Pläne für Waldkindergarten stecken fest

Trier · Ein Kindergarten im Wald, ohne Türen und Wände, aber mit viel Platz zum Spielen und Toben. Der Trierer Verein Waldpänz versucht seit Frühjahr 2011, einen Waldkindergarten im Weißhauswald zu realisieren - und stößt auf Widerstand aus dem Rathaus.

Spuren lesen, Stocktipis und Staudämme bauen: Im Waldkindergarten gibt es unzählige Spielmöglichkeiten - das ganze Jahr über. Das Lernen von und mit der Natur, draußen sein bei Wind und Wetter, wollen die Mitglieder des Vereins Waldpänz ihrem Nachwuchs in einem Waldkindergarten ermöglichen. "Der Weißhauswald ist das Gebiet unserer Wahl", sagt Initiatorin Katja Siebert-Schmitt. Er habe eine gute Infrastruktur und sei gut zu Fuß und mit dem Rad erreichbar.
Bereits im März 2011 stellte die Erzieherin die notwendigen Anträge an die Stadt. Obwohl diese das Projekt befürwortet und Bürgermeisterin Angelika Birk im Januar im Jugendhilfeausschuss die "aktive Unterstützung" zusicherte, treten die Initiatoren auf der Stelle. Einen Antrag auf Baugenehmigung für den Bauwagen, Materiallager und gleichzeitig Schutz vor extremer Witterung, habe die Stadt "in Abstimmung mit der Antragstellerin … als nicht bearbeitungsfähig angesehen", teilt Dieter Jacobs vom städtischen Presseamt auf TV-Anfrage mit. Auch habe die Bauaufsicht den Standort noch nicht beurteilt. Das Bauamt habe sie falsch beraten, kontert Siebert-Schmitt. Wie der Bauantrag konkret aussehen soll, dazu äußere sich die Stadt nicht konkret.
Dabei sei der Verein vom Wunschplatz mitten im Wald, der mit Revierförsterin Kerstin Schmitt abgestimmt war, schon abgerückt, sagt die 35-Jährige. Denn seitens der Stadt gebe es die Option, zusätzlich einen Teil des Sportlerheims am Waldstadion zu nutzen, da dort die Kinder bei extremer Witterung besser geschützt seien. Doch das Gebäude ist sanierungsbedürftig, zudem müsse geklärt werden, ob es für einen Kindergarten geeignet sei.
Ohne Standortklärung und Bauantrag gibt es keine Betriebserlaubnis vom Jugendamt, und die benötigt jede Kita . "Es gibt keine gesetzliche Richtlinie, jedes Genehmigungsverfahren ist anders", sagt Siebert-Schmitt. "Die meisten Bauwagen sind von den Gemeinden geduldet", bestätigt Hannes Kraft, Vorstand des Landesverbands der Wald- und Naturkindergärten. "In den wenigsten Fällen wurde ein ordentlicher Bauantrag gestellt", denn ein Wagen werde nie längerfristig von der gesamten Gruppe genutzt und stehe meist nicht in einem erschlossenen Gebiet. Probleme hat die Trierer Verwaltung auch mit der WC-Frage - die Waldpänz wollen sie mit einer Kompost- oder Rindenschrot-Toilette lösen - und der Sicherheit. Es gebe klare Vorgaben der Unfallkasse, die die Kitas versichert, sagt Siebert-Schmitt. Die hätte weniger Bedenken als das Bauamt, auf dessen Forderung sie im Wagen aus Brandschutzgründen eine Fluchttür brechen ließ.
"Von der Stadt aus besteht keine Bereitschaft, sich mit allen Behörden und uns an einen Tisch zu setzen und einen Konsens zu finden", resümiert Siebert-Schmitt. Sie könne kein Personal einstellen, und auch Spenden sammeln für den Umbau des Bauwagens sei schwierig, "weil wir keine Zusage machen können. Das kostet Geld, denn wir gehen in Vorleistung."
Die Situation laste massiv auf den Eltern. "Der Ball liegt nun bei der Verwaltung", sagt Siebert-Schmitt. "Es muss ein positives Signal vom Stadtvorstand kommen, damit uns nicht die Puste ausgeht!"Extra

Der erste Waldkindergarten wurde 1954 in Dänemark eröffnet. Die Naturpädagogik-Bewegung entstand allerdings schon Ende des 19. Jahrhunderts in Skandinavien. Die erste private Kita in Deutschland startete 1986 in Wiesbaden, die erste staatliche 1993 in Flensburg. In Rheinland-Pfalz gibt es etwa 40 Natur- und Waldkindergärten. Ihre Vorteile aus Sicht von Wissenschaftlern: Die Kinder entwickeln in der Natur ein stärkeres Immunsystem und verfügen über eine bessere Motorik und Koordination. Da sie ihren natürlichen Bewegungsdrang ausleben können, bauen sie angestaute Aggressionen besser ab. Das Spielen mit Naturgegenständen fördert Fantasie und Sprachentwicklung. Im Waldkindergarten verbringen die Kinder den Tag im Freien, bei jedem Wetter. In Deutschland müssen laut Gesetz beheizbare Aufenthaltsräume existieren, in die sich die Kinder zurückziehen können - etwa eine Schutzhütte. redExtra

Die Gründung der Wald- und Wiesen-Kita in Niederöfflingen, Landkreis Bernkastel-Wittlich, lief problemlos. "Wir hatten keine Schwierigkeiten bei der Genehmigung und erhielten 2004 die Betriebserlaubnis für 18 Kinder", sagt Kita-Leiterin Margit Kiewel. Es hätten keine baurechtlichen und brandschutztechnischen Mängel beim Bauwagen bestanden. Bereits 1999 hat der Regelkindergarten St. Edeltrudis mit einem Projektjahr begonnen. Es sollte ausprobiert werden, ob das mit einer zusätzlichen Waldgruppe funktioniere. "Es gibt hier keine Probleme", sagt Kiewel. Der einzige Punkt, der Bedenken hervorrief, war die Toilettenfrage. "Die Kinder gehen gar nicht so oft", weiß Kiewel. Für Notfälle gebe es eine Campingtoilette. mehi

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