Schräg, aber herzlich

Ein Kalender "Für die, die wo e bissi spät sinn", ist der neueste Streich aus der Treverensien-Kollektion von Peter "Piet" Zender. Mit seinen schrägen Souvenirs trifft der 43-Jährige erstaunlicherweise auch den Geschmack älterer Trierer.

 Lokalmatador und Lokalpatriot: Peter „Piet“ Zender mit seinem Cartoon-Kalender. TV-Foto: Roland Morgen

Lokalmatador und Lokalpatriot: Peter „Piet“ Zender mit seinem Cartoon-Kalender. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. "E bissi spät" dran war "Piet" Zender selbst, als er vor acht Wochen den "Trier-Kalänner" herausbrachte. Ein erst Anfang Dezember erscheinender Monats-Kalender fürs nächste Jahr - so was geht normalerweise gehörig in die Hose, erst recht, wenn man auf Werbung verzichtet. Doch zwei Wochen nach Erscheinen waren sämtliche 350 Exemplare vergriffen. Und das fast ausschließlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Weil die Nachfrage aber anhielt, kamen Multitalent Zender (Germanist, Buchhändler und Gründer des "Addita"-Verlags) und sein Kumpel Johannes Kolz (Grafiker) auf eine "glorreiche Idee": Sie legten den Kalender neu auf, allerdings für die Monate von März 2008 bis einschließlich Februar 2009.Auch der "Bissi spät"-Gag zündete: Die Anzahl der Vorbestellungen des frisch erschienenen "Kalänners" ist fast so hoch wie die Auflage (300 Exemplare, Preis: 8,95 Euro). Zender, den nur seine Eltern Peter nennen und der für den Rest der Welt "Piet" heißt ("Spitzname aus alten Zeiten am Max-Planck-Gymnasium"), sieht sich weniger von der Nachfrage überrascht als von den Abnehmern: "Eigentlich dachten wir, vor allem jüngeres Publikum anzusprechen. Aber erstaunlich viele ältere Menschen interessieren sich für unsere Sachen und mögen sie."Zwei Worte sagen alles: "Unn?" "Joa!"

Als da außerdem wären Taschen, Ansichtskarten und beflockte T-Shirts, geziert von Klassikern aus kerntrierischem Sprachgut ("Majusebetter", "Vorwitztuut", "Hundsbuckel") und einer köstlich minimalistischen Kolz-Zeichnung. Zum Beispiel der kürzeste bedeutungsschwangere Dialog der Welt. Der Cartoon besteht aus zwei Gestalten, Porta, einem Baum und zwei Sprechblasen: "Unn?" "Joa!" Auf den Dreh mit den witzigen Mundart-Souvenirs kam Zender über Umwege: "Als Lokalpatriot hat es mich immer gewurmt, dass unser schönes Trierer Platt ein mieses Image hart am Rande des Asozialen hatte. Und außerdem gab es bis vor nicht allzu langer Zeit zwar reichlich Trier-Artikel für Touristen, aber kaum etwas, womit sich Einheimische identifizieren können."Das Aha-Erlebnis hatte er ausgerechnet in Saarbrücken: In der dortigen Tourist-Information erblickte er das Bild eines zum Adventskranz umfunktionierten Lyoner-Ringels und derlei mehr "herrlich schräges Zeug. Das hat mich ungemein motiviert. Denn was die Saarbrücker können, das können wir Trierer erst recht". Die eigenen Ideen, mit denen sie "heimatverbundenen Mitbürgern das Herz aufgehen lassen" wollen, kommen "Zenders Piet" und "Kolzens Hanni" (Exil-Trierer in Tawern) vorwiegend bei "trockenem Grauburgunder; es darf auch Riesling sein".Die witzigen Mundart-Produkte bietet Zender im "de Bücherladen" an, den er gemeinsam mit Johannes Krütten und Helmut Eckes in der Simeonstraße betreibt."Dän Toapert" als Comic-Figur

Geld verdienen lasse sich in Anbetracht "kleiner handproduzierter Mengen" nicht. Das sei auch nicht Sinn der Sache: "Wir arbeiten kostendeckend und werden trotzdem reich belohnt. Das gute Gefühl, wenn Leute sagen, sie finden unsere Sachen toll und witzig, ist unbezahlbar." Demnächst soll es noch mehr Tolles und Witziges von Trie-rern für Trierer geben. Zender plant unter anderem ein Rezeptbuch (Titel: "Kochen aus der Lameng") sowie ein Wörterbuch und träumt den Traum von "Trier-Comics". Die Hauptfigur für den Comic hat Kolz bereits entworfen: "dän Toapert" (hochdeutsch: der ziemlich Ungeschickte). Klingt Kultstatus-verdächtig. Man darf gespannt sein.

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