Perlen auf Pergament

Nach ihrer Restaurierung soll die "Sammlung Kutzbach" in Kooperation von Stadtarchiv und Universität in einen Katalog einfließen. Dazu sind die Kunsthistoriker allerdings auf Spenden angewiesen.

 Dr. Georg Schelbert (links) und Archivar Bernhard Simon mit handgezeichneten Zeichnungen des Dreikönigshauses. Kutzbach erstellte sie zur Rekonstruktion des Kleinods und plante auch den Einbau des inzwischen wieder entfernten Café-Schaufensters. TV-Foto: Claudia Neumann

Dr. Georg Schelbert (links) und Archivar Bernhard Simon mit handgezeichneten Zeichnungen des Dreikönigshauses. Kutzbach erstellte sie zur Rekonstruktion des Kleinods und plante auch den Einbau des inzwischen wieder entfernten Café-Schaufensters. TV-Foto: Claudia Neumann

Trier. Als Baurat Friedrich Kutzbach und sein Mitarbeiter Karl Delhougne sich vor 80 Jahren aufmachten, die Trierer Baudenkmäler für die Nachwelt zu erfassen, entging ihnen nicht das kleinste Steinchen. Mit Akribie und Liebe zum Detail hielten sie noch den winzigsten Schnörkel der alten Gemäuer in Tusche fest. Ihre Zeichnungen und Pläne bilden die "Sammlung Kutzbach". Ein wahrer Schatz für heutige Forscher, denn viele der von ihnen auf Pergament oder Karton gebannten Bauwerke sind längst verschwunden."Diese Fülle von Detailinformationen ist sehr selten", sagt Professor Michael Embach, Leiter der Stadtbibliothek. Das unter seinem Dach beheimatete Stadtarchiv hat die Sammlung im vergangenen Jahr vom Denkmalpflegeamt übernommen. "Sie enthält rund 1600 großformatige Blätter, dazu unzählige Hand- und Ausmaßzeichnungen", berichtet Archivar Bernhard Simon. Der größte Teil stammt aus Delhougnes Feder.Die alten Bögen werden jetzt mit Hilfe von Fördergeldern des Landes Rheinland-Pfalz in Höhe von 15 000 Euro restauriert (der TV berichtete). Bis zum Herbst dürfte die Maßnahme beendet sein. Im Anschluss soll dann ein Projekt mit Pilotcharakter beginnen. Unter Federführung von Dr. Georg Schelbert übernimmt der Fachbereich Kunstgeschichte der Universität Trier die Erschließung und Dokumentation der Sammlung."Wir wollen die historischen Baupläne in einem wissenschaftlichen Katalog erfassen, in dem alle Elemente und Inhalte beschrieben werden", führt Schelbert aus. In einem weiteren Schritt könnte das Material digitalisiert und um Informationen aus den Bauakten erweitert werden.Stadtbibliothek und Universität setzen das Projekt gemeinsam um. "Das eröffnet Möglichkeiten, die das Archiv alleine nicht leisten könnte." Bibliotheksleiter Embach geht sogar davon aus, dass das innovative Zusammenspiel Modellcharakter für andere Städte haben könnte.Die Finanzierung des Katalogs ist jedoch noch offen. "Wir sind dabei auf Drittmittel angewiesen", sagt Schelbert.Nicht zuletzt könnte das Projekt auch Karl Delhougne wieder zu verdienten Ehren verhelfen. Denn der Architekt und Denkmalpfleger war mehr als nur Kutzbachs Zeichner. Nachdem der Baurat 1936 aus dem Dienst der Stadt ausgeschieden war, führte Delhougne Kutzbachs Werk bis zu seinem eigenen Ruhestand 1960 weiter. Extra Friedrich Kutzbach (1873-1942) war ab 1921 als Trierer Stadtkonservator tätig. Er war als Kämpfer für den Erhalt des Trierer Bauerbes von großer Bedeutung. Die unter seiner Leitung angefertigten Zeichnungen bildeten nach dem Krieg die Grundlage für den Wiederaufbau stadtbildprägender Bauten wie der Steipe. Unter anderem wurden das Dreikönigshaus und der Frankenturm nach seinen Plänen rekonstruiert. Die Wiederherstellung des Simeonstifts gilt als sein größter Verdienst. (cnn)

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