Peinlich

Zu der derzeit in Trier laufenden Aktion "Wahl des größten Trierers aus 2020 Jahren":

Der römische Kaiser Augustus gab unter seinem früheren Namen Octavian nach der Seeschlacht von Actium (31 v. Ch.) und dem Sieg über seinen Rivalen Marcus Antonius den Befehl zu einem Kindermord. Er ließ Cäsarion, den Sohn von Gajus Julius Cäsar und Königin Kleopatra, töten. Wie beurteilen wir und beurteilt unsere heutige Rechtsprechung die Tötung eines unschuldigen Kindes bzw. den Auftrag oder Befehl dazu? Verjährt Mord? Der von Augustus Gnaden in Jerusalem als König herrschende Idumäer Herodes I., versehen mit dem Ehrentitel "Freund des römischen Volkes", ist für den Kindermord von Bethlehem verantwortlich, da er in diesem kleinen Ort einen neugeborenen König fürchtete. Außerdem ließ Herodes seine Frau und einen seiner Söhne hinrichten. Unter Kaiser Tiberius, Stiefsohn und Nachfolger des Augustus, verurteilte der in Judäa eingesetzte Statthalter Pontius Pilatus den unschuldigen 33-jährigen Jesus von Nazareth zum Tode und ließ ihn am Freitag, 27. April des Jahres 28 n.C., kreuzigen. Unter Berücksichtigung all dieser historischen Ereignisse und Fakten darf Augustus nicht zum größten Trierer aus 2020 Jahren gewählt werden. Geradezu peinlich, geschichtsvergessen und fragwürdig empfinde ich außerdem die Schaffung und Verleihung eines "Kaiser-Augustus-Ordens" durch die Trierer Funktionäre der gelenkten Fröhlichkeit in der so genannten fünften Jahreszeit. Peter-René Schenten, Trier

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