Spektakuläre Hängepartie über der Mosel

Trier · Der Abschied von der Kabinenbahn hat begonnen: Am Sonntag wurden die vier Stahlseile über der Mosel abmontiert. Acht Stunden dauerte das Spektakel, das viele Anhänger des früherenTrierer Wahrzeichens ans Ufer zog.

Trier. Ein wenig Nebel hängt am Sonntagmorgen über der Mosel. Drei Männer lehnen am Geländer neben der Kabinenbahnstation am Weißhaus und schauen hinab aufs Ufer. Der Abbau der vier Kabinenbahnseile, Auftakt zum Abriss des ehemaligen Trierer Wahrzeichens, hat die Männer um 8 Uhr aus dem Bett gelockt. Interessiert beobachten sie die fünf Mitarbeiter des Ingenieurbüros Schweiger (Sonthofen) und der Firma Wenko aus Österreich, die seit zwei Stunden am Werk sind. Im Auftrag von Ex-Kabinenbahnbetreiber Peter Schwab sollen sie die vier Stahlseile herablassen, die bis ins Jahr 2000 die Gondeln über die Mosel trugen.
Absenken mit Kran und Winde


Eines der zwei dickeren Tragseile hängt bereits im Wasser. Mit Hilfe eines angebauten Schleppseils und einer Seilwinde wurde es Stück für Stück herabgesenkt. Ein Kran, der auf der Bonner Straße (B 53) steht, hält es von dem vierstöckigen Wohnhaus fern, das sich direkt unterhalb der Station befindet. Die Straße ist seit 3 Uhr für den Verkehr gesperrt. "Eben ist das Seil kurz auf dem Hausdach gelandet und hat eine Schindel abgebrochen", berichtet Josef Weber, der beim Spaziergang mit dem Hund einen Blick riskiert hat: "Ist ja schon ein Stück Stadtgeschichte, das da entfernt wird."
Unten an der Talstation beobachtet Koordinator Arno Schweiger, wie das Schleppseil mit Hilfe des Krans wieder zur Bergstation hinaufgezogen wird. Dort wird es am nächsten Kabinenbahnseil befestigt. Das Tau in der Mosel wird nun per Traktor aus dem Wasser gezogen. Mitarbeiter des technischen Hilfswerks (THW) haben das Gelände eingezäunt, damit niemand die Arbeiten stört. Der untere Rad- und Fußweg am Zurlaubener Ufer ist seit 6 Uhr gesperrt.
"Alles läuft gut, abgesehen von dem kleinen Schaden", sagt Schweiger. Schlimmer hätte ein Zwischenfall am frühen Morgen ausgehen können. Kurz vor Beginn der Arbeiten war ein Frachter aus dem Trierer Hafen Richtung Kabinenbahn gefahren - trotz Sperrung für den Schiffsverkehr. Die Wasserschutzpolizei konnte den französischen Kapitän erst auf Höhe der Seile stoppen. Zum Glück hingen diese noch in 20 Metern Höhe. Die Beinahe-Havarie wird dennoch Folgen haben, dem Kapitän droht ein Bußgeld.
Gegen halb 12 sind bereits drei der vier Seile abgelassen. Etwa 50 Schaulustige machen Fotos und sehen zu, wie der 80 PS-starke Traktor Nummer drei aus dem Wasser zieht. Die Vorderräder hängen dabei in der Luft - ein Stahlseil wiegt etwa fünf Tonnen.
Unter den Zuschauern ist auch Martin Koob, Schwiegersohn des Ex-Betreibers. Er ist froh, "dass die Geschichte für uns jetzt beendet ist". Sein Dank gelte allen Fahrgästen, "die uns so viele Jahre die Treue gehalten haben". Eine davon ist Gudrun Brinkert aus Reinsfeld. Das Ende der Kabinenbahn beobachtet sie mit Wehmut: "Es ist ein Verlust, die Bahn war eine Attraktion in Trier."
Um kurz vor 14 Uhr wird das letzte Seil neben der Station zusammengerollt. Sofort gibt das THW den Uferweg frei. Ab 15 Uhr ist auch die Bonner Straße wieder befahrbar - fünf Stunden früher als geplant. "Alles lief perfekt", freut sich Schweiger. Am Montag werden die Seile zum Schrottplatz abtransportiert und die Kabinen von ihren Käufern abgeholt. Einen Termin für den Abriss der Gebäude gibt es noch nicht.Extra

Wegen des Abbaus der Kabinenbahnseile waren am Sonntag der Radweg am Zurlaubener Ufer und die Bonner Straße (B 53) für den Verkehr gesperrt. Die Stadbuslinie 87 von und nach Ehrang/Quint musste wegen baustellenbedingter Sperrungen über Schweich umgeleitet werden. Laut Jürgen Schlöder von den Stadtwerken Trier ging dies ohne Probleme: "Alle Busse waren pünktlich, es gab keine Beschwerden." Weil die Arbeiten an den Stahlseilen bereits um 15 Uhr beendet gewesen seien - statt wie geplant um 20 Uhr -, habe der Busverkehr schon ab dem Nachmittag wieder nach Fahrplan rollen können. Auch die Polizei Trier meldete keinerlei Probleme oder Behinderungen durch die B-53-Sperrung. cwebExtra

Quasi die letzte Gelegenheit, in die Talstation der Trierer Kabinenbahn einzubrechen und Werkzeug zu klauen, nutzten Unbekannte in der Nacht zum Freitag. Wie die Polizei erst am Samstag meldete, hatten die Einbrecher die rückwärtige Tür des Betriebsgebäudes in der Zurmaiener Straße aufgehebelt und waren so in das Gebäude eingedrungen. Mitgehen ließen sie von dort Werkzeuge, die die Firma, die mit dem Abbau der Kabinenbahn beauftragt ist, dort gelagert hatte. Gestohlen wurden eine Motorsäge, eine Akkuflex und eine Stablampe. red

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