Preis für Blick ins Gehirn

TRIER. (red/len) Der Oberarzt der neurochirurgischen Abteilung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, Dr. Frank Hertel, und der Radiologe Dr. Christof Walter sind mit dem Preis für Hirnforschung in der Geriatrie ausgezeichnet worden. Er wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie in Kooperation mit der Universität Witten-Herdecke vergeben.

Den Preis erhielt die Arbeitsgruppe, der auch die Nuklearmedizinerin Marion Schmitt und die Neuro-Radiologin Maria Mörsdorf angehören, für ein spezielles Verfahren zur Auswahl von Patienten für eine Operation. Es gelang ihnen, Patienten mit einer Abflussstörung des Nervenwassers aus dem Gehirn auszuwählen, bei denen eine Operation besonders erfolgversprechend war.Viele Patienten sind betroffen

Die Erkrankung ist ziemlich häufig: Zwischen 5 und 15 Prozent der Patienten mit Demenz-Erkrankungen zwischen 60 und 75 Jahren sind betroffen. Typische Symptome sind ein gestörter Gang bis hin zur Bettlägrigkeit, Urin-Inkontinenz und teilweise starke Gedächtnisstörungen.Behandelt werden diese Patienten mit einer speziellen Operation: Bei der so genannten "Shunt-Operation" wird ein kleiner Schlauch mit einem Ventil von den Hirnwasserkammern im Kopf unter der Haut bis in den Bauchraum geführt. Füllen sich die Kammern zu stark, läuft die überschüssige Flüssigkeit in den Bauchraum und wird dort vom Körper abgebaut.Sehr schwierig ist es, die NPH-Patienten von Patienten zu trennen, bei denen sich das Gehirn abbaut. Dies ist etwa bei Alzheimerkranken oder bei an Parkinson erkrankten Menschen der Fall.Seit vier Jahrzehnten versuchen Mediziner, Patienten, die von einer Shuntoperation profitieren können, von anderen abzugrenzen. Üblich ist, probeweise Hirnwasser zu entnehmen. Bessert sich daraufhin der Zustand des Patienten, wird der Schlauch in den Bauchraum gelegt. Allerdings erwies sich das Verfahren in der Praxis als nicht besonders zuverlässig.Unnötige Operationen werden erspart

Seit 1998 erproben die Neuro-Chirurgen des Brüderkrankenhauses zusammen mit den Nuklearmedizinern eine Kombination von Untersuchungen. Es gelang ihnen schließlich eine bessere Vorhersage, bei welchen Patienten eine Operation sinnvoll ist. "Wir können Patienten einen Eingriff ersparen, der ihnen nichts bringt", erklärt Walter den Nutzen des Verfahrens.Die neue Technik erlaubt es den Medizinern, einen faszinierenden und aufschlussreichen Blick in den Kopf des Patienten zu werfen. Wie bei einem Laib Brot können sich die Forscher auf vom Computer errechneten Bildern Scheibe für Scheibe die Gehirnstruktur anschauen. Das hochmoderne Gerät, mit dem das möglich ist, kostet rund 1,5 Millionen Euro.

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