Prachtwesen aus Porzellan

Sie alle haben ihren eigenen Ausdruck und sind von bezaubernder Lebendigkeit: Bis zu 150 Stunden dauert die Herstellung einer Künstlerpuppe. Im Rahmen ihrer Verkaufs-Sonderausstellung im Spielzeugmuseum hat die Trierer Puppenmacherin Rita Simon Einblicke in ihre Arbeit gewährt.

 Im Spielzeugmuseum schildert Puppenmacherin Rita Simon, wie aus einer Plastilingrundform und einem Porzellanguss eine ausdrucksvolle Künstlerpuppe entsteht. Rechts ihre Puppe „Lieselchen“. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Im Spielzeugmuseum schildert Puppenmacherin Rita Simon, wie aus einer Plastilingrundform und einem Porzellanguss eine ausdrucksvolle Künstlerpuppe entsteht. Rechts ihre Puppe „Lieselchen“. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier. "Puppen haben mich immer interessiert", sagt Rita Simon. Die 71-Jährige aus Kernscheid, eine ehemalige Fachlehrerin für Textil und Werken an der Berufsbildenden Schule, stellt seit rund 15 Jahren Künstlerpuppen her. "In Lüneburg auf dem Weihnachtsmarkt habe ich einer Puppenmacherin zugesehen, das hat mich damals fasziniert", erinnert sie sich. "Meine Tochter sagte: ,Das könntest du doch auch machen.' Also hab' ich ein Seminar mitgemacht." Viele weitere sollten folgen, und 1997 in Interlaken gewann Rita Simon mit einer ihrer Puppen einen Preis.

Bei 1210 Grad in den Ofen



Im Spielzeugmuseum sind zahlreiche ihrer individuellen, schön gestalteten Künstlerpuppen noch bis Ende März ausgestellt. Winzige Püppchen liegen in zierlichen Bettchen oder gemeinsam in einem Körbchen. Die größeren hören etwa auf den Namen Lea oder Lilly, Tom oder Michel und sind mit viel Liebe zum Detail eingekleidet worden. "Meine größten sind 74 Zentimeter groß", sagt die Puppenmacherin.

In einer Veranstaltung demonstriert sie ihren Besuchern, darunter begeisterten Sammlerinnen, die Arbeitsschritte vom Schaffen des Grundmodells aus Plastilin über die Gießform bis zum noch bearbeitbaren Puppenkopf aus Porzellan. An diesem müssen die Naht entfernt und die Schulterplatte befestigt werden, die Augen werden ausgeschnitten. Später werden mundgeblasene Augen eingefügt. An den Gesichtszügen der Puppe können noch Veränderungen vorgenommen werden, als Vorbild dient etwa ein Foto.

"Ich habe auch meine Enkelkinder porträtiert", berichtet Rita Simon. Nach dem Vorbrennen wird der Puppenkopf nass geschliffen: "Das dauert sehr lang. Und wenn ein Haarriss entsteht, kann ich ihn wegwerfen." Gebrannt wird der Kopf bei 1210 Grad, gemeinsam mit Armen, Beinen und Schulterplatte aus Porzellan. Daraufhin kann er mit echten Haaren und Wimpern versehen und bemalt werden; auch die Kleidung näht Rita Simon selbst.

In einer zweiten Veranstaltung am 11.2. um 15 Uhr möchte sie weitere Arbeitsschritte demonstrieren. "Es macht mir viel Freude", sagt sie. "Immer wenn ich in Stimmung bin, gehe ich in meinen Keller und mache wieder ein bisschen." Drei bis vier Puppen stelle sie jährlich her. "Ich trenne mich gar nicht gern von ihnen", verrät Rita Simon lachend. Ihre Lieblingspuppe Kathrin allerdings musste sie loslassen: "Die hab' ich meiner Enkeltochter geschenkt."

Weitere Informationen zu der Sonderausstellung gibt es im Spielzeugmuseum unter www.spielzeugmuseum-trier.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort