Statistik Schrumpft Trier? Die Stadt wehrt sich

Trier  · Statistiker stellen neue Prognosen für die Stadt Trier und den Kreis Trier-Saarburg vor. Die Vorzeichen für die Entwicklung sind allerdings verschieden.

 Symbol für den Wohnraumbedarf in Trier. Eine der größten Baustellen findet sich im ehemaligen Castel Feuvrier an der Zurmaiener Straße.

Symbol für den Wohnraumbedarf in Trier. Eine der größten Baustellen findet sich im ehemaligen Castel Feuvrier an der Zurmaiener Straße.

Foto: Portaflug Föhren

Die Zahl der Menschen, die in der Stadt Trier und im Kreis Trier-Saarburg leben,  ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gestiegen. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Stadt und Kreis setzen deshalb auf Neubaugebiete  und investieren in die Infrastruktur. Die neue Bevölkerungsberechnung des Statistischen Landesamtes (TV vom 5. Februar) sorgt nun im Rathaus Trier für einige Aufregung. Denn sie sagt für die Stadt einen Rückgang der Bevölkerung von derzeit 110 013 auf 108474 im Jahr 2040 und sogar 106 288 zehn Jahre später voraus.

 Benötigt die Stadt Trier angesichts dieser Zahlen tatsächlich große neue Wohnbaugebiete wie die geplanten Projekte Brubacher Hof und zu einem späteren Zeitpunkt Zentenbüsch in Trier-Ruwer? Für Oberbürgermeister Wolfram Leibe steht das außer Frage.  „Für mich sind die Prognosen – bei aller Vorsicht, die man zu Vorausberechnungen über mehrere Jahrzehnte hinweg haben sollte – Ansporn, die Stadt weiterhin lebenswert zu gestalten. Dazu gehört auch, dass die Bevölkerungszahl möglichst stabil bleibt und in einer ausgeglichenen Zusammensetzung der Alterskohorten.“

Trier sei das einzige Oberzentrum der Region. Die Infrastruktur sei auf eine Bevölkerung von 100 000 bis 110 000 Menschen ausgerichtet. „Wir wollen keine Stadt der alten Menschen werden, keine Stadt, die sich nur die Reichen leisten können und keine Stadt, die nur Schlafzimmer von Luxemburg-Pendlern ist“, macht Leibe seine Position deutlich. „Deshalb müssen wir aktiv daran arbeiten, dass Trier nicht schrumpft, sondern weiterhin Menschen als Wohn- und Arbeitsort anzieht. Dazu gehört auch die Schaffung von Wohnraum mit der Ausweisung von Neubaugebieten.“

Der Oberbürgermeister verweist auf die „deutlich valideren Prognosen“ für den Zeitraum bis etwa 2030, denen zufolge die Bevölkerung bis dahin konstant bleibe oder sogar noch wachsen werde.

Das Trierer Amt für Stadtentwicklung und Statistik hat in seinen eigenen Berechnungen eine positivere Bevölkerungsentwicklung vorhergesagt.  Warum das so ist, wird noch analysiert. „Zu den Vorausberechnungen des Landesamtes können wir zurzeit keine detaillierten Aussagen treffen, denn dazu müssten wir die vom Landesamt aufgesetzten Prognosen mit den Annahmen der eigenen Berechnungen zunächst im Detail vergleichen“, sagt Michael Schmitz, Sprecher der Stadtverwaltung. Bei den Vorausberechnungen der Stadt werde die Gesamtstadt  kleinräumig auf die Stadtbezirke heruntergebrochen. Zudem würden in den Trierer Berechnungen auch lokale Besonderheiten wie die Grenznähe zu Luxemburg und die dadurch entstehenden Verflechtungen herangezogen. Eine wirkliche Diskrepanz zu den eigenen Prognosen gebe es nicht. „Beide Berechnungen haben in der Größenordnung vergleichbare Tendenzen und liegen nicht sehr weit auseinander.“

Für den Kreis Trier-Saarburg bedeutet die neue Bevölkerungsprognose ebenfalls Handlungsbedarf. Die Vorzeichen sind allerdings andere. Landrat Günther Schartz sieht  die Umlandeffekte von Luxemburg und Trier und den damit einhergehenden Zuzug in das Kreisgebiet als wesentlichen Faktor für die vorhergesagte Zunahme der Bevölkerung bis 2040. „Zurückzuführen ist das aber auch auf höhere Geburtenzahlen, was nicht zuletzt auf die gute Beschäftigungssituation sowie die sehr guten Möglichkeiten der Kinderbetreuung zurückzuführen ist.“

Nach Ansicht des Landrats stellt diese Entwicklung die Kommunen und den Landkreis „vor ganz erhebliche Herausforderungen“. In den vergangenen Jahren seien hohe Millionenbeträge in den Ausbau der Kitas gesteckt, neue Gruppen und Ganztagsplatzangebote geschaffen worden. „Damit einher gehen ebenfalls hohe Millioneninvestitionen in die Sanierung und den Neubau von Schulen, zum Beispiel im Schulzentrum Konz, in Schweich und in Kell am See. Auch der aktuell laufende Breitbandausbau sowie die damit einhergehende Digitalisierung darf nicht vergessen werden. Der Kreis steckt viel Geld in die Verbesserung des ÖPNV.“ Mit Blick auf das Krankenhaus Saarburg nennt Schartz  auch die Anstrengungen des Kreises in der Aufrechterhaltung der ärztlichen Versorgung auf dem Land.

„Die Kommunen müssen ihre örtliche Infrastruktur bei wachsender Bevölkerung erhalten und natürlich Neubaugebiete ausweisen. Zugleich wollen wir die alten Ortskerne nicht aus dem Blick verlieren. Das ist eine echte Herausforderung vor dem Hintergrund nach wie vor klammer kommunaler Kassen.“

In vielen Gemeinden, gerade entlang der luxemburgischen Grenze oder im Umland Triers, sei Bauland nicht entsprechend der Nachfrage vorhanden. Hier gelte es bei der notwendigen Ausweisung von Neubaugebieten eine gesunde Balance zwischen den Gemeinden, aber auch der Gesamtentwicklung der Orte mit Blick auf die Ortskernsanierung zu finden. Zudem sei auch das Angebot von Gewerbeland im Kreis Trier-Saarburg nicht ausreichend.

Die zunehmende Alterung der Bevölkerung gilt in Trier als ein Garant für den Zuzug der Menschen in die Stadt in den kommenden Jahren. Gute Infrastruktur und kurze Wege locken. Doch auch der Kreis hat sich früh mit diesem Thema befasst. „Wir kennen die Herausforderungen nicht zuletzt auch aufgrund einer Bevölkerungsbefragung gut“, sagt Landrat Schartz. In den Gemeinden passiere derzeit viel, um die Situation zu verbessern.  

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