Schnelle Hilfe im Notfall

Trier · Eine neue mehrsprachige Informationsplattform www.sexarbeit-trier.de für die rund 200, überwiegend aus dem Ausland stammenden Sexarbeiterinnen in der Region Trier ist online. Sie bietet den Frauen Informationen, aber auch Hilfe.

Trier. Schwerpunktthemen des von der Aidshilfe und dem Gesundheitsamt entwickelten mobilen Angebots sind Gesundheit, Recht, Notrufe und Hilfsmöglichkeiten sowie ein Stadtplan von Trier. Nicht nur in Deutsch, sondern auch in Bulgarisch, Rumänisch, Englisch, Spanisch und Russisch gibt es wichtige Informationen zur Verhütung und zu sexuell übertragbaren Infektionen sowie einen SOS-Button, damit sich die Frauen bei einer Erkrankung oder einem Notfall direkt an die zuständige Stelle wenden können. Via GPS werden sie ins Gesundheitsamt, zur Polizei oder ins Krankenhaus geführt. Viele mehrsprachige Videos unterstützen die Informationen.
In die Plattform, die mit finanzieller Unterstützung der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland realisiert wurde, ist eine Hörfunktion integriert, damit auch Analphabetinnen sie nutzen können.
Das Gesundheitsamt bietet seit mehreren Jahren eine kostenlose und anonyme Beratung und Untersuchung für Sexarbeiterinnen an. Seit 2014 sucht eine Sozialarbeiterin sie vor Ort auf. Wegen der hohen Fluktuation erreichten die Aufklärung und Prävention aber oft nur einen Bruchteil der Frauen. Die meisten stammen aus Osteuropa. Wegen der kulturellen Unterschiede, unzureichenden Sprachkenntnisse und einem niedrigen Bildungsniveau haben sie oft nur ein sehr lückenhaftes Wissen über sexuell übertragbare Infektionen.
Zudem sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland teilweise sehr unterschiedlich. Die Frauen wissen oft kaum etwas über ihre Rechte und Pflichten, den strafrechtlichen Schutz und Hilfsangebote.
Die Plattform soll sie zu einem selbstbestimmten und selbständigen Leben und Handeln befähigen und ausbeuterischen Strukturen, Gewalt oder Missbrauch entgegenwirken.
Sexarbeiterinnen sind nach Einschätzung der Trierer Frauenbeauftragten Angelika Winter immer noch eine der größten diskriminierten und stigmatisierten Gruppen in der Gesellschaft. Durch die Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit sind die Sexarbeiterinnen eher isoliert, können sich aber nun dank der Plattform wichtige und notwendige Informationen rund um die Uhr anonymisiert übers Smartphone oder Tablet beschaffen.
Die Idee entstand unter anderem am Runden Tisch Sexarbeit unter Federführung der Trierer Frauenbeauftragten. Vertreter der Sozialen Arbeit, des Gesundheitsamts, der Aidshilfe und der Polizei setzen sich dort für Verbesserungen ein. Die Aidshilfe griff die Idee auf und setzte sie mit der Beratungsstelle im Gesundheitsamt um. Damit die Informationen möglichst genau den Bedürfnissen der Frauen entsprechen, gab es immer wieder einen Austausch. Dabei wurden laut Stadt Verbesserungsvorschläge berücksichtigt. red

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