Rechtliche Vortragsreihe - Spannend auch für Nichtjuristen

Trier · Mit fast 35 Grad ist der 28. Juni der heißeste Tag des Jahres gewesen. Dennoch saßen am Abend etwa 50 Interessierte im Hörsaal 5 der Universität Trier bei zwei Vorträgen. Es ging dabei um Fragen wie: Wer haftet für Umweltkatastrophen wie in Fukushima? Und ist das Atom-Moratorium der Bundesregierung rechtmäßig?

Trier. "Das ist das, wo wir heute stehen, meine Damen und Herren. Ist das nicht frustrierend?", ruft Professor Alexander Proelß den Hörern zu. Gerade hat der Inhaber des Lehrstuhls für öffentliches Recht, insbesondere Völker- und Europarecht, der Universität Trier gesprochen. Über menschengemachte Umweltkatastrophen - solche wie die der explodierten Ölplattform Deepwater Horizon vor gut einem Jahr im Golf von Mexiko. Kernfrage: Wer haftet für solch gewaltige Unglücksfälle?
Die Antwort ist so einfach wie erschütternd: Nach internationalem Völkerrecht nämlich keiner - zumindest nicht wirklich. Es gebe zwar einige Ausnahmen, wo juristischer Interpretationsspielraum gefragt seie, doch die Hauptaussage Proelß ist klar: "In internationalen Gewässern darf theoretisch jeder nach Öl bohren. Es gibt keine Kontrollinstanz!"
Vorträge wie diese veranstaltet die Elsa Trier - The European Law Students\' Association, eine europäische Studentenverbindung von Juristen.
"Wir wollen aktuelle Themen vermitteln, darauf aufmerksam machen, offene Fragen beantworten", sagt Cerin Kuzhakkethottam, Präsidentin des Trierer Vereins. "Außerdem bieten solche Vorträge eine kritische Sicht auf hochinteressante politische Probleme, über die hier auch gerne diskutiert werden darf." Ziel sei es vor allem, Nichtjuristen zu erreichen, damit auch sie kontroverse Themen rechtlich einordnen könnten.
In jedem Semester finden so mehrere Vorträge zu einem Thema statt - beim vorletzten ging es zum Beispiel um die weltweite Finanzkrise. Am Abend des 28. Juni beantwortet der Trierer Jura-Professor Timo Hebeler dann auch die zweite Frage: Nein, das Atom-Moratorium der Regierung ist rechtlich eigentlich nicht haltbar, der Begriff "Moratorium" als solcher nur ein politischer Begriff.
Daraufhin kommen Fragen auf, vor allem nach Atommüllendlagern - ein heißes Thema also. An diesem Abend wurde das Ziel erreicht: zwei spannende Vorträge mit reger Diskussion. Und auch dem Jura-Laien erweitert sich bei genauem Zuhören der Horizont für die wirklich großen Probleme unserer Zeit. kne

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