Studi-Dorf für zwei Jahre

Bis Ende August werden die letzten Bewohner das Franzosen-Wohngebiet Burgunderstraße verlassen. In die 174 Wohnungen könnten Studenten einziehen, möglicherweise bereits zum Wintersemester. Eine Übergangslösung, die alle Wohnraum-Engpässe für Uni-Neulinge beheben würde.

 Geister-Stadtteil: das verwaiste Franzosen-Wohngebiet Burgunderstraße. TV-Foto: Roland Morgen

Geister-Stadtteil: das verwaiste Franzosen-Wohngebiet Burgunderstraße. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Kürenz. Für Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ist es eine "geniale Lösung. Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe. Wir können in Ruhe planen, wie es es mit dem Wohngebiet Burgunderstraße weitergehen soll, während wir gleichzeitig für Entspannung auf dem studentischen Wohnungsmarkt sorgen", jubelt die 54-jährige CDU-Politikerin.

Franzosen gehen, Studenten kommen - in der Tat eine verlockende Perspektive. Die Idee stammt aus dem Referat Mobilität und Kommunales des Allgemeinen Studierenden-Ausschusses (Asta) der Uni Trier. "Es wäre großartig, wenn in den frei werdenden Wohnungen übergangsweise Neuankömmlinge der Uni unterkommen könnten. Dann hätten sie Zeit, sich in Ruhe eine passende Bleibe zu suchen und müssten nicht auf einer fremden Couch schlafen", sagt Referatsleiterin Xenia Alekseeva (23). Mit diesem Vorschlag laufen Uni-Asta und Baudezernat bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) offene Türen ein. Die Bima will das acht Hektar große Areal der Franzosen-Wohnsiedlung zwischen Kürenz und Tarforster Plateau verkaufen. Das geht aber erst, wenn die Stadt festgelegt hat, wie sich das Gelände entwickeln und welche neue Nutzung es geben soll. Für die Bauleitplanung will sich die Baudezernentin "Zeit lassen, damit nicht irgendwas heraus kommt, das uns später leid tut". 2012 dürfte feststehen, wie die Zukunft der Burgunderstraße aussieht.

Der Haken: Niemand kennt den Wohnungs-Zustand



Zwei Jahre, in denen der Bima die Hände gebunden wären und sie keine Einnahmen erzielen könnte "Auch deshalb sind wir an einer Zwischennutzung interessiert", erklärt Fachgebietsleiterin Maria Baltes (48). Neben dem sozialen Aspekt der Wohnraum-Schaffung für Studenten winke ein weiterer Vorteil: "Bei leer stehenden Gebäuden gibt es eine hohe Vandalismus-Gefahr."

Der Haken an der Sache: Auf deutscher Seite kennt niemand den Zustand der Wohnungen. Die Schlüsselgewalt liegt noch beim Kommandanten der Garnison Saarburg, die vor zwei Monaten aufgelöst wurde. Aber hinter den Kulissen nimmt die Abwicklung noch etwas Zeit in Anspruch. Deshalb wohnen noch einige ehemalige Angehörige der Garnison Saarburg in der Burgunderstraße. Die letzten werden bis Ende August ausziehen. Bereits Anfang August, so hofft Bima-Mitarbeiterin Maria Baltes, "könnten die ersten Wohnungsbegehungen und -übergaben stattfinden".

Mit dabei sein soll dann auch das Studierendenwerk Trier (SWT), größter Anbieter studentischen Wohnraums und potenzieller Partner von Bima und Stadt bei der angestrebten "Zwischennutzung".

SWT-Chef Andreas Wagner sieht der Inspektion "mit gemischten Gefühlen entgegen. Grundsätzlich ist es toll, dass Stadt und Bima uns diese Möglichkeit eröffnen. Aber solange ich nicht weiß, wie die Wohnungen und die Infrastruktur aussehen und ob sie sich überhaupt für Wohngemeinschaften eignen, werde ich nicht in Euphorie ausbrechen", betont der 43-Jährige.

Er hoffe aber, dass es "ein temporäres Studi-Dorf Burgunderstraße" geben wird - möglichst schon zum kommenden Wintersemester (Beginn am 1. Oktober; erste Lehrveranstaltungen am 25. Oktober): "Dann hätten wir erstmals seit vielen Jahren keine Wohnungsnot."Extra Das Franzosen-Wohngebiet Burgunderstraße entstand ab 1955 am damaligen nordöstlichen Stadtrand von Trier. Die ersten Bauabschnitte (Burgunder- und Frankenstraße) waren 1961 abgeschlossen. Als in den 70er Jahren die Erweiterung Louis-Pasteur-Straße hinzu kam, hatte sich die Stadt im Zuge der 1969er Eingemeindung auch das Tarforster Plateau einverleibt. An der Abschottung der Häuser-Siedlung mit insgesamt 174 Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 51 und 137 Quadratmetern änderte sich nichts. Selbst der Abzug der Franzosen 1999 aus Trier ging weitgehend am Wohngebiet Burgunderstraße vorbei. Dort wohnten seither Angehörige der Garnison Saarburg. Mit deren Auflösung vor zwei Monaten geht nun auch die Ära der französischen Streitkräfte in Trier endgültig zu Ende. In "Trèves" (französischer Name Triers), zeitweilig der weltweit größte französische Militärstandort nach Paris, lebten bis zu 20 000 Soldaten. (rm.)

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