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Zum Bericht "Der große Sohn Triers - Karl-Marx-Statue wird 6,30 Meter hoch und kommt auf Simeonstiftplatz" (TV vom 23. September):

Die Höflichkeit gebietet, dass man Geschenke, die man erhält, nicht zurückweist. Ein freundliches Gesicht muss man dabei machen, selbst wenn dieses Geschenk nicht ganz den eigenen Vorstellungen entspricht. Wenn das große Land China der kleinen Stadt Trier ein Denkmal schenkt, das ihren großen Sohn Karl Marx verherrlicht, kann es nicht zurückgewiesen werden. Es wäre unverzeihlich, das Geschenk abzulehnen. Erstens hat Karl Marx in seiner Geburtsstadt eine sichtbare Würdigung verdient. Zweitens wären die chinesischen Spender in ihrer Ehre tief verletzt und gekränkt. Drittens sind chinesische Touristen für Trier ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wenn sie beleidigt wegblieben, wäre das eine Katastrophe. Jetzt lesen wir, dass dieses Denkmal von einem chinesischen Künstler namens Wu Wei Shan entworfen und in Bronze gegossen werden soll, mit seinem Sockel 6,30 Meter hoch sein wird und seinen Platz auf dem Simeonstiftplatz erhalten soll. Das ist offenbar alles, was die Chinesen uns über ihr Geschenk preisgeben wollen. Sie haben es sich damit nach meiner Meinung schon sehr leicht gemacht. Nicht, dass wir da noch eine böse Überraschung erleben. Ich wüsste gerne mehr, zum Künstler und zu seinem Schaffen. Wo hat er gearbeitet, wie wird er international eingeschätzt? Wenn er Hunderte von Statuen historischer Persönlichkeiten geschaffen hat, dann muss es Abbildungen geben, aus denen man Aufschlussreiches erfahren kann. Ich möchte wissen, wie die Marx-Statue selbst aussehen wird; zumindest ein Modell davon muss es doch geben. Wie und wo wird sie auf dem Platz stehen? Gehen Dimensionen und Stil mit der sensiblen Umgebung zusammen? Das alles kann man mit einem Modell verdeutlichen. Nichts davon ist den Informationen zu entnehmen, die der TV veröffentlicht hat. Ob das Denkmal, wie Redakteurin Christiane Wolff meint, für Trier eine echte Bereicherung sein wird, ist aus der laienhaften, nicht einmal maßstäblich richtigen Abbildung keinesfalls abzuleiten. Einem geschenkten Gaul sollte man ein klein wenig ins Maul schauen dürfen. Horst Schmitt, Trier

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