Radweg Trierer Loebstraße: Baudezernent kündigt Änderungen an

Trier · Triers Baudezernent Andreas Ludwig kündigt nach einem Volksfreund-Bericht Änderungen bei der Radweg-Situation in der Loebstraße an. Doch wie sollen diese aussehen?

 Radfahrer sind auf diesem als Gehweg ausgewiesenen Streifen entlang der Loebstraße zwar zugelassen, dürfen aber nur Schrittgeschwindigkeit fahren.

Radfahrer sind auf diesem als Gehweg ausgewiesenen Streifen entlang der Loebstraße zwar zugelassen, dürfen aber nur Schrittgeschwindigkeit fahren.

Foto: Friedemann Vetter

Der Bericht "Ein Radweg, der ein Gehweg ist" vom vorigen Mittwoch über die Loebstraße hat bei Bürgern und Kommunalpolitik Entrüstung ausgelöst. Auf der  Facebook-Seite von volksfreund.de reißen die Leserkommentare nicht ab - die meisten davon enttäuscht bis wütend. Der Grund: Beim Ausbau der Loebstraße in Trier-Nord sollte ein Zweirichtungsradweg neu entstehen. So steht es im Baubeschluss des Stadtrats. So zeigen es die Baupläne. So hatten die Trierer es erwartet. Doch statt die Radfahrer bei der Komplettsanierung des Hauptverkehrswegs ins Ruwertal zu berücksichtigen, wurde der neue, 2,50 Meter breite Asphaltstreifen neben der Fahrbahn als Gehweg ausgeschildert. Radfahrer sind dort lediglich zugelassen, müssen Fußgängern absoluten Vorrang einräumen und Schrittgeschwindigkeit fahren.

Gegenüber dem TV hat Triers Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) nun eingeräumt, dass da was gründlich schiefgelaufen sei. Den Schlamassel zu erklären, fällt ihm allerdings schwer: "Ich möchte keinen Mitarbeiter der Stadtverwaltung an den Pranger stellen", sagt er. Er selbst habe jedenfalls nichts davon gewusst, dass der geplante Radweg als Fußweg ausgeschildert wurde, und von der Sache aus dem TV erfahren.

Das Gehweg-Schild habe das Straßenverkehrsamt angeordnet, das nicht zu seinem Baudezernat gehört, sondern zum Ordnungsdezernat des Beigeordneten Thomas Schmitt (CDU, siehe Extra). "Meine Ämter waren an der Entscheidung jedenfalls nicht beteiligt. Und mit mir hat auch niemand darüber gesprochen, dass dort aus verkehrsrechtlichen Gründen offenbar ein Gehweg hin muss", sagt Ludwig. Grund für die Entscheidung des Verkehrsamts sei, dass wegen der Hunderte Parkplätze entlang des Wegs dieser täglich von Hunderten Fußgängern gekreuzt würde.

Das Tiefbauamt hatte dieses Problem bei der Planung des Straßenumbaus erkannt. Darauf weist zumindest hin, dass in einigen Unterlagen hinter der Bezeichnung "Zweirichtungsradweg" in Klammern der Ausdruck "Rad-Gehweg" erwähnt wird. Nach einer funktionierenden Lösung für dieses Dilemma wurde in der Planungsphase allerdings offenbar nicht gesucht.
Das Verkehrsamt - zuständig für die rechtlich korrekte Beschilderung von Triers Straßen und Wegen - ging die Sache nach dem Ausbau schließlich pragmatisch an und ordnete das Gehwegschild an.

"Ich sehe das verkehrsrechtliche Problem", sagt Ludwig. "Aber ein Gehweg, auf dem Radfahrer mit Schrittgeschwindigkeit zugelassen sind, ist nun mal nicht das, was der Trierer Stadtrat der Verwaltung aufgetragen hat und auch nicht das, was wir unserem Zuschussgeber für den Straßenbau, dem Land, angekündigt hatten", räumt Ludwig ein. "So wie jetzt kann die Situation daher nicht bleiben!" Das Gehwegschild einfach gegen ein Radwegschild auszutauschen, sei wegen der vielen kreuzenden Fußgänger allerdings nicht machbar. "Wir - Tiefbauamt und Verkehrsamt - müssen uns die Sache vor Ort jetzt noch mal genau anschauen und gemeinsam eine Lösung finden", sagt Ludwig. In der Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch, 30. August, soll die Sache dann mit den Vertretern des Trierer Stadtrats diskutiert werden.KommentarMeinung

Der Frust ist großNa, das ist ja mal so richtig schiefgelaufen: Das Tiefbauamt hat sich offenbar wenig Gedanken gemacht, das Radfahrer- und Fußgängerproblem bei der Planung der Loebstraße zu lösen. Und die Verkehrsbehörde hat es nicht für nötig gehalten, ihre Kompetenz einzubringen - oder zumindest sich mit dem Bauamt auszutauschen. Jetzt muss nachjustiert werden, und der Frust bei Radlern und Bürgern ob des wirren Verwaltungshandelns ist groß. Das Schlimme: Selbst wenn eine Lösung für das Beschilderungsproblem gefunden wird, rettet das die Gesamtsituation nicht. Denn der neue Weg endet sowohl an der Ruwerer Straße als auch in Richtung Verteilerkreis im Nirwana - eine echte Anbindung an weiterführende Radwege gibt es nicht. Dieses Problem war übrigens allen Beteiligten seit der ersten Planungsstunde bekannt. Mit einem Kommunikationsproblem kann sich hier niemand rausreden. c.wolff@volksfreund.deExtra: BAUDEZERNENT KÜNDIGT KONSEQUENZEN AN

Das Fahrradweg-Desaster ist auch ein Ergebnis mangelhafter Kommunikation zwischen Tiefbauamt und Straßenverkehrsamt. "Zurzeit sind die Ämter, die eng zusammenarbeiten müssten, unterschiedlichen Dezernaten zugeordnet", erklärt Baudezernent Ludwig. Er werde nun bei Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) dafür werben, dass das Verkehrsamt vom Ordnungsdezernat in sein Baudezernat verlegt werde. "Beim Straßenbau müssen die beiden Ämter bei der Planung künftig Hand in Hand arbeiten", betont Ludwig.Harte Kritik von CDU und SPD

Der Radweg, der keiner ist, hat auch die beiden großen Stadtratsfraktionen von CDU und SPD aus der Sommerpause gelockt. SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Teuber schimpft: "Es ist ein Unding, dass wir erst durch den TV erfahren, dass der vom Stadtrat nach langem Kampf und vielen Diskussionen beschlossene Radweg nun als Fußweg mit Radverkehrsnutzung ausgewiesen wurde." Rainer Lehnart, verkehrspolitischer Sprecher der SDP, ergänzt: "Die Anordnung, den Radweg als Fußweg auszuweisen, widerspricht den Zielen unseres Mobilitätskonzepts für ein attraktives Radwegenetz!" Schließlich sollte der Radweg entlang der Loebstraße nicht nur das Gewerbegebiet erschließen, sondern auch eine schnelle, attraktive Verbindung nach Ruwer und ins überregionale Radwegenetz sein. Von Baudezernent Ludwig (CDU) will die SPD nun unter anderem wissen, warum der Stadtrat nicht in die Sache eingebunden wurde.

Auch die CDU ist unzufrieden. Von Anfang an hätten sie "die Verwaltung in ihrem Bestreben unterstützt, an dieser Stelle einen gesonderten Radweg zu bauen", erklärt Fraktionsvorsitzender Udo Köhler. "Sehr unglücklich" sei es nun, "dass dieser - offenbar aus Unbedachtheit - als Fußweg, der auch den Radverkehr gestattet, ausgeschildert wurde. Die Verwaltung muss hier schnellstmöglich Abhilfe schaffen."

Thomas Albrecht, CDU-Vizefraktionsvorsitzender, weist daraufhin, dass eine Ausschilderung als reiner Radweg bedeuten würde, dass Radler diesen zwingend nutzen müssten, und nicht auf die Fahrbahn ausweichen dürften. "Radfahrer, die in die Nebenstraßen der Loebstraße wollen, müssten also von einem solchen Radweg aus umständlich die Loebstraße erst überqueren, um zu ihrem Ziel zu kommen", gibt Albrecht zu bedenken.

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