Streit um Trierer Billig-Bordell – Vorwürfe gegen Oberbürgermeister

Trier · Frauenrechtlerinnen protestieren gegen ein Billig-Bordell, das Mitte September in Trier eröffnen soll, und machen dem Oberbürgermeister erhebliche Vorwürfe. Dabei hält Klaus Jensen Flatrate- Prostitution ebenfalls für menschenunwürdig. Doch hat die Stadt keine Möglichkeit, sie zu verbieten.

Die Zahl der Rotlichtbetriebe in der Region steigt weiter. Und dass Mitte September in Trier nun ein nach dem umstrittenen Pauschalprinzip funktionierender Club eröffnen soll (der TV berichtete), sorgt nicht nur für Schlagzeilen dies- und jenseits der luxemburgischen Grenze, sondern auch für Protest.

Frauenrechtlerinnen protestieren dagegen, dass ein Ableger des "Saarbrücker Poppstalls" Freiern auch hier "ultragünstige All-inclusive- Preise" anbieten will. Denn sie fürchten, dass die Prostituierten zur seelenlosen Ware degradiert und ausgenutzt werden. Auch das Bistum ist kritisch: Die zunehmende Kommerzialisierung der Sexualität sei ein Krisensymptom der Gesellschaft, sagt der Trierer Monsignore Michael Kneib. In dem Saarbrücker Etablissement kosten Eintritt, Getränke und Sex mit beliebig vielen Frauen maximal 99 Euro - vor 18 Uhr sogar nur 79 Euro. Die Hälfte davon geht an die Frauen. Trierer Insider sagen, dass Prostituierte in solchen Clubs viel zu wenig verdienen.

Der Betreiber des "Poppstalls" hingegen betont, die Mädchen stünden bei ihm Schlange, weil sie besser verdienten als in anderen Clubs, und schimpft: "Frauenrechtlerinnen die so was so aufblasen, sind doch alle frigide." Offenbar waren ähnliche Proteste der Grund dafür, dass die Stadt Bad Kreuznach einen Ableger seines Unternehmens dichtgemacht hat. Denn am Rande des Kurviertels stellte er einem Bericht der Allgemeinen Zeitung zufolge einen "störenden Gewerbebetrieb" dar. Ob die Gegner des Flatrate-Angebots in der Region ähnlich erfolgreich sind, ist fraglich: In Trier-Nord, wo es bereits mehrere Bordelle gibt, kann die Stadt einen solchen Betrieb nicht einfach verbieten. Prostitution ist schließlich legal. Daher dürfte auch ein Protestschreiben der Frauenrechtsorganisation "Terre des Femmes" wenig bringen. Der Verein wirft dem Trierer Oberbürgermeister vor, sich zum Komplizen der Frauenverachtung zu machen. Klaus Jensen reagiert empört und betroffen - empfinde er das Flatrate- Konzept doch selbst als menschenunwürdig. Eine städtische Arbeitsgruppe suche bereits nach rechtlichen Wegen, die Ansiedlung zu verhindern.

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