Sprung ins kalte Wasser

TRIER. Vor Weihnachten hat das Land bei der Stadt Trier beantragt, das Südbad unter Denkmalschutz zu stellen (TV vom Dienstag). Sportdezernent Georg Bernarding will seinen Dezernatsausschuss darüber am Donnerstag informieren – der TV hat vorab mit den Kommunalpolitikern gesprochen.

"Wir haben seitens der Stadt keine Information zu diesem Antrag des Landesdenkmalpflegeamtes erhalten", wundert sich Friedel Jäger, Fraktionsvorsitzender der SPD. "Warum wissen wir wieder einmal nichts davon?", fragt auch Thomas Egger (FDP) mehr verwundert als rhetorisch beim Rechercheanruf des TV.Fraktionen verwundert, Bernarding entspannt

Am Donnerstag will Georg Bernarding seinen Ausschuss über die wichtige Veränderung für die Sanierung des Südbads informieren. Weit scheint die Verwaltung mit dem vom Stadtrat im Herbst in Auftrag gegebenen Sanierungs- und Finanzierungskonzept allerdings noch nicht zu sein: "Im Haushaltsentwurf für 2006/2007 ist das Südbad mit keinem Wort erwähnt", kritisiert Jäger. "Das Problem Südbad scheint für die Planer nicht existent zu sein." Bernarding selbst war von dem Unterschutzstellungs-Antrag nicht überrascht: "Dass wir uns beim Südbad mit der Denkmalpflege beschäftigen müssen, war immer klar", sagte er am Dienstag im TV-Gespräch. "Daher ist auch immer davon die Rede gewesen, dass das Bad in seiner jetzigen Struktur erhalten werden muss", behauptete der Sportdezernent. Wie Wirtschaftlichkeit und Denkmalpflege in Einklang zu bringen seien, müsse jetzt diskutiert werden. "Der Sprungturm gehört ohne Frage zum Südbad, die Zehn-Meter-Plattform wird rege genutzt", erklärte Bernarding, "aber nicht nur seine Sanierung, sondern auch sein Betrieb ist teuer." Deshalb könnte darüber nachgedacht werden, den Turm nur soweit zu sanieren, dass er bis zur Fünf-Meter-Plattform geöffnet werden kann. Das würde außerdem Personal bei der intensiven Beaufsichtigung der Sprünge vom Zehner einsparen. Auch eine Reduzierung des Wasservolumens sei trotz Denkmalschutz möglich: "Wenn wir Beckenformen nicht verändern dürfen, könnte eine größere Insel im Schwimmerbecken dabei helfen, die Wassermenge und damit die Betriebskosten zu reduzieren.""Sanierung darf sich nicht verzögern"

Wie sich der Denkmalschutz letztlich auf die Stadtfinanzen auswirken werden, dazu wagte Bernarding wegen der Masse noch ausstehender Entscheidungen keine Prognose. Mit zusätzlichem Geld vom Land sei jedenfalls nicht zu rechnen und auch die Sportfördermittel würden frühestens 2012 fließen. Für Gerd Dahm von den Grünen steht fest: "Wenn das Land unter Schutz stellt, muss es auch seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen." Bertrand Adams (CDU), der auch "einer familienfreundlichen Umgestaltung" des Südbads zugestimmt hätte, betont: "Auf keinen Fall darf die Unterschutzstellung die Sanierung verzögern." Für den Betrieb absolut notwendige Reparaturen sollten laut Stadtratsbeschluss diesen Frühling stattfinden, die Komplettsanierung bis zur Badesaison 2007 abgeschlossen sein. Explodieren dürften die avisierten Kosten durch die Unterschutzstellung zwar nicht, doch "Schulden hätten wir sowieso machen müssen", kommentierte Thomas Egger (FDP). "Doch beim Moselstadion hätten wir auch viel Geld in die Hand genommen. Und das war für die meisten Fraktionen kein Problem." Einzig Manfred Maximini (UBM) sieht der Restaurierung unter Denkmalschutzaspekten gelassen entgegen: "Das Denkmalpflegeamt untermauert nur, was unsere Fraktion schon immer fordert: Die Sanierung des Ist-Zustandes."

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