Prozess um Raubüberfall auf Mariahofer Rentner fortgesetzt: Verdächtige Fingerabdrücke auf Packpapier

Trier · Eine unbekannte Nummer auf dem Telefon des Opfers hat die Polizei auf die Spur der beiden Angeklagten gebracht, die im Februar gemeinsam einen Trier-Mariahofer Rentner zu Hause brutal überfallen haben sollen (der TV berichtete). Der Hauptbelastungszeuge stritt gestern allerdings jegliches Wissen darüber ab - woraufhin die Staatsanwaltschaft ihn im Gerichtssaal festnehmen ließ.

Trier. "Alle hier wissen, dass Sie lügen!", herrscht Staatsanwalt Wolfgang Barrot den Zeugen an. "Sie haben jetzt noch genau eine Chance, die Wahrheit zu sagen: Wer hat den alten Mann in Mariahof überfallen?" Zeuge V. zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht." Dabei hatte V. bei seiner Vernehmung durch die Polizei im Mai mehrfach geäußert, dass er gehört habe, dass sein Landsmann und Bekannter Khazbeg U. den 83-Jährigen im Februar 2015 ausgeraubt haben soll. Im Gerichtssaal kann V. sich an diese Aussagen allerdings nicht mehr erinnern. Er sei bei der Befragung verwirrt gewesen, schließlich habe die Polizei ihn um 4 Uhr am Morgen zu Hause zum Verhör abgeholt. Teile seiner Aussagen seien außerdem falsch aus dem Russischen ins Deutsche übertragen worden, lässt er den Übersetzer im Gerichtssaal erklären.

Staatsanwalt Barrot hat gute Gründe, V. das nicht zu glauben. Denn die Polizei hatte nach dem Raubüberfall nicht nur die Han dys der beiden verdächtigten Täter abgehört, sondern auch das des Zeugen V. "Der Mann aus meinem Dorf hat jemanden ins Jenseits geschickt", zitiert Staatsanwalt Barrot aus einem Telefongesprächsprotokoll. "Khazbeg U.?", hakt Vs. Gesprächspartner nach. "Nenn keine Namen! Die versuchen, an ihn ranzukommen!", zitiert Staatsanwalt Barrot Vs. Antwort.Schwieriger Indizienprozess


Eine Chance, seine Aussage diesem Gesprächsprotokoll anzugleichen, bleibt V. nicht. Wegen Falschaussage vor Gericht lässt Barrot ihn im Verhandlungssaal von der Polizei festnehmen.
Ohne verwertbare Aussage des Hauptbelastungszeugen V. dürfte der Indizienprozess vor dem Trie rer Landgericht noch schwieriger werden. Denn harte Beweise gegen die beiden Angeklagten gibt es nicht, nur Indizien. Zum Beispiel Fingerabdrücke auf einem Stück Packpapier mit der Adresse des Opfers darauf. Das Papier hatte die Polizei in der Nähe der Wohnung des Opfers an einem Spazierweg gefunden. Die Fingerabdrücke darauf waren in der polizeilichen Datenbank bereits abgespeichert. Sie gehören zu Khazbeg U., der zur Zeit des Überfalls in der Trierer Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in der Dasbachstraße wohnte. Auch ein Handy konnte die Polizei Khazbeg U. zuordnen. Von dem Mobiltelefon war nicht nur der Mariahofer Rentner am Tag vor dem Überfall kurz angerufen worden. Am Tattag selbst, dem 20. Februar, war von Khazbeg Us. Handy auch mehrfach der Trierer Husain A. angeklingelt worden. Und zwar je zweimal ein paar Minuten vor und ein paar Minuten nach der vermuteten Tatzeit gegen 9 Uhr am Morgen.

Weil Khazbeg U. am Tattag erst seit kurzer Zeit in der Aufnahmeeinrichtung in der Trierer Dasbachstraße lebte, vermuten Polizei und Staatsanwaltschaft, dass Husain A. der Strippenzieher der Tat gewesen sei und den Raubüberfall zusammen mit seinem Landsmann Khazbeg U. geplant haben soll.

Beide Angeklagte schweigen bislang vor Gericht zu den Vorwürfen.

Bei dem Raubüberfall zwischen dem Abend des 19. Februar und dem Morgen des 20. Februar war der Mariahofer Rentner Waldemar R. brutal zusammengeschlagen worden. Der Angreifer brach dem bis dato rüstigen 83-Jährigen mehrere Rippen und zertrümmerte ihm das Nasenbein. Zwischen Gehirn und Schädeldecke breitete sich ein Blutgerinnsel aus. Der Rentner lag mehrere Tage im Koma und ist seit dem Überfall ein Pflegefall. Die Räuber sollen laut Ermittlungen der Polizei bis zu 2000 Euro erbeutet haben.

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