Pfalzeler Powerfrau

PFALZEL. Die Diplom-Betriebswirtin Petra Theisen aus Pfalzel hat nicht nur Power, sondern auch Mut zum Risiko. Aus einem gut dotierten Angestelltenverhältnis wechselte sie in die Selbstständigkeit und gründete das "Einkaufskörbchen". Ob aus dem Geschäft ein Kamikazeunternehmen wird, liegt in den Händen der Kunden.

Jahrelang gab es, zum Verdruss vieler Bürger, in Pfalzel keinen Supermarkt. "Den gibt es auch heute nicht", schmunzelt Theisen, "es gibt nur das ,Einkaufskörbchen‘." Wobei durchaus eine Mischung von höflichem Understatement und berechtigtem Stolz mitklingt. Am 24. Juli letzten Jahres eröffnete Theisen das proppere Lebensmittelgeschäft in der Pfalzeler Straße. Und setzte sich damals eine Frist von sechs Monaten, um zu sehen, wie der Laden läuft. Die Frist ist längst verstrichen - das Geschäft gibt es noch immer. Also alles in trockenen Tüchern? Mitnichten, wie Theisen offen berichtet. "Die Leute, die hierhin einkaufen kommen, lieben den Laden", sagt die fast 40-Jährige. Doch es ist eben nur ein Bruchteil der rund 3000 Pfalzeler, der Theisens zum Anbeißen ausgelegte Frisch-Ware und Nahrungsmittel aller Art in blitzblanken Regalen erstehen will. "Erst haben sie alle gebrüllt, dass es keine Lebensmittel mehr in Pfalzel zu kaufen gibt. Doch jetzt gehen die, die gebrüllt haben, nicht in Pfalzel einkaufen", habe ihr ein Kunde gesagt und süffisant resümiert: "So sind sie eben, die Pfalzeler." Seit 1993 lebt die geborene Wittlicherin in Pfalzel, das sie wegen der dörflichen Strukturen schätzt. Letztes Jahr heiratete sie ihren früheren Nachbarn, den sie "ganz romantisch am Gartenzaun" kennen und lieben gelernt habe. "In einer Phase, in der es privat und beruflich turbulent zuging", erinnert sich Theisen an Hauskauf, Insolvenz ihres damaligen Arbeitgebers und einen neuen Job. Doch ruhig ging es eigentlich nie zu in ihrem Leben. Hauptschule, Handelsschule, mittlere Reife, Bürokauffrau und Führung des Ersatzteillagers in einem Autohaus. "Das kommt mir heute zugute", sagt sie lachend. Das Fachabitur folgte, dann das Betriebswirtschafts-Studium an der Fachhochschule. Nebenbei jobbte die Winzertochter in einer Disko und als Kellnerin. Die Mühe wurde mit einem gut dotierten Top-Job in einem Trierer Unternehmen belohnt. "Es war ein kontinuierlicher Aufstieg, doch er hat mich nicht zufrieden gemacht", sagt Theisen, die sich unbedingt selbstständig machen wollte. Das hat sie mit der Gründung des "Einkaufskörbchens" geschafft. Und quasi als Nebenprodukt Fitness erlangt. "Seit ich den Laden führe, habe ich keine Gewichtsprobleme mehr", scherzt Theisen in Anbetracht des Arbeitspensums. Mit der Entscheidung, ein Geschäft zu eröffnen, sei sie nach wie vor glücklich, meint die Hobby-Gärtnerin und passionierte Köchin. Der Kontakt zu den Menschen, die Gespräche, das Kennenlernen der Pfalzeler, "wer zu wem gehört" - das bedeute ihr viel. Aber vielleicht nicht alles. Ihre persönliche Probezeit hat sie verlängert, das Sortiment um Naturkost erweitert. Doch die Galgenfrist läuft. "Wenn sich nicht gravierend etwas ändert, muss ich mir was einfallen lassen", sagt sie. "Aber noch will ich nicht daran denken."

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