Nichts ist so banal wie die Wahrheit

Mit ihrem Musik-Kabarett-Programm "Lieder für Kinder und Säufer" sorgten zwei Kölner Multitalente in der Tufa Trier für vergnügliche Unterhaltung. Asmus Ring und Britta Weyers vom Kölner Atelier-Theater widmeten sich mit Ironie und Gesang tiefen wie banalen Wahrheiten des Lebens.

 Die Kölner Kabarettisten Asmus Ring und Britta Weyers vergnügten mit „Liedern für Kinder und Säufer“ in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Die Kölner Kabarettisten Asmus Ring und Britta Weyers vergnügten mit „Liedern für Kinder und Säufer“ in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) In Nordrhein-Westfalen sind Herr Ring und Frau Weyers, wie sie sich gegenseitig respektvoll nennen, bereits durch die Spaß-Gesellschaftsabende zum Begriff geworden. In der Region Trier ist hauptsächlich Britta Weyers Name bekannt. Sie ist die Regisseurin von "Ritter Rost". Ihr erster gemeinsamer Auftritt als Gesangs-Comedy-Duo in der Tufa Trier wurde als gelungene Premiere vom Publikum gefeiert. Schon das Thema ihres Programms gab Anlass, herzhaft zu lachen: Lieder für Kinder und Säufer. Trink erstmal einen Eierlikör!

Beide sagen bekanntlich die Wahrheit, und da es so viele Wahrheiten wie Menschen gibt, liegt es nahe, sich die Menschen anzusehen. Die zum Beispiel, denen es immer schlechter geht als anderen. Für sie haben Herr Ring und Frau Weyers ein passendes Lied: "Trink erst mal einen Eierlikör, bevor du dich erschießt". Herr Ring, der als schwuler, leicht lispelnder Religionslehrer, Besitzer zweier Langhaarkatzen und eines Kletterparcours vorgestellt wird, bearbeitet gekonnt die Piano-Tasten.Zu russisch-katholischem Groove oder triefendem Schmalz erhebt die von Ring als kreative Schnecke oder wahlweise auch plötzlich abtauchende Ente mit Bugwelle beschriebene Frau Weyers eine mal mädchenhaft kokette, mal gefühlvolle Stimme. Frech formen die beiden auf diese Weise Liedgut von Walther von der Vogelweide bis Hermann van Veen um. Selbst vor großer Literatur machen sie keinen Halt. In "Vergiss es, Ulysses" reduzieren sie James Joyce' Roman auf die banale Quintessenz, dass ein Tag dem anderen gleicht: "Dann geht's von vorne los, alles ohne tiefen Sinn, außer dass ich sagen kann, ich bin!" Tragisches wird relativiert

Genau dieser ironisch-überspitzte Blick auf Jedermanns und -fraus Alltag macht das Programm so sympathisch. Es bietet die Möglichkeit, sich selbst wiederzuerkennen und über die eigenen Unzulänglichkeiten zu lachen. Selbst Tragisches wie eine zerbrochene Liebe wird relativiert: "Wenn man dann mit geschundenem Herzen orientierungslos auf der Verkehrsinsel verharrt…."Immer wieder wird das Publikum eingebunden, und es singt gerne mit, nicht nur um das Herz des gemeinschaftssinnigen Herrn Ring zu erfreuen. Als Belohnung gibt es am Ende endlich die Wahrheiten der Kinder und Säufer: "Scheiden tut weh, wir werden alle älter", und "manchmal ist es ja auch ganz schön". So wie dieser Abend es war.

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