Schwelender Streit um 120 Sekunden

Trier · Es "brennt" weiterhin bei der Feuerwehr. Die Einsatzfrist von zehn Minuten provoziert Verwirrung. Diese gilt nur für die Berufsfeuerwehr, aber nicht für die freiwilligen Wehren. Dezernent Thomas Egger nimmt Stellung.

Acht oder zehn Minuten bis zum Eintreffen am Brandort - diese Frage prägt die aktuelle Diskussion um Sicherheit und Brandbekämpfung in Trier. Sie tauchte auf in der immer hitziger werdenden Auseinandersetzung zwischen Feuerwehrdezernent Thomas Egger und zwei Mitgliedern der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, die auch Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Trier sind und nicht müde werden, immer wieder auf vermeintliche Missstände hinzuweisen.
Vor vier Wochen machte sich Egger in einem Schreiben Luft (der TV berichtete). Die allmählich verfallende Hauptwache, die oft nicht einhaltbare gesetzliche Einsatzgrundzeit von acht Minuten - all das sei bekannt, eine Lösung habe bei der Stadt auch ohne ständiges Nörgeln der Gewerkschaft höchste Priorität. Und überhaupt gelte in Trier eine mit dem Innenministerium vereinbarte Frist von zehn Minuten zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen am Brandort, die bereits 2008 in einer Gefahrenanalyse festgehalten worden sei.
Ein Argument, das seitdem den Streit neu befeuert. Diese zehn Minuten sorgen für Verwirrung, denn die Feuerwehrverordnung legt fest, dass innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung wirksame Hilfe geleistet werden soll. "Sind die Trierer brandresistenter als die Bewohner des Umlands?", fragt der Trierer Gewerkschafts- und Feuerwehrmann Toni Raskopp. Sein Kollege Jürgen Ihl fragt: "Wer hält den Kopf für diese Regelung hin?"
Thomas Egger stellt sich der Diskussion. "Im Paragrafen eins der Feuerwehrverordnung ist die Einsatzgrundzeit beschrieben", sagt er. "Es ist die Zeit, die für das Ausrücken und die Fahrt zur Einsatzstelle benötigt wird." Das Gesetz legt acht Minuten fest, "das hat sich auch bei der Berufsfeuerwehr nicht geändert".
Welchen Sinn hat dann die Sonderabsprache mit dem Innenministerium über zehn Minuten, und warum gilt diese nur für die Berufsfeuerwehr? Egger erklärt: Für eine freiwillige Feuerwehr werden für Alarmierung und Ausrücken drei bis vier Minuten zugrunde gelegt. "Da die Berufsfeuerwehr durch ein schnelleres Ausrücken hier Zeit gewinnt, steht ihr diese bis zum Eintreffen am Brandort als Plus an Fahrzeit zur Verfügung." Das heißt: Ihre scheinbar zusätzlichen zwei Minuten spart die Berufsfeuerwehr in der Alarmierungsphase ein, da sie über eine rund um die Uhr besetzte Leitstelle verfügt und schneller reagieren kann als eine freiwillige Feuerwehr. Die gesparte Zeit wird in die Fahrzeit verschoben. So kann die Feuerwehr im erlaubten Zeitrahmen einen größeren Radius abdecken.
Trierer Feuerwehrleute sprachen mit dem TV über zentrale Probleme (siehe Text unten). Sie alle wollen anonym bleiben. "Daran kann man erkennen, wie viel Angst Feuerwehrmänner vor Repressalien der Stadt haben", sagt Gewerkschaftsmann Raskopp.
Ausrüstung, Sanierung, Investitionen: Drei Feuerwehrleute reden Klartext

Mehrere Trierer Feuerwehrmänner, die nicht die Gewerkschaft vertreten, haben sich in der TV-Redaktion gemeldet und schildern große Probleme im Einsatzalltag.

Trier. "Leider muss ich anonym bleiben, da ich in der Trierer Feuerwehr tätig bin und auch weiterhin tätig sein will", schreibt einer der Brandbekämpfer. Ein weiterer betont: Würde sein Name bekannt, sei mit "enormen Repressalien der Amtsleitung und Wehrführung gegen mich und meine Kameraden" zu rechnen.
Die Wache: Die Pläne der Stadt, zuerst eine neue Nebenwache in Ehrang zu bauen und danach erst die Sanierung oder den Neubau der alten Hauptwache in Angriff zu nehmen, kritisiert ein Feuerwehrmann hart. "Eine teure Nebenwache muss angeblich gebaut werden, und zwar an einem Standort, der geradezu umzingelt ist von drei freiwilligen Feuerwehren, nämlich Pfalzel, Biewer und Ehrang." Würde man diese drei Wehren an einem Standort zusammenziehen, "wäre das Problem gelöst".
Die Ausrüstung: Ein Brandbekämpfer schildert die Situation der freiwilligen Feuerwehren. "Viele Wehrleute tragen Helme und Stiefel, die 25 Jahre und älter sind. Viele Schutzjacken haben das empfohlene Höchstalter von zehn Jahren längst überschritten." Die Unterhaltung vieler Gerätehäuser - Telefon, Toiletten, Reinigung - werde aus den Kameradschaftskassen und von Fördervereinen getragen.
Die Investitionen: "Brandverläufe stellen sich heute aufgrund der verbauten Materialien ganz anders dar als vor 50 Jahren, heutige Brandverläufe sind deutlich dynamischer", sagt ein langjähriger Feuerwehrmann. "Ist die Stadt Trier dieser Aufgabe gerecht geworden? Dies erfordert natürlich eine Investition in die Feuerwehr, aber dies doch zur Sicherheit der Bevölkerung."

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