"Sicherheit geht absolut vor" - Mehr als 30 Prozent der Trierer Sporthallen sind momentan ein Risiko

Trier · Zwölf der 34 Trierer Sporthallen sind entweder komplett geschlossen oder für Ballsportarten gesperrt. "Die Lage der Trierer Sportvereine spitzt sich dramatisch zu", sagt der stellvertretende Vorsitzende des Sportkreises Trier-Saarburg, Michael Maxheim. Er beklagt Mängel im Krisenmanagement der Stadtverwaltung.

 In zwölf der 34 Trierer Sporthallen ist Ballspielen wie auf diesem Symbolfoto ein zu hohes Sicherheitsrisiko. Wenn ein scharfer Schuss oder harter Wurf die Decken trifft, könnten sich Einzelteile lösen. Foto: dpa

In zwölf der 34 Trierer Sporthallen ist Ballspielen wie auf diesem Symbolfoto ein zu hohes Sicherheitsrisiko. Wenn ein scharfer Schuss oder harter Wurf die Decken trifft, könnten sich Einzelteile lösen. Foto: dpa

Foto: Bernd von Jutrczenka

Trier. Wenn Triers neuer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) am 1. April sein Amt antritt, wartet seine erste massive Krise bereits auf ihn. Die Stadt Trier hat in den vergangenen Monaten mehr als ein Drittel ihrer Sport- und Turnhallen schließen oder mit starken Einschränkungen belegen müssen.Murks am Bau


Die Ursache ist nach Ansicht der Verwaltungsexperten Murks am Bau: In den betroffenen Hallen, die alle aus den 70ern stammen, seien die eingehängten Zwischendecken nicht den Baunormen entsprechend montiert, sondern mit abenteuerlichen Methoden zusammengeschustert worden. "Ich habe die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als ich das gesehen habe", reagierte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani auf diese Situation (der TV berichtete mehrmals). Die Gefahr, dass Teile der Zwischendecken sich lösen und herabstürzen, sei enorm.
Das Problem existiert offensichtlich seit Jahrzehnten. Doch erst nach einer Überprüfung der Mäusheckerhalle 2014 schöpfte die Stadtverwaltung Verdacht, dass etwas mit den Zwischendecken gewaltig im Argen liegen könnte, und veranlasste eine Kontrolle aller 34 Sporthallen. "Niemand konnte ahnen, welche Ausmaße dieses Problem annehmen würde", sagt Ralf Frühauf vom Trierer Presseamt. In vielen Hallen fanden die Kontrolleure Sicherheitsrisiken. Die Liste der Sperrungen ist mittlerweile lang (siehe Extra).
Michael Maxheim, der auch Vizepräsident des Sportbundes Rheinland ist, kritisiert die Verwaltung hart. Mit dem Schul- und Sportamt, dem Amt für Gebäudewirtschaft und dem Bauamt seien drei Ämter mit der Trierer Sportstättenmisere betraut. "Die Vereine wollen wissen, wann die Nutzung der geschlossenen Hallen wieder möglich ist, um den Trainings- und Wettkampfbetrieb wie gewohnt durchführen zu können."
Vor diesem Hintergrund fordert Maxheim einen runden Tisch, bei dem die Vertreter des Sportes angemessen vertreten sind. "Dies würde auch die Kommunikation nach außen wesentlich erleichtern, Informationsdefizite beseitigen und bestehende Vorurteile aus dem Weg räumen."
Der stellvertretende Sportkreisvorsitzende appelliert zudem an die Verwaltung, verstärkt auch den Sachverstand aus den eigenen Reihen zu nutzen. "Es werden immer nur externe Gutachten zurate gezogen. Mein Eindruck ist, dass deren Empfehlungen oftmals ohne Hinterfragung und Kontrollen einfach nur hingenommen werden". Michael Maxheim ist überzeugt, dass "mit einfachen Mitteln"die ein oder andere Situation in der Trierer Sporthallenlandschaft schnell entschärft werden könnte.
Inzwischen seien nicht nur Hallen-, sondern auch Freiluftsportarten betroffen. "Kürzlich musste das Fußballspiel der Kreisliga B zwischen dem TuS Euren und dem SV Udelfangen abgesagt werden", berichtet Maxheim. Der Grund: Die Fußballer konnten sich weder umziehen noch nach dem Spiel duschen, die dafür notwendigen Gebäude sind gesperrt.Untersuchung abgeschlossen


"Dies ist sehr ärgerlich, zumal ich bereits im Januar Sportdezernentin Angelika Birk darauf hingewiesen habe, dass die Fußballer die Hallen in Trier-West und Trier-Feyen für diese Zwecke nutzen. Auf meine Bitte, entsprechende Ausweichmöglichkeiten anzubieten, wurde eine zeitnahe Lösung zugesagt", zeigt sich Maxheim verärgert. Er fordert, der neue Oberbürgermeister Leibe müsse das Thema sofort zur Chefsache machen.
Die Stadt hat unterdessen die Untersuchung aller 34 Sporthallen abgeschlossen. Noch liegen laut Mitteilung des Presseamts nicht alle Ergebnisse vor, und auch über möglicherweise notwendige weitere Sperrungen und Konsequenzen ist noch nicht entschieden. Eine direkte Reaktion auf die Kritik von Michael Maxheim gibt es nicht. Denn noch ist der direkt angesprochene Wolfram Leibe kein amtierender Oberbürgermeister, er tritt sein Amt am 1. April an.
"Wir sind sehr froh, die Notwendigkeit von Kontrollen erkannt und diese sofort durchgeführt zu haben", sagt Pressesprecher Frühauf. "Denn die Sicherheit in den Sporthallen geht absolut vor."Extra

Diese Hallen sind gesperrt: Mäusheckerweg, Bezirkssportanlage West, Bezirkssportanlage Feyen, Grundschule Barbara (alle aufgrund der abgehängten Decken), Grüneberg (wegen Schimmel). In diesen Hallen ist Ballsport verboten: Grundschule Ehrang, Grundschule Mariahof, Grundschule Ruwer, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Humboldt-Gymnasium, Unter Gerst, Medard. Über diese Hallen ist noch nicht entschieden: Zewen, Euren, Pfalzel, Max-Planck-Gymnasium, Kurfürst Balduin, Nelson Mandela. Für diese Gebäude stehen die Auswertungen der Untersuchung noch aus. Sperrungen oder Einschränkungen sind möglich. jp

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