Petrisberg-Gesellschaft will Kaserne Castelnau kaufen

Moderne Wohnformen auf 18 Hektar Fläche, ein zentrales Einkaufszentrum und der alte Exerzierplatz als neuer Stadtteilmittelpunkt: Das ehemalige Kasernengelände Castelnau soll innerhalb der nächsten zehn Jahre zum blühenden Quartier entwickelt werden.

 Ein Teil der alten, zum Teil verfallenen Kasernengebäude (Foto unten) soll bei der Entwicklung des Castelnau-Areals erhalten werden. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Ein Teil der alten, zum Teil verfallenen Kasernengebäude (Foto unten) soll bei der Entwicklung des Castelnau-Areals erhalten werden. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Wie ein Keil ragt das Kasernengelände Castelnau in den Ortsteil Feyen hinein. Dort, wo erst die Wehrmacht und von den 1950ern bis in die 1990er-Jahre das französische Militär stationiert war, soll binnen zehn Jahren ein neues Wohngebiet entstehen.

Die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg (EGP), die den Petrisberg in ein lebendiges Wohn- und Geschäftsviertel verwandelt hat, will das Castelnau-Gelände von der Stadt kaufen. Dass Stadt und EGP dabei so schnell zusammenfinden konnten, hat erst ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) möglich gemacht. Erst Ende März hatte der EuGH entschieden, dass Kommunen Grundstücke auch dann nicht europaweit ausschreiben müssen, wenn deren Entwicklung in einem städtebaulichen Vertrag festgeschrieben ist (der TV berichtete).

Schon vor dem EuGH-Urteil hatte die EGP Interesse an dem Gelände gezeigt, und auch Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani - gleichzeitig EGP-Aufsichtsratsvorsitzende - wollte am liebsten an die Trierer verkaufen. Hätte die Stadt das Gelände allerdings ausschreiben müssen, hätten finanzstärkere Investoren die EGP überbieten können.

So dagegen konnten die Wunschpartner am gestrigen Mittwoch von 9 Uhr bis in den späten Nachmittag darüber beraten, wie das 35 Hektar große Areal später aussehen soll. Mehr als 20 Vertreter von Stadtverwaltung, Stadtrat, Ortsbeirat, EGP und des Architektur- und Städtebaubeirats saßen am Tisch, um städtische Interessen und die des Investors unter einen Hut zu bringen. "Wir haben kontrovers diskutiert, aber einen Konsens gefunden", sagte EGP-Geschäftsführer Jan Eitel hinterher. "Es sollen innovative Wohnformen und moderne Energiekonzepte umgesetzt werden", erklärte Dezernentin Kaes-Torchiani. Der Ex-Exerzierplatz mit den umliegenden alten Kasernen könnte neuer Stadtteilmittelpunkt werden. "Wir wollen keinen zweiten Petrisberg", betonte Eitel. Mehr noch als auf dem Petrisberg sollen auf dem Castelnau-Gelände Häuser und Geschosswohnungen in allen Preislagen zum Mieten und Kaufen entstehen. Soziale Kriterien - wie Zahl der Kinder oder Einkommen - für den Verkauf von Wohneigentum sind allerdings im städtebaulichen Vertrag zwischen Stadt und EGP nicht vorgesehen. "Aber wir werden vereinbaren, dass es Eigentums- und Mietwohnraum auch zu unteren Marktpreisen geben wird", verspricht Eitel.

Entstehen soll auch ein Einkaufszentrum mit einem Vollsortiment-Supermarkt, einem Discounter und anderen Geschäften, ähnlich wie auf der Tarforster Höhe.

Im Sommer soll der Kaufvertrag unterschriftsreif sein. Die Stadt hatte das Gelände im Oktober dem Bund für gut drei Millionen Euro abgekauft. Der Verkaufspreis an die EGP steht noch nicht fest. "Aber die Stadt wird dabei auf keinen Fall einen Verlust machen", versichert Kaes-Torchiani.

Meinung

Einiges machbar

Baudezernentin Kaes-Torchiani hatte angekündigt, "preisdämpfend" auf den angespannten Trierer Immobilienmarkt einwirken zu wollen. Das Castelnau-Gelände gibt ihr die Chance. Auch, wenn die EGP sich nicht auf soziale Vergabekriterien, die auch Familien und nicht ganz so Reichen die Chance auf Wohneigentum ermöglichen, einlassen will: Stadtverwaltung und -rat sollten beim städtebaulichen Vertrag darauf drängen, dass in Feyen möglichst viel Wohnraum zu günstigen Preisen geschaffen wird. Zwar ist das Gelände wegen der Hanglage nicht einfach zu entwickeln, aber da die halböffentliche EGP nicht auf maximalen Gewinn aus sein sollte, müsste da einiges machbar sein. c.wolff@volksfreund.de

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