Perle am Moselufer wird zum Parkplatz

Trier · Vorerst gescheitert sind die Pläne der Stadtverwaltung, einen Investor für den Bau einer Hotelanlage auf dem Gelände der Kabinenbahn am Zurlaubener Ufer zu finden. Stattdessen will Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani aus der "Perle am Moselufer" provisorisch einen Parkplatz machen.

Trier. Der Bau eines Hotels auf dem 3000 Quadratmeter großen Areal der früheren Kabinenbahn war bereits beschlossene Sache, alle Details waren analysiert, diskutiert und schließlich geregelt - da sprang der Investor in letzter Sekunde ab. "Die Gesellschaft gab familiäre Gründe als ausschlaggebende Ursache an", sagt Triers Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Die Christdemokratin wird das Trierer Rathaus zum 1. April verlassen, ihr Nachfolger Andreas Ludwig wird am kommenden Donnerstag, 19. März, ernannt und vereidigt.
Trotz dieses unerwarteten Absprungs will sie ihrem Nachfolger kein ungelöstes Problem hinterlassen. "Es hat im Moment offenbar keinen Zweck, einen Partner finden zu wollen, der dort eine architektonisch und städtebaulich zum Umfeld passende Hotelanlage bauen und betreiben will", sagt sie im Gespräch mit dem TV. "Der Markt ist offenbar nicht so groß." Dennoch soll die Fläche nicht zur ungenutzten Brache werden. "Wir wollen diese Perle am Fluss nicht verramschen, sondern sie aufheben und hüten." Bis es so weit ist, soll dort ein in Trier stark gefragtes Gut entstehen: Parkplätze. Die alte Kabinenbahnruine wird abgerissen.
Bis zu 70 Parkplätze sollen direkt am Moselufer entstehen. Wenn die Stadt sie selbst bewirtschaften will, und danach sieht es zurzeit aus, muss der Stadtrat diesem Projekt zustimmen. "Über Fahrradboxen kann man ebenfalls nachdenken", sagt Ka es-Torchiani. "Die Parkplätze wären dann auch für die Fans von Eintracht Trier geeignet." Das Moselstadion ist zu Fuß nicht allzu weit weg.
Nicht das höchste Angebot soll gewinnen, sondern das beste architektonische und städtebauliche Konzept - unter diesem Motto suchte die Stadt Trier seit 2013 per Ausschreibung einen Investor. Im Juni 2014 hatte sie einen gefunden. "Konzept und Gestaltung sagen uns bisher sehr zu", sagte die Baudezernentin damals (der TV berichtete mehrmals).
Die Bedingungen: Ein städtebauliches und architektonisches Nutzungskonzept soll die Fläche in den Stadtteil Trier-Nord integrieren und zukunftsfähig weiterentwickeln. Die Neubebauung soll die moselseitige Stadtsilhouette aufwerten und besondere Akzente setzen. Die hochwertige Lage an der Mosel soll über eine anspruchsvolle Architektur vermarktet werden.
Eine neue Nutzung des Kabinenbahngeländes wäre die Weiterführung eines langen und auch tragischen Kapitels der Trierer Stadtgeschichte. 2001 begann das langsame Ende der 1967 in Betrieb genommenen Kabinenbahn, die auf 375 Metern das Zurlaubener Ufer mit dem Weißhauswald verband. 2004 kündigte der Eigentümer und Betreiber Peter Schwab aus Bad Dürkheim an, 150 000 Euro in neue Elektronik zu investieren. Während der Vorbereitungen kam es zu einem tödlichen Unfall an der Bergstation. Im März stürzte ein 65-jähriger Mitarbeiter fünf Meter tief ab und erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus. Ein Jahr später zog Schwab seine Ankündigung wieder zurück.Meinung

Die Ruine muss endlich weg
Der Plan der Stadt war gut, und er hätte beinahe funktioniert. Doch auch der beste Plan kippt, wenn der Investor abspringt. Eine optisch und strukturell hochklassige Hotelanlage direkt am Zurlaubener Ufer hat natürlich wesentlich mehr Charme als ein Parkplatz. Aber jede vernünftige Nutzung ist besser als die Ruine, deren Anblick momentan jeden von der Autobahn kommenden Fahrer empfängt. Es wäre klar die schlechtere Idee gewesen, diesen Zustand weiter zu ertragen, bis irgendwann möglicherweise ein neuer Investor um die Ecke kommt. Die Suche nach eben diesem Investor muss natürlich weitergehen. Der Stadt selbst fehlen Mittel und Möglichkeiten, die Fläche am Zurlaubener Ufer ihrem Wert entsprechend selbst zu entwickeln. Bis ein Partner gefunden wird, ist ein Parkplatz eine akzeptable Lösung. j.pistorius@volksfreund.de

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