25-jähriges Bestehen Beistand in den letzten Tagen des Lebens in der Palliativstation des Trierer Mutterhauses

Trier · Seit 25 Jahren kümmert sich die Palliativstation des Mutterhauses um Menschen, die bald sterben werden, und deren Angehörige.

 Zu den Gästen des Festakts im Bischöflichen Priesterseminar gehörte auch Bischof Stephan Ackermann. Am Mikro steht die ambulante Palliativärztin Renate Langenbach.

Zu den Gästen des Festakts im Bischöflichen Priesterseminar gehörte auch Bischof Stephan Ackermann. Am Mikro steht die ambulante Palliativärztin Renate Langenbach.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jan Söfjer

Es sind die Worte eines Papstes. „Wir erleben, dass immer mehr Menschen mit dem Tod nichts anzufangen wissen, ja, ihr Leben so gestalten, dass die letzte Frage verdrängt wird. Unsere modernen säkularisierten Gesellschaften laufen Gefahr, Leiden, Sterben und Tod aus dem persönlichen Lebensbereich regelrecht auszublenden. Da aber im Leben nichts sicherer ist als der Tod, beobachten wir als Folge dieses Verdrängungsprozesses viel Hilflosigkeit und Verzweiflung angesichts des Todes.“

Diese Worte sprach Johannes Paul II. im November 1992 bei der Deutschen Bischofskonferenz. Wichtiger als der Bau oder Erwerb eines weiteren Krankenhauses oder die erneute Renovierung eines Tagungshauses sei künftig, so der Papst, die Förderung von Institutionen, die sich für die Sterbebegleitung einsetzen.

„Palliativmedizin war damals relativ unbekannt“, sagt Lorenz Fischer, Chefarzt der Palliativ- und Schmerzmedizin des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen. Doch das Herz-Jesu-Krankenhaus in Trier, das später in das Klinikum Mutterhaus integriert wurde, setzte sich damals dafür ein, so eine Station einzurichten, und bewarb sich bei einem Modellprogramm der Bundesregierung zur besseren Versorgung von Krebspatienten. Der Antrag wurde abgelehnt.

Einfach einrichten konnte man so eine Station nicht, da die Krankenkassen das nicht bezahlten. Dr. Franz-Josef Tentrup, der damals als Chefarzt die Palliativstation mitgegründet hat, erinnert sich noch an Gespräche mit den Kassen. „Wir sind für die Kranken da, nicht für die Sterbenden“, habe es von ihnen geheißen.

Doch Tentrup blieb dran und am 17. Januar 1994 wurde die Palliativstation mit sechs Betten errichtet. Eine der ersten in Deutschland und die erste, bei der Krankenkassen die Kosten übernahmen. Ein bundesweiter Präzedenzfall und Vorbild für viele weitere Krankenhäuser. Heute gibt es rund 330 Palliativstationen in Krankenhäusern in Deutschland. Am Samstag wurde im Beisein von Bischof Stephan Ackermann im Bischöflichen Priesterseminar das 25-jährige Bestehen der Palliativstation im Mutterhaus gefeiert.

„Früher hat der Tod hinter dicken Mauern stattgefunden“, sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Jeder müsse aber so lange in Würde leben, bis der Tod komme. „Es ist schwer, über den Tod zu sprechen“, sagt die ambulante Palliativoberärztin Renate Langenbach. Sie erinnert sich noch an die Worte eines Mannes, der erfahren hat, dass seine Mutter sterben wird, und diese Botschaft nun an die Familie weitergeben musste: „Oh leck, da lo get eng.“ (Oh je, das wird eng.“)

Die Palliativmedizin wird in Zukunft immer wichtiger werden. „Nur zehn Prozent der Menschen sterben den plötzlichen Tod“, sagt Chefarzt Fischer. Der medizinische Fortschritt führe dazu, dass die Lebenserwartung steige, die Menschen aber auch länger mit chronischen Erkrankungen leben müssten. „Was wäre, wenn Sie morgen unser Patient wären?“, fragt Stationsleiterin Annette Rommelfanger die Gäste, und man merkt schnell, dass das Psychologische einen großen Stellenwert in der Palliativmedizin hat.

Man könne den Patienten nicht einfach zu einer Nummer erklären, sagte Professor Giovanni Maio vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg, in seiner Rede. „Die Palliativmedizin ist das Ohr der Medizin und ein Beitrag zur Humanisierung der Gesellschaft.“ Es sei ein Trost für uns alle, zu wissen, dass wir in der Not nicht alleine gelassen werden. Maio sprach viel über Sorge. „Sorge heißt, den anderen in seiner Ganzheit zu sehen. Über das Zuhören verwirkliche ich Sorge, gebe ihm Raum, gebe Bedeutung.“

Eine Palliativstation ermöglicht genau das. Im normalen Klinikbetrieb auf anderen Stationen sei nicht so viel Zeit für Patienten, sagt der ehemalige Chefarzt Tentrup. Auf der Palliativstation haben die Ärzte diese Zeit. Ein Drittel der Zeit verbrächten die Ärzte dort mit den Patienten, zwei Drittel der Zeit mit den Angehörigen.

 „Die Palliativmedizin ist das Ohr der Medizin", sagt Professor Giovanni Maio von der Universität Freiburg.

„Die Palliativmedizin ist das Ohr der Medizin", sagt Professor Giovanni Maio von der Universität Freiburg.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jan Söfjer

Neun Tage ist im Durchschnitt ein Patient auf der Palliativstation im Mutterhaus, sagt der Geschäftsführer Jörg Mehr. Vor allem sind es Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder an neurologischen oder Lungenkrankheiten. Das Ziel sei es immer, dass die Menschen wieder nach Hause könnten, um dort ihre letzte Zeit mit den Angehörigen zu verbringen. Giovanni Maio sagt: „Die Arbeit mit den Todkranken erinnert an die eigene Endlichkeit und lehrt, damit umzugehen.

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