sex". Käufliche Liebe als Tabu-Thema

Die Studie bietet auch Informationen über die Nutzer von Prostitution: Männer, vorwiegend über 45, die meist in Paarbeziehungen leben und berufstätig sind.In den Vorstellungen der Befragten handelt es sich vor allem um "isolierte Menschen, die keine Frau haben" oder "in ihren Partnerschaften frustriert sind". Insgesamt gibt es bei den Befragten ein Bewusstsein dafür, dass Frauen sich freiwillig prostituieren oder aber von Menschhandel betroffen sind.Die Referentinnen kamen zur Einschätzung, dass das Thema Prostitution in Luxemburg ein großes Tabu darstellt. Aufgrund der gegenwärtigen rechtlichen Situation in Luxemburg, die zwar einerseits Prostitution nicht erlaubt aber andererseits zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Straßen toleriert, sind Schutz und Arbeitsbedingungen der sich prostituierenden Frauen als unzureichend zu bezeichnen. Aktuell gibt es in Luxemburg neue Gesetzesinitiativen, die sich in ihrer Tendenz an der "schwedischen Vorgehensweise" im Umgang mit Prostitution orientieren.Schweden: Freier werden bestraft

Dort ist Prostitution nicht nur verboten, sondern Männer, die sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehmen, werden bestraft. Ganz anders sieht es in Deutschland aus. Seit der Verabschiedung des Prostitutionsgesetzes im Jahr 2001 ist Prostitution nicht mehr strafbar und sittenwidrig. Darüber hinaus sollten mit dem Gesetz die Rechte der Prostituierten verbessert werden. Mit den Erfahrungen und Auswirkungen des Gesetzes befasst sich ein Vortrag von Professor Dr. Barbara Kavemann vom Sozialwissenschaftlichen Frauenforschungs-Institut Freiburg/Berlin am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr im "Café Lübke", Theodor-Heuss-Allee. Interessierte - auch Männer - sind eingeladen.

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