Sanierung des Theaters Trier kostet 30 bis 100 Millionen Euro (Umfrage)

Trier · Schon die bloße Instandsetzung des Trierer Stadttheaters am Augustinerhof – ohne Erweiterung und ohne zweite Bühne – würde nach Volksfreund-Informationen mindestens 30 Millionen Euro kosten. Ein Neubau am Augustinerhof schlüge mit mehr als 100 Millionen Euro zu Buche. Dazwischen liegen etliche Sanierungsvarianten, über die der Kulturausschuss am Donnerstag diskutiert. CDU-Sprecher Ulrich Dempfle sieht „rabenschwarz“ fürs Mehrspartenhaus, die FWG fordert Grundsatzdebatte.

 Machte 2015 einen Verlust von 1,3 Millionen Euro: das Theater Trier. (Archivbild)

Machte 2015 einen Verlust von 1,3 Millionen Euro: das Theater Trier. (Archivbild)

Foto: Friedemann Vetter

"Da kommt das nächste dicke Ding auf uns zu", prognostizierte ein Mitglied der Stadtverwaltung vorige Woche. Dabei bewegte sich der Eklat um die mögliche Wiedereinstellung des fristlos gekündigten Schauspielchefs Ulf Frötzschner da gerade erst auf seinen Höhepunkt zu. Die Einschätzung des Insiders, dass sich die nächste Hiobsbotschaft nahtlos anschließen würde, scheint sich allerdings zu bewahrheiten.

Zwischen 40 und 65 Millionen Euro würde die Sanierung des Theatergebäudes am Augustinerhof inklusive der gewünschten - und dringend benötigten - Anbauten nach Volksfreund-Informationen kosten.

Würde man den alten Theaterbau nicht sanieren, sondern durch einen großen Neubau ersetzen inklusive (fast) aller gewünschten Räume und Funktionen, würde das laut Studie mit mehr als 100 Millionen Euro zu Buche schlagen. Und für die Basisvariante - die bloße Instandsetzung des alten Gebäudes ohne Erweiterung - müsste nach TV-Informationen mit rund 30 Millionen Euro gerechnet werden.

Instandsetzung, Sanierung mit Erweiterungsbauten, kompletter Neubau: Das sind nur drei von etlichen möglichen Varianten. Die Machbarkeitsstudie, die Kulturdezernent Thomas Egger beim Büro Theapro in Auftrag gegeben hatte, führt noch viele weitere Möglichkeiten an: einen Extra-Bau mit Kammerspielbühne am Augustinerhof zum Beispiel oder einen Zweitstandort mit zusätzlicher Studiobühne. Theoretisch können die verschiedenen Sanierungsmodule auf unterschiedliche Weise kombiniert werden, ganz wie der Stadtrat es wünscht, für nötig hält - und es letztlich finanziert werden kann.

Zahlen noch geheim

Die Stadtverwaltung hält die Zahlen allerdings noch streng geheim, und auch der Stadtrat ist über die Kostenprognose noch nicht informiert. Die genannten Eckwerte hat ein Insider dem TV verraten.

Der Stadtvorstand hatte am Montag die Machbarkeitsstudie samt Kostenprognosen diskutiert. Nach TV-Informationen hatte Kulturdezernent Thomas Egger die Zusammenstellung der Daten in den vergangenen Tagen nachbessern und fehlende Infos bei dem Fachbüro erfragen müssen. Dabei hatte Egger noch im Juni angekündigt, eine "verlässliche Kalkulation" bereits Ende Juli vorlegen zu wollen. Öffentlich präsentiert werden sollen die Zahlen nun in der Sitzung des Kulturausschusses am heutigen Donnerstag.

"Ich weiß nicht, wo 40 bis 65 Millionen Euro für eine Sanierung herkommen sollen", sagt Ulrich Dempfle, kulturpolitischer Sprecher der CDU. Die Stadt könne nur zehn Prozent selbst aufbringen, der Rest müsse von Land und Bund kommen. "Aber das Land muss die gesetzlich verankerte Schuldenbremse einhalten und bis 2020 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen - für einen hohen Zuschuss an uns sehe ich da rabenschwarz", sagt Dempfle.

Hätte man sich noch im vorigen Jahr für einen Neubau entschieden, könnten die Planungen dagegen bereits fortgeschritten und der Zuschuss in Mainz beantragt sein. "Je länger sich das verzögert, desto mehr sehe ich unser Multi-Spartenhaus gefährdet". Politischer Wille der CDU-Stadtratsfraktion sei ganz klar, das Mehrspartenhaus als Ensemble-Theater zu erhalten. "Aber ich fürchte, wir werden uns von diesem Ziel verabschieden und einen anderen, finanziell günstigeren Weg suchen müssen, sagt Dempfle. "Vielleicht behalten wir nur das Schauspiel oder nur das Orchester, und kaufen andere Produktionen ein."

Dass das Stadttheater als Mehrspartenhaus mit eigenen Ensembles erhalten bleiben soll, hatte der Stadtrat 2013 beschlossen. Doch auch die FWG lässt diesen Grundsatzbeschluss wackeln. Angesichts der Frage, welches Theater sich Stadt und Region dauerhaft leisten können und wollen, müsse geprüft werden, ob dieser Stadtratsbeschluss "aufgehoben oder abgeändert werden muss", erklärt Hermann Kleber, kulturpolitischer Sprecher der Freien Wähler.

"Nicht kaputtreden"

SPD-Chef Sven Teuber hält dagegen: "Wir wissen noch gar nicht, welche Sanierungsvariante uns wie viel kosten wird - aber schon wird unser Ziel, das Theater so zu erhalten, wie es ist, wieder kaputtgeredet." Die SPD hatte 2015 gefordert, für die Theatersanierung dürften höchstens 40 Millionen Euro ausgegeben werden. "Jetzt müssen wir erst mal in der Sitzung des Kulturausschusses sehen, was wir dafür bekommen - und dann dafür kämpfen. Wie kann die CDU sagen, dass Mainz uns eh keinen Zuschuss gibt, wenn wir es noch nicht einmal mit einem konkreten Anliegen versuchen?"

Zu seiner nächsten Sitzung trifft sich der Kulturausschuss am Donnerstag um 17 Uhr im Stadttheater. Ein Mitarbeiter von Theapro stellt dann die Sanierungsstudie inklusive Kostenprognosen vor. Zuhörer sind willkommen.Umfrage zum Theater


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