Rendite-Bringer für Unternehmen

TRIER. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten ihren Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie leisten, sagte die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer auf dem Neujahrsempfang des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Region Trier in der Europäischen Rechtsakademie.

Wenn in Deutschland ein Personalchef erfahre, dass eine Mitarbeiterin schwanger sei, entscheide er, dies sei ein Fall für die Personalabteilung, während sein Kollege in Schweden erst einmal die Belegschaft zusammenrufe und eine Flasche Sekt spendiere. Heute sei dieser Vergleich glücklicherweise nicht mehr so zutreffend wie früher, sagte Ministerin Dreyer bei ihrem Vortrag zur "Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus Sicht der Landesregierung" vor den Gästen des DGB-Neujahrsempfangs. Nur noch wenige Menschen wünschten sich das alte Rollenverständnis, wonach die Frau gefälligst den Haushalt zu versorgen und der Mann sich um den Lebensunterhalt zu kümmern habe. "Vor allem junge Menschen wollen die berufliche und familiäre Verwirklichung in Einklang bringen, und dafür müssen wir die Rahmenbedingungen schaffen", so die Ministerin. Viele Unternehmen hätten mittlerweile erkannt, dass sich eine familienfreundliche Arbeitswelt auch betriebswirtschaftlich positiv auswirke. Größere Zufriedenheit, höhere Motivation, weniger Fehlzeiten und eine geringere Fluktuation seien nach dieser Erhebung mit einer durchschnittlichen Rendite von 25 Prozent gleichzusetzen. Auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung sei es unverzichtbar, betriebswirtschaftliches und familiäres Denken zusammenzuführen. Dreyer: "Wer nichts tut, den kommt das später teuer zu stehen." In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin auf arbeitsmarkt- und familienpolitische Aktivitäten in Rheinland-Pfalz, etwa im Schul- (Ganztagsschulen, Tagespflege) und Kindergartenbereich (Einstieg mit zwei Jahren). Mit dem Programm "Viva Familia" werde bei Kernkompetenzen wie Gesundheit, Arbeit und Ausbildung angesetzt. Lob zollte die Ministerin dem DGB Trier, der eine Vorreiterrolle in der Thematik "Familie und Beruf" übernommen habe. Triers DGB-Chef Karl-Heinz Päulgen erinnerte an die 2006 anstehenden Betriebsratswahlen und hob die wertvolle Arbeit der Betriebsräte hervor. Beispielhaft nannte er Erfolge beim Trierer Stahlwerk, den Hochwaldwerken in Thalfang, JTI und zuletzt im Trierer Eybl-Werk, wo es gelungen sei, gemeinsam mit der IG-Metall 39 Kündigungen zu verhindern. Päulgen erwähnte auch die politischen "Bescherungen" des alten Jahres - geringere Kilometerpauschale, Streichung der Eigenheimzulage und Hartz IV. Eine Studie des DGB Trier belege, dass alleine durch Hartz IV in der Region mit 1600 zusätzlichen Privatinsolvenzen zu rechnen sei.

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