Partei-, aber nicht planlos: Dezernent Thomas Egger im TV-Interview

Trier. · Thomas Egger ist immer wieder für ein Novum gut: Vor zehn Monaten die FDP verlassen, die ihn 2010 ins Amt des Wirtschafts- und Kulturdezernenten gehievt hatte, und in diesem Jahr nimmt er als frischgebackener Vater zwei Monate Elternzeit. Die nächsten Neuerungen, die der parteilose 44-Jährige plant, sind verwaltungspolitischer Natur.

 Ein Dezernent, viele Ressorts: Thomas Egger ist im Trierer Stadtvorstand zuständig für Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung.

Ein Dezernent, viele Ressorts: Thomas Egger ist im Trierer Stadtvorstand zuständig für Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung.

Foto: Roland Morgen

Einer für vieles: Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung - dies alles gehört zum Dezernat III und damit zum Zuständigkeitsbereich von Thomas Egger. Für das mit 44 Jahren jüngste Stadtvorstandsmitglied ist nun Halbzeit. Im Gespräch mit TV-Redakteur Roland Morgen zieht er Zwischenbilanz und gibt Ausblick auf die kommenden vier Amtsjahre.

Manche bezeichnen sie als "Superdezernent", andere nennen Sie "Totengräber der Antike" - welcher Spitzname ist Ihnen lieber?
Thomas Egger: Weder noch. Letzteren lehne ich entschieden ab. Mit Superdezernent kann ich insofern leben, weil das Bezug nimmt auf meinen tatsächlich sehr großen Arbeitsbereich.

Aber in Ihrer Amtszeit wurden doch die Antikenfestspiele und das Römerfestival Brot und Spiele zu Grabe getragen …
Egger: Zu den Antikenfestspielen gab es einen Stadtratsbeschluss, in dem sich der Rat zwischen zwei Alternativen entscheiden konnte und sich letztlich nahezu einstimmig gegen die Fortführung der Festspiele ausgesprochen hat. Und zwar vernünftigerweise aus Verantwortung vor dem städtischen Haushalt. In Sachen Brot und Spiele war das etwas anders. Dort kamen wir zu keinem einvernehmlichen Verhandlungsergebnis mit unserem Vertragspartner, da uns auch hier die Haushaltslage enge Grenzen setzte. Daher erfolgte die Absage, über die ich die Fraktionen - den Schuh ziehe ich mir an - zu spät informiert habe. Am Ergebnis hätte das aber nichts geändert. Und in beiden Fällen gab es ausgiebige Diskussionen im Vorfeld, in die die Fraktionen einbezogen waren.

Stattdessen soll nun der "Römische Sommer" überregionale Aufmerksamkeit auf Trier lenken. Wie weit ist denn das neue Konzept zur Bespielung antiker Stätten gediehen?
Egger: Wir wollen das neue Festival möglichst 2015 an den Start bringen und peilen einen Zwei-Jahres-Rhythmus an. Das passt sich gut in die Planungen der kommenden Jahre ein: 2016 die große Nero-Ausstellung, 2018 der 200. Geburtstag von Karl Marx. Und in den "ungeraden" Jahren eben der Römische Sommer. Zu inhaltlichen Aspekten kann ich noch nichts sagen. Es laufen Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern, und dann muss erst noch die ausführliche Diskussion in den Gremien stattfinden. Aber ich kann sagen, was ich mir erhoffe. Dass es nämlich mal in der Tageschau heißt: "Heute ist in Trier der Römische Sommer gestartet" - so wie bei Worms und seinen Nibelungenfestspielen.

Zurück zum "Superdezernenten". Haben Sie sich vor Ihrem Amtsantritt im Februar 2010 ausmalen können, was da alles auf Sie zukommt?
Egger: Ich war mir dessen bewusst, dass der neue Dezernatszuschnitt mit den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung auf ein gewaltiges Aufgabenspektrum hinausläuft und ich mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in jetzt zwölf Ämtern und Institutionen haben würde. Den Aufwand, den ich allerdings persönlich in der Betreuung der Ämter haben würde, habe ich zugegebenermaßen etwas unterschätzt. Gerade der Kulturbereich ist zeitintensiv, der Bereich Wirtschaft - schon allein wegen der zahlreichen Beteiligungen - ebenso. Und ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass der Fokus der öffentlichen Wahrnehmung vor allem auf Kultur liegt.

Was kommt Ihrer Meinung nach stattdessen zu kurz?
Egger: Zum Beispiel, dass es gelungen ist, binnen relativ kurzer Zeit mit das größte Bauprojekt, das die Stadt in den nächsten Jahren stemmt, finanziell abzusichern und in die Umsetzung zu bringen: das Brand- und Katastrophenschutzzentrum, kurz BKSZ, in Trier-Ehrang. In Kooperation mit den Stadtwerken und einem Investitionsvolumen von rund zwölf Millionen Euro.
Dafür dauerte es aber deutlich länger, die Trier Tourismus Marketing GmbH, kurz TTM, aus der Taufe zu heben.
Egger: Aber wir sind jetzt fast so weit. Die Geschäftsräume werden gerade bezogen, und der Notartermin zur Beurkundung der neuen Gesellschaft steht an. Das Team arbeitet schon zusammen und plant, ein ganzheitliches Stadtmarketingkonzept auf den Weg zu bringen.

Das bisherige Kulturbüro als - neben der Tourist-Information - eine Säule der TTM organisiert ja bereits das Altstadtfest. Wäre es denkbar, auf diesem Wege auch den Weihnachtsmarkt zu einer städtischen Veranstaltung zu machen?
Egger: Das ist durchaus denkbar. Darüber werden wir uns auch intensiv Gedanken machen.

Vier Ihrer acht Amtsjahre sind vorüber. Wie bewerten Sie die "erste Halbzeit"?
Egger: Es gab Licht und Schatten. Nicht zufrieden bin ich zum Beispiel in Sachen Samstagsmarkt auf dem Domfreihof. Die vermeintlich gute Idee "Die Stadt schafft den satzungsgemäßen Rahmen und stellt einen ihrer schönsten Plätze zur Verfügung" hat nicht den von mir erhofften Erfolg gebracht. Der Markt wird in der Bevölkerung nicht so gut angenommen, und die Marktbeschicker tun sich auch schwer damit, sich selbst zu organisieren. Wir werden uns was Neues ausdenken müssen.

Wo sehen Sie Erfolge Ihrer Arbeit?
Egger: Neben dem BKSZ zum Beispiel auch in der Strukturdiskussion zum Theater und beim Kulturleitlinienprozess. Beides war eine Premiere und hat Ergebnisse gebracht, die wir umsetzen wollen. So werden wir das Stadttheater zur GmbH machen, um effizienter organisieren und flexibler agieren zu können. Zudem ist das Gebäude dringend sanierungsbedürftig. Der Beschluss, wie es hiermit weitergeht, muss spätestens 2015 getroffen werden.

Wo liegen die Prioritäten in Sachen Wirtschaft?
Egger: Ganz klar bei der Weiterentwicklung der regionalen Wirtschaftsförderung. Wir brauchen bekanntermaßen neue Gewerbeflächen und wollen etwa die im Flächennutzungsplan vorgesehen Gebiete Herresthal und Kockelsberg in Zusammenarbeit mit dem Landkreis entwickeln. Auch beim Brand- und Katastrophenschutz muss das alte Motto "Stadt und Land - Hand in Hand" mehr denn je beherzigt werden.

Das klingt so, als hätten Sie Freude an Ihrem Job. Auch wenn Sie die FDP, die Sie einst ins Amt gehievt hat, verlassen haben.
Egger: Freude: unbedingt! Mein heutiges Verhältnis zur FDP ist nicht so schlecht, wie oft behauptet wird. Ich bin in erster Linie aus Enttäuschung von der Mutterpartei ausgetreten, mit Personen vor Ort hatte das eher weniger zu tun. Ich bin kein Parteiendezernent, sondern muss das Wohl der gesamten Stadt im Auge haben. Das funktioniert übrigens prima, weil ich hervorragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe. Das will ich ausdrücklich erwähnen.

So gute Leute, dass der Dezernent mal locker für ein paar Monate in Elternzeit gehen kann?
Egger: Stimmt, das werde ich tun. Aber in einer Phase des Jahres, wo es problemlos gehen müsste. Ich mache je einen Monat Elternzeit und nehme zusätzlich Resturlaub. So werde ich im Mai vier und im Sommer sechs Wochen lang nicht im Rathaus sein, in einer Zeit ohne Stadtrats- und Ausschusssitzungen. Meine ständige Vertreterin ist Simone Kaes-Torchiani, die Baudezernentin, von der ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann. Aber auch Frau Birk und der Oberbürgermeister unterstützen das, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Zur Person: Thomas Egger

Thomas Egger, geboren am 16. Dezember 1969 in Ludwigshafen, studierte Rechtswissenschaften unter anderem an der Universität Trier; danach von April 1996 bis Mai 1998 Referendariat mit Abschluss 2. Juristisches Staatsexamen. Ab Juni 1998 arbeitete er als Rechtsanwalt, zuletzt als Partner der Kanzlei Hornung & Egger in Trier. Von 2004 bis 2010 gehörte Egger der FDP-Fraktion des Trierer Stadtrates an. Seit Februar 2010 gehört er neben OB Klaus Jensen (62), Bürgermeisterin Angelika Birk (58) und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (58) dem Stadtvorstand als Beigeordneter an und ist Dezernent für Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Sicherheit und Ordnung.
Thomas Egger ist verheiratet und hat einen sechs Monate alten Sohn.

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