Prahlhans und Prinzenrolle

TRIER. Die fünften Klassen des Auguste-Viktoria-Gymnasiums (AVG) bestanden die Premiere der modernen Version von Mozarts Oper "Die Zauberflöte" im AVG-Klosterhof bravourös. Lehrer Christoph Günschmann verpasste dem Text für das kindgerechte Kabinettstück viel Komik und neumodisch-sprachliche Finesse.

Was haben ein Handy, Wasserpistolen und Paparazzi mit der märchenhaften Geschichte der Mozart-Oper "Die Zauberflöte" zu tun, bei der die Liebe über mancherlei Gefahren siegt? Die Antwort gaben die fünften Klassen des AVG im Klosterhof, die sich 215 Jahre nach der Uraufführung des Stoffes annahmen und ihm mit dem Text aus der Feder von Christoph Günschmann eine sprachliche Frischzellenkur verpassten. Ein allzu gern aufschneiderisch plappernder Papageno (Christian Kloss) findet "Schweigen uncool" und findet per SMS endlich seine "krasse" Papagena (Teresa Sperber). Der neurotische Tamino (Marvin Reiff) verliebt sich in ein Passbild und muss trotz seiner "Allergie auf Waldgräser, Blasen an den Füßen" und der verdauungsfördernden Aufregungen seiner "Prinzenrolle" als Retter Paminas (Malka Eiserloh) nachkommen. Die interessiert sich aber zunächst eher dafür, ob der auch auf dem Skateboard eine gute Figur macht. Monostatos (Laura Jochem) meckert im schwarzen Ledermantel über die schlechten Arbeitsbedingungen bei Sarastro (Gregor Schleimer) und fordert von ihm Pamina als Mini-Job-Hilfe: "Gib mir die Kleine als Putze." Er erhält für sein ketzerisches Aufbegehren aber nur eine Abmahnung: "Eine Woche Hausarrest mit Kartoffelschälen und Teppichklopfen". Das "Reportergewürm" mit Paparazzi-Qualitäten macht aus der Geschichte eine aufmachertaugliche Skandal-Story für die Regenbogenpresse. Der Spagat zwischen modernen Sprachsequenzen und der Musik Mozarts ist den Schülern gelungen. Nicht nur schauspielerisch konnten sie überzeugen, auch interpretierten sie wirkungsvoll die großen Arien: "Der Vogelfänger bin ich ja" (Papageno), "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" (Tamino), "Das klinget so herrlich" (Monostatos), "Ein Mädchen oder Weibchen" (Papageno) und "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen" von der zickigen und hinterhältigen Königin der Nacht (Henriette Leicher). Aufführungen: heute und 6. Juli, jeweils 20.15 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort