Schmerzhafte Alternativen

Selten herrschte in der Trierer Stadtpolitik so viel Ratlosigkeit, quer durch alle Fraktionen und politischen Linien. Der Versuch, schulpolitische Notwendigkeiten, Vorgaben der Schulaufsicht, stadtplanerische Wünsche, Ansprüche der Stadtteile und finanzielle Realitäten unter einen Hut zu bringen, gleicht der Quadratur des Kreises.

Trier. Besonders bei der "Realschule plus" gibt es unvereinbare Interessen. Folgende Varianten sind denkbar: 1. Die Traum-Lösung Neben der bereits eingerichteten Realschule plus in Süd und der IGS auf dem Wolfsberg gibt es in Ehrang, Trier-West und Trier-Nord drei weitere integrative R-plus. Eine dieser drei wird mittelfristig zur Gesamtschule weiterentwickelt. Wahrscheinlichkeit: Null. Wird von der ADD mangels ausreichender Schülerzahlen nicht genehmigt. 2. Die große West-Lösung Der jetzige Standort der Kurfürst-Balduin-Hauptschule in Trier-West wird ausgebaut und beherbergt künftig eine West-Gesamtschule von der ersten Grundschulklasse bis zum Abitur. Ehrang bekommt eine R-plus, in Trier-Nord gibt es keine weiterführende Schule mehr.

Wahrscheinlichkeit: Sehr gering. Auch hier wird es zahlenmäßig eng - zumal eine IGS mehr Schüler braucht als eine R-plus. Und auf die Stadt kämen zweistellige Millionen-Investitionen für die dann notwendige Erweiterung zu. 3. Die kleine West-Lösung Kurfürst-Balduin wird in eine integrative R-plus umgewandelt und fungiert als dritter Standort neben Süd und Ehrang. Wahrscheinlichkeit: Nicht sehr groß, aber auch nicht undenkbar. Vorausgesetzt, die Stadt legt ein überzeugendes Konzept vor, wie sie Schülerströme von Trier-Nord nach Trier-West umleitet. 4. Die Nord-Lösung Trier-Nord wird als dritter R-plus-Standort nach Süd und Ehrang benannt. Weil der Platz an der jetzigen Theodor-Heuss-Hauptschule nicht ausreicht, wird die ehemalige Geschwister-Scholl-Schule im Maarviertel saniert und ausgebaut. Wahrscheinlichkeit: Nicht sehr groß, aber auch nicht undenkbar. Vorausgesetzt, die Stadt legt ein überzeugendes Konzept vor, wie sie die Schülerströme von den West-Stadtteilen nach Trier-Nord umleitet. 5. Die Ohne-Ehrang-Lösung Der Standort am Mäusheckerweg erhält keine R-plus. Dort verbleiben nur Grundschule und G8-Gymnasium. Dadurch ergeben sich für Trier-West und Trier-Nord deutlich bessere Chancen, als R-plus-Standort erhalten zu bleiben. Wahrscheinlichkeit: Gegen Null. Das Land will das G8-Gymnasium stützen und wird es nicht isolieren. Die Schüler könnten noch massenhafter nach Schweich abwandern. Und für die Stadt ist der Mäusheckerweg der mit Abstand am kostengünstigsten zu realisierende R-plus-Standort. 6. Die Nur-Ehrang-Lösung An den Mäusheckerweg kommt eine integrative R-plus. Ebenso wie die bereits vorhandene kooperative R-plus in Trier-Süd wird sie so ausgestattet, dass sie über die Dreizügigkeit hinaus bei Bedarf weitere Schüler aufnehmen kann. In West und Nord gibt es keine weiterführende Schule mehr. Wahrscheinlichkeit: Relativ groß. Die Lösung erlaubt ein je nach Schülerzahl flexibles Angebot. Strukturdiskussionen wären damit ein für alle Mal beendet. Die Kosten für Stadt und Land sind überschaubar. Für die Stadtentwicklung wäre es freilich eine problematische Variante. 7. Die Zewen-Lösung Neben Ehrang und Süd gibt es eine "Stadt-Land-R-plus" in Zewen, die Schüler aus Euren, Trier-West, Zewen, aber auch aus der VG Trier-Land anspricht. Wahrscheinlichkeit: Extrem gering. Wäre eine gute Chance gewesen, wenn die Stadt schon vor Jahren entsprechende Konzepte mit dem Kreis Trier-Saarburg entwickelt hätte. Der hat inzwischen die Weichen in andere Richtungen gestellt. 8. Die Süd-Lösung Parallel zur Einrichtung der integrativen R-plus in Ehrang wird die bislang nur kooperative R-plus in Trier-Süd in eine integrative umgewandelt - und damit bedarfsgerechter für die Schüler aus Trier-West und Euren. Sowohl in Ehrang als auch in Süd werden umfangreiche Angebote in Zusammenarbeit mit den Stadtteil-Initiativen West und Nord erarbeitet, um Schüler aus sozialen Brennpunkten in die neuen Schulen zu integrieren. Wahrscheinlichkeit: Als Ergänzung im Fall von Variante 6 durchaus denkbar. Gäbe dem Stadtrat die Möglichkeit, Akzente zu setzen.

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