Schluss mit lustig

Trier · "Es gab zwei Möglichkeiten: Die Reißleine ziehen oder in der Psychiatrie landen." Karnevalsprinz Marc Düpre wählte Möglichkeit eins. Folge: der erste Rücktritt eines Trierer Prinzenpaares in einer laufenden Session. Die Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK) will morgen beraten, wie es nun weitergeht.

 Beim Amtsantritt vor dreieinhalb Wochen in der Europahalle: Prinz Marc Düpre und Prinzessin Christa Weber mit ATK-Chef Peter Pries (rechts) und Vize Andreas Peters. TV-Foto: Friedemann Vetter

Beim Amtsantritt vor dreieinhalb Wochen in der Europahalle: Prinz Marc Düpre und Prinzessin Christa Weber mit ATK-Chef Peter Pries (rechts) und Vize Andreas Peters. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eingeweihte Besucher der ATK-Gala am 8. Januar in der Europahalle wunderten sich: Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Christa Weber wurde Marc Düpre zum Trierer Prinzenpaar gekürt. Eigentlich eine ganz normale Sache - wäre nicht seine Mutter am Vortag gestorben. Düpre machte kein Aufhebens, sondern spielte den Strahlemann: "Ich glaubte, das könne mich ablenken und helfen, den schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten."

Narrenchef Pries verwahrt sich gegen Druck-Vorwürfe



Erkennbar Nerven zeigte der 39-Jährige erst Tage später. Beim Neujahrsempfang von Ministerpräsident Beck am 11. Januar in der Arena ließ Düpre durchblicken, dass er "eine sehr schwere Phase" durchlebe.

Zwei Dutzend Prinzenpaarauftritte später entschlossen sich Düpre/Weber zum Rücktritt, den sie gestern Morgen zuerst ATK-Präsident Peter Pries telefonisch mitteilten. "Ich bin dem Druck nicht mehr gewachsen", begründet Marc Düpre gegenüber dem TV den für Trier beispiellosen Rückzieher: "Ich kann einfach nicht mehr auf der Bühne den Unterhalter spielen, wenn ich innerlich zerrissen bin." Zudem habe es in den vergangenen Wochen "viele anonyme Anfeindungen" gegeben. "Deshalb ziehe ich lieber die Reißleine, bevor ich in der Psychiatrie lande."

Offenbar ging es aber nicht nur um Frohsinnsdruck. Düpre zeigt sich im Nachhinein enttäuscht darüber, dass die meisten Karnevalsfunktionäre "ganz selbstverständlich erwartet haben, dass ich die Session durchziehe. Es gab niemanden, der gefragt hat, ob ich das auch wirklich kann, ob ich die Kraft dazu habe."

Dieser Darstellung widerspricht ATK-Chef Peter Pries "aufs Energischste. Es gab keinerlei Druck auf Marc Düpre, dass er weitermachen soll. Im Gegenteil: Er wollte unbedingt weitermachen und Prinz sein." Bis gestern.

Für Düpre und Christa Weber, die "keinesfalls im Alleingang weitermachen will", ist das Thema Regentschaft aber noch nicht ganz abgehakt: "Es ist eine schlimme Situation. Wir müssen ja auch noch unseren Sponsoren Rede und Antwort stehen." Die beiden hatten sich als Mitglieder der KG Trier-Süd, die in dieser Session ihr 88-jähriges Bestehen feiert, um die Regentschaft beworben. Ob es ein Ersatz-Prinzenpaar geben wird, ist noch unklar. Laut Peter Pries werden sich die Vereinspräsidenten am Donnerstagabend beraten, wie es weitergeht. Zum Rücktritt von Marc Düpre und Christa Weber sagt Pries: "Das sollte man akzeptieren."

Meinung

Neben der (Narren-)Kappe

Nach nur 23 Tagen im Amt hat das Trierer Prinzenpaar gestern hingeworfen. Der Rücktritt kommt ebenso überraschend wie seinerzeit die Nominierung. Marc Düpre und Christa Weber gingen als Ersatzlösung ins Rennen, nachdem das ursprünglich von der KG Trier-Süd zur Jubiläums-Session (88-jähriges Bestehen) auserkorene Prinzenpaar schon frühzeitig abgewunken hatte. Nun ist das B-Team weg vom Fenster. Der von Marc Düpre angeführte Trauerfall als Rücktrittsgrund ist nachvollziehbar - im Gegensatz zu den unterschiedlichen Aussagen, ob Düpre in den vergangenen Wochen unter Druck agiert habe oder aus ganz freien Stücken das Narrenzepter geschwungen hat. Man wird das ungute Gefühl nicht los, dass in dieser Angelegenheit noch längst nicht alles gesagt ist. r.morgen@volksfreund.de

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