Nostalgie und Tradition als ein kleines Stückchen Heimat

Wie es aussieht, bekommt Trier in der kommenden Woche bei der Stadtratssitzung endlich einen zustimmenden Beschluss zum Haushalt 2011. Ein zweifellos wichtiges Thema für die Stadt. Die meisten Diskussionen bei vielen Einheimischen aber hat dieser Tage nicht der Kampf um den Haushalt oder die ziemlich desaströse finanzielle Lage Triers verursacht, sondern eine vermeintlich nebensächliche Nachricht über eine Gaststätte in der Innenstadt: In der Traditionskneipe Glocke, der das Aus drohte, wird es weitergehen.

Die Parfümerie-Besitzer, Biolebensmittel-, Fisch- und Wein-Händler, Pasta- und Pfannkuchen-Haus-Betreiber Anne und Peter Brommenschenkel haben das fast 500 Jahre alte Fachwerk-Haus gekauft und wollen die gut 200-jährige Tradition der Gaststätte an dieser Stelle beibehalten. Wie das weitere Konzept der umtriebigen Unternehmerfamilie aussehen wird, ob die neue Glocke noch die alte Glocke sein wird - das ist natürlich noch nicht absehbar, und viele trauern trotz der guten Nachricht schon jetzt den alten Zeiten nach.

Doch auf jeden Fall bleibt das Haus im Besitz eines echten Trierers und wird nicht Filiale eines weiteren Einzelhandelskonzerns oder Schnellimbisses, der auch in hundert weiteren deutschen Fußgängerzonen zu finden ist. Allein das hat bei vielen Trierern schon für eine gewisse Erleichterung gesorgt. Dass sich die Menschen so sehr für das Schicksal einer Kneipe interessieren, ja viele sogar eine echte emotionale Bindung dazu zu haben scheinen, lässt sich wohl vor allem damit erklären, dass es immer weniger Orte wie diese gibt. Gaststätten, die sich vom Massengeschmack abheben, die die Einrichtungsmoden der Brauerei-Designer seit Jahrzehnten ignoriert haben und deren Personal für viele Besucher mehr Familie als bloße Servicekraft ist.

Die Kneipe als kleines Eckchen Heimat, die oft ganze Generationen verbindet - kein Wunder, das so etwas Gesprächsstoff bietet. Über den man sich angesichts der vielen schönen oder auch schön-verklärten Erinnerungen beim Glas Wein, Humpen Bier oder Pörzchen Viez auch viel lieber unterhält als über die schier unfassbare Trierer Schuldenlast. will/yz

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