Universität Provokante Forderung: Handy an im Unterricht!

Trier · Studierende der Uni Trier zeigen beim Aktionstag „Schulentwicklung jetzt!“ Einsatzmöglichkeiten.

 Schule digital: Eine Kamera und ein Bildschirm helfen der sehbeeinträchtigten Natalia (links) beim Lesen.

Schule digital: Eine Kamera und ein Bildschirm helfen der sehbeeinträchtigten Natalia (links) beim Lesen.

Foto: Sheila Dolman, Uni Trier/Sheila Dolman

Immer mehr Jungen und Mädchen gehen ganz selbstverständlich mit dem Smartphone um, machen Fotos, schreiben sich Nachrichten oder surfen damit im Internet – beste Voraussetzungen also, um damit auch zu lernen. Im Unterricht heißt es aber meistens: „Handy aus!“ Dabei lässt sich damit – und auch mit anderen digitalen Medien – der Stoff wesentlich spannender und näher an der Lebenswirklichkeit der Kinder vermitteln, wie Studierende der Universität Trier beim Aktionstag „Schulentwicklung jetzt!“ zeigten

Religionsunterricht – das verbinden nicht nur Erwachsene mit Psalmen, die auswendig gelernt werden müssen. Wie wäre es zur Abwechslung mit einem Besuch in der Kirche? Die Ankündigung löst bei den meisten Jungen und Mädchen keine Begeisterung aus. Und wenn sie dabei ihr Handy benutzen dürfen? Katharina Düntzer und Mary Addaikalamuttu haben es ausprobiert. Was dabei herausgekommen ist, präsentierten die beiden Lehramtsstudentinnen beim Aktionstag „Schulentwicklung jetzt“ an der Universität Trier.

Unter der Leitung von Bildungswissenschaftlerin Laura Simonis hatten sich Masterstudierende ein Semester lang Gedanken gemacht, wie sich Smartphones, Tablets & Co. sinnvoll und gewinnbringend im Unterricht einsetzen lassen. „Die Schulen sind zum Teil schon sehr gut ausgestattet mit digitalen Medien, aber es fehlt an Personal, das damit umgehen kann und sie richtig einzusetzen weiß“, erklärt Simonis, die gerade erst mit dem Preis für Digitale Lehre der Universität Trier ausgezeichnet wurde. „Meine Seminare sollen die angehenden Lehrkräfte befähigen, Probleme im Unterricht zu erkennen, selber lösen zu können und dazu Konzepte zu schreiben. Unsere Aufgabe als Universität ist es, aktiv Schulentwicklung zu betreiben.“

Zur Präsentation der Konzepte waren Lehrer, Eltern sowie Schüler an die Universität eingeladen. Anhand von Postern, Videos und Unterrichtssimulationen diskutierten die Studierenden mit ihren Gästen darüber, wie sich Tablets beim Besuch einer Kirche oder eines Tierparks einsetzen lassen, was internetbasierte Lernplattformen leisten können oder wie digitale Medien Inklusion fördern.

„Die Kids sind uns da immer einen Tick voraus“, so der Eindruck von Mary Addaikalamuttu. „Wer heute gut unterrichten will, muss die Schüler in ihrem Alltag abholen, also auch ihre Medien nutzen.“ Mit diesen Gedanken im Hinterkopf überlegte sich die Theologiestudentin gemeinsam mit ihrer Kommilitonin, wie Kinder mithilfe digitaler Medien die Kirche als einen lebendigen Ort erfahren können: In kleinen Gruppen sollen sie Gemälde, das Taufbecken oder Inschriften entdecken, auf denen die Studentinnen QR-Codes angebracht haben. Diese scannen sie mit Smartphone oder Tablet und gelangen so zur jeweiligen Aufgabe, erhalten weitere Informationen über die Objekte, können sie fotografieren, kleine Filme machen und eigene Erkenntnisse notieren.

Wieder zurück in der Schule, kann die Klasse das Material auf dem interaktiven Whiteboard aufbereiten und damit weiterarbeiten. „Ich muss nichts kopieren, keine Blätter einsammeln – digitale Medien im Unterricht sparen auch viel Zeit“, ist Katharina Düntzer überzeugt.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die Biologiestudentinnen Sara Junglas und Christine Claes mit ihrem Unterrichtskonzept im Greifvogelpark in Saarburg. Die Kinder sollen sich vorab über die Schulrechner Videos, Fotos und Texte auf den Internetseiten des Parks ansehen und sich einen Vogel raussuchen, den sie am Tag des Ausflugs beobachten, fotografieren und filmen. Aus den Aufnahmen entstehen am Rechner im Klassenzimmer Poster oder Flyer. Darauf bringen die Schüler QR-Codes an, die sie selbst generieren lernen und können so zu ihren Filmen auf Youtube verlinken.

Laura Simonis resümiert: „Unser Aktionstag zeigt einmal mehr, dass es bereits einige, teilweise vielleicht noch kleine Ansätze zur Digitalisierung des Schulunterrichts gibt. Diese gilt es noch stärker zu bündeln und die Akteure miteinander in Kontakt zu bringen und zu vernetzen, so wie wir das mit dem neuen PhiLab, mit unseren Schülerprojekten und mit den Laborgesprächen tun.“

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