Schwäbischer Italo-Trierer

TRIER. Autos und Fußball – klassischere Männer-Leidenschaften gibt’s wohl kaum. Für Renato De Ritis (52), KFZ-Mechaniker auf der Tarforster Höhe, spielt beides eine große Rolle.

 "Wenn du das nicht bist, bist du kein Italiener, sondern Südtiroler": Renato De Ritis, von Geburt aus locker.Foto: Hans Krämer

"Wenn du das nicht bist, bist du kein Italiener, sondern Südtiroler": Renato De Ritis, von Geburt aus locker.Foto: Hans Krämer

Wenn sich Pizza, Pasta und Pescara zuerst verbinden mit Spätzle, Stuttgart und Sparsamkeit und danach mit Porta, Viez und Krombernschnietscher, dann entsteht eine nicht ganz alltägliche Mischung. Italienische Wurzeln, schwäbische Prägung, Trierische Lebensart - aus diesem Dreiklang setzt sich die Mentalität von Renato De Ritis (52) zusammen. Sie sorgt dafür, dass er jede Menge zu erzählen hat. Meistens mit einem Schmunzeln im Gesicht oder viel Selbstbewusstsein in der Stimme oder beidem zusammen. Autos und Fußball, Fußball und Autos, dazu noch ein bisschen Musik, das sind die Leidenschaften des KFZ-Mechanikers von der Tarforster Höhe. Sein großes Vorbild ist dennoch aus einer anderen Branche: Albert Einstein, der geniale Physiker, der De Ritis zu dem Seufzer "Wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich Physik studieren" treibt. Aber immerhin findet er für fast jede seiner Leidenschaften auch noch einen Einstein-Vergleich. Der Einstein unter den Autos, das ist für ihn der Jaguar, der Einstein unter den Fußballern, das ist Diego Maradona, der Einstein unter den Musikern, das ist Jimmy Hendrix. Gemeinsam mit einem Azubi betreibt De Ritis eine "Autoland"-KFZ-Zweigstelle auf der Tarforster Höhe. Ein Auto zu ihm zu bringen, heißt nicht nur, Bremsen, Auspuff und Ölstand untersuchen und reparieren zu lassen. Manche Kunden, die hauptsächlich aus den Höhenstadtteilen und der direkten Umgebung kommen, besuchen ihn auch für eine Tasse Kaffee und ein paar Gespräche. "Die Kunden brauchen Vertrauen", ist sein Motto. Oft drehen sich die Gespräche um Fußball, von der Kreisliga B Trier/Saar, wo sein jetziger Verein SSG Kernscheid spielt, bis zur italienischen Seria A.Duell mit Uli Hoeneß

Und das aus einem einfachen Grund: Denn da steht oder sitzt oder werkelt dem Besucher immerhin auch einer gegenüber, der seit 42 Jahren aktiv Fußball spielt, der gemeinsam mit prominenten Namen wie Wolfgang Frank (ehemals Trainer FSV Mainz) ein halbes Jahr in der A-Jugend des VfB Stuttgart kickte, der in einem Oberliga-Spiel (damals noch die dritthöchste Spielklasse) für den schwäbischen Verein Schorndorf vor 4500 Zuschauern auf den SSV Ulm traf, für den damals der heutige Bayern-Manager Uli Hoeneß spielte. Zum Fußball-Profi hat es nicht gereicht, zum KFZ-Meister schon. "Alle Jungs wollten damals Automechaniker werden", erinnert sich De Ritis. Also auch er, und das ist er jetzt schon seit mehr als 30 Jahren. Und dabei hat sich viel verändert. "Früher haben wir viel selbst repariert und gewerkelt, heute wird häufiger einfach nur ausgetauscht. Wirtschaftlich ist das verständlich, aber die einzelnen Menschen schränkt es in ihrer Kreativität und Improvisation ein", sagt er. Die Anekdoten sprudeln nur so, wenn De Ritis mit seinem Overall und seinen ölverschmierten Händen an den Autos herumfuhrwerkt und dabei aus seinem Leben erzählt. Und gerne klopft er auch mal ein paar Sprüche. Zum Beispiel, wenn er, der noch häufig seine italienische Verwandtschaft besucht, die Unterschiede in der Mentalität zwischen Italienern und Deutschen erklären soll. "Als Italiener bist du einfach lockerer, im Umgang einfacher, unkomplizierter. Wenn du das nicht bist, bist du kein Italiener, sondern ein Südtiroler", sagt er. Italienisch, schwäbisch, Trierisch - bei Renato De Ritis dominiert wohl doch das erste Element.

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