Trier. Mit ihrem dunklen Trolley im Schlepptau trottet Gisela Meier (Name geändert) zur Trierer Tafel. Ihr Kopf ist geneigt, der Schritt schwer. Sie reiht sich in die Warteschlange ein, um Lebensmittel für die nächsten Tage zu bekommen. "Vorher habe ich Futter für meine drei Katzen, meinen Kind-Ersatz, bei Schmackofatz geholt", sagt die 54-Jährige. "Erst die Tiere, dann ich", betont die Hartz-IV-Empfängerin. Hinter ihr steht Marlies Konz (Name geändert). Modischer Kurzhaarschnitt, Brille, sie trägt eine karierte Bluse und man vermutet sie eher in der Schlange an einer Supermarktkasse als beim Warten auf die Lebensmittelausgabe der Tafel. Mehrere Krankheiten haben die 56-Jährige aus ihrem Beruf als Verkäuferin und damit größtenteils aus dem gesellschaftlichen Leben katapultiert. "Von meiner Rente kann ich mich nicht ernähren", sagt sie. Ein Haustier kann sie sich nicht leisten. Für ihre Nachbarin, die in Altersarmut lebt, war sie vorher bei Schmackofatz. "Der Yorkshire-Terrier ist ihr Ein und Alles. Beim Gassi-Gehen kommt sie raus und mit Leuten ins Gespräch", sagt Konz. Manchmal gebe sie der alten Dame sogar fünf Euro von ihrer Mini-Rente, damit die Seniorin Hundefutter kaufen könne. "Ich weiß, was er ihr bedeutet, er holt sie aus der Isolation", sagt Konz. Geschichten wie die von Gisela Meier und Marlies Konz kennt Sonja Müller, Vorsitzende des Trierer Tierschutzvereins, viele. "20 bis 25 Tierhalter kommen mittlerweile zu Schmackofatz", sagt sie. Das Angebot sei in Trier überfällig gewesen. Erst seien vier, fünf Bedürftige gekommen, nun seien es von Mal zu Mal mehr. Jeden ersten Freitag im Monat verteilt der Tierschutzverein Trier und Umgebung auf dem Busparkplatz Weberbach, geschützt zwischen parkenden Fahrzeugen, verpacktes Trockenfutter an Tierhalter, die nicht genügend Geld haben, um welches kaufen zu können. Firmenspenden machen es möglich, dass Katzen- und Hundefutter, auf Anfrage auch Fressnäpfe oder Hundekissen an Bedürftige gegeben werden können. Hinter dem humorvollen Hinweisschild "Schmackofatz - Ebbes für Keilo und Kaatz", kreiert von den Trierisch-Experten und TV-Karikaturisten Johannes Kolz und Peter Zender, verbirgt sich bitterer Ernst. Schmackofatz ist mehr als eine Futterausgabe: Eine "Stammkundin", wie Müller sagt, erzählt an diesem Morgen von dem Tod einer ihrer beiden Hunde. "Ich hole mir einen neuen, Hauptsache der mag mich", sagt sie. Müller appelliert an die Seniorin, sich erst einmal um das noch lebende Tier zu kümmern. Die schätzungsweise Mittsechzigerin ist einsichtig. Auch Antje Faust, Vorstandsmitglied und ehrenamtliche Helferin, hält immer mal wieder ein Schwätzchen mit den dankbaren Abnehmern des Futters. Die Idee, Schmackofatz einzurichten, sei entstanden, "weil es jede Menge arme Leute gibt, die ihr Tier im Tierheim abgeben, weil sie das Futter nicht mehr bezahlen können", sagt Müller. Schmackofatz bewahre somit auch vor diesem Schritt. Einem Schritt, den Gisela Meier nie gehen würde, wie sie betont. Schmackofatz sei eine "wunderbare Einrichtung" und nehme ihr viel Angst, irgendwann nicht mehr für die geliebten Katzen sorgen zu können, sagt sie - und fügt hinzu: "Aber bevor es so weit kommt, esse ich lieber selber weniger."

Jeden ersten Freitag im Monat können Bedürftige auf dem Parkplatz Weberbach von 12 bis 14 Uhr Futter für ihre Tiere erhalten. Interessenten müssen einen Einkommensnachweis zum Beispiel über den Bezug von Arbeitslosengeld II vorlegen. Der Tierschutzverein Trier und Umgebung bittet Firmen um Tierfutterspenden.