Standortfaktor Schönheit

Zum elften Mal hat die Handwerkskammer Trier ihren alle zwei Jahre ausgeschriebenen Denkmalpflegepreis verliehen. Sie hat damit drei Hauseigentümer, drei Handwerksunternehmen und den Verein Trier Gesellschaft für beispielhafte Verdienste um den Erhalt von Kulturdenkmälern ausgezeichnet.

Trier. "Gäbe es in unseren Städten und Dörfern keine historische Bausubstanz - das wäre der nackte Horror."

Salopp, aber punktgenau verweist Heidi Schumacher, Leiterin der Kulturabteilung im Ministerium Mainz, auf die Bedeutung von Denkmalpflege. In ihrer Rede zur Verleihung des Denkmalpflegepreises 2008/2009 der Handwerkskammer Trier (HWK) macht sie deutlich: "Historische Bauten sind der Standortfaktor Schönheit. Sie sind unser aller kulturelles Erbe, wichtig für Identität und Orientierung."

Denkmalpflege sei jedoch auch ein konfliktreiches Feld, in dem oft unterschiedliche Zielvorstellungen aufeinanderprallten. Nicht jeder Eigentümer sei bereit, Opfer zu bringen.

Soziale Verpflichtung von EIgentum ernst nehmen



Anders die drei ersten Preisträger, die mit großem, auch finanziellem Einsatz Historisches erhalten und gezeigt hätten, dass sie die soziale Verpflichtung von Eigentum sehr ernst nehmen. Den ersten Preis hat Ehepaar Arthur Weyns und Heidemarie Weyns-Zwanziger für die authentische Wiederherstellung und damit Rettung der Mühle im Weiler Gransdorf-Biermühle (Kreis Bitburg-Prüm) bekommen.

Aus dem jahrzehntelang verfallenden Anwesen aus dem 16. Jahrhundert haben sie unter Einsatz denkmalgerechter Materialien ein Kleinod gemacht, das einer Großfamilie einzigartigen Wohnraum bietet.

Mit dem zweiten Preis sind die Eheleute Johannes und Barbara Selbach für die Erhaltung der ortsbildprägenden Fachwerk-Ratsschänke aus dem 16. Jahrhundert am Marktplatz in Zeltingen ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte die gelungene Verbindung von Ansprüchen des Denkmalschutzes mit denen neuer gastronomischer Nutzung.

Den dritten Preis haben Edith und Josef Pallien aus Dudeldorf für ihre sorgsame und liebevolle Restaurierung des gegenüber der Kirche in Pickließem gelegenen Bauernhauses aus dem 18. Jahrhundert erhalten.

Handwerkerleistungen entsprechend würdigen

 Für sie hat sich Herzblut und Einsatz gelohnt, die Preisträger des Denkmalpflegepreises 2008/2009 der Handwerkskammer Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Für sie hat sich Herzblut und Einsatz gelohnt, die Preisträger des Denkmalpflegepreises 2008/2009 der Handwerkskammer Trier. TV-Foto: Anke Emmerling



Preise gehen auch an Handwerker, denn: "Für die anspruchsvolle Aufgabe der Restaurierung müssen sie hohe Kompetenz, profunde Fachkenntnis und große Sensibilität besitzen", betont Rudi Müller, Präsident der HWK, bei der Urkundenverleihung.

Der erste Handwerkerpreis zeichnet Steinmetzmeister Henning Wirtz aus Trier für die hervorragende Instandsetzung des neogotischen Grabmals Schilken auf dem Trierer Hauptfriedhof aus.

Der zweite Roger Neues aus Daun für die Restaurierung und authentische Ergänzung von Schlössern und Schlüsseln in der Mühle in Gransdorf-Biermühle.

Den dritten Preis hat die Firma Thielen Bau aus Lauperath für denkmalgerechten Einbau von Lehmputzen in die genannte Mühle bekommen. Deren Besonderheit: Darunter ist eine Flächenheizung angebracht, die einer neuzeitlichen energetischen Nutzung gerecht wird. Mit einem Sonderpreis ist die Trier Gesellschaft e.V. für ihre mustergültige Erhaltung des Frankenturms und ihr langjähriges Engagement für 90 weitere Kulturdenkmäler in Trier belohnt worden.

Zum Abschluss verweist Rudi Müller auf den vielfältigen wirtschaftlichen Nutzen der Denkmalpflege in Sachen Arbeitsplätze wie Tourismus und bilanziert: "Wer historische Substanz mit Leben erfüllt, integriert sie in die Zukunft."

Extra Der Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer Trier wird alle zwei Jahre ausgelobt. Er richtet sich an Eigentümer und Nutzer von nach dem Denkmalpflegegesetz zu erhaltenden Gebäuden im Bereich der Handwerkskammer Trier und an Handwerker, die im Sinne der Denkmalpflege daran gearbeitet haben. Nach Bewertung des Gesamterscheinungsbildes werden maximal drei Objekte ausgezeichnet. Das Preisgeld von insgesamt 3000 Euro geht an die Eigentümer. Die Handwerker bekommen ideelle Preise in Form von Urkunden. (ae)

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