Umwelt Stadtwerke als Vorbild für das Land?

Trier · Das Umweltministerium Rheinland-Pfalz fördert den neuen Energie- und Technikpark in Trier-Kürenz. Die Nachhaltigkeit des entstehenden Gewerbegebiets könnte laut Ministerin Ulrike Höfken eine Blaupause werden.

 Das Modell für den neuen Energie- und Technikpark. Sieht man hier nicht: Die Innenausstattung soll aus nachhaltigem Holz entstehen.

Das Modell für den neuen Energie- und Technikpark. Sieht man hier nicht: Die Innenausstattung soll aus nachhaltigem Holz entstehen.

Foto: Nicolaj Meyer

Ein Pilotprojekt mit Vorbildcharakter, da waren sich Christian Reinert, Architekt der Stadtwerke Trier (SWT), und Ulrike Höfken, Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz, sicher. Und es ist das größte aktuelle Projekt der SWT: 15 bis 20 Millionen Euro investieren sie in den Bau ihres Energie- und Technikparks (ETP) in Trier-Kürenz.

Die Ministerin ist am Montagmittag zu Gast bei den Stadtwerken gewesen, im Gepäck hatte sie 15 000 Euro Fördergeld. Der Zweck: Der Park soll gemäß der Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) als nachhaltiges Gewerbegebiet zertifiziert werden.

Insgesamt kostet diese Zertifizierung etwas mehr als dreimal so viel: 50 000 Euro. „Das Zertifikat steht nicht nur für eine Beglaubigung. Es ist wie ein Bauplan für das Projekt, der uns dabei unterstützt, die Kriterien der Nachhaltigkeit zu erreichen“, erklärt der Architekt.

Eins nach dem anderen: Warum ist das Megaprojekt so besonders? Rund ein Drittel aller Kohlendioxid-Emmissionen kommen in Deutschland aus dem Gebäudesektor, etwa weil Häuser nicht modern und fachgerecht isoliert sind. Der SWT-Megapark wird im besten Fall eine Blaupause für das Gegenteil: „Es wird ein Standort, der komplett frei von Kohlendioxid versorgt werden soll und auch baulich nachhaltig ist“, erklärt Reinert, während er auf das Gips-Modell auf dem Tisch zeigt. „Baulich nachhaltig“ heißt etwa, dass die Innenräume überwiegend aus Holz bestehen.

Die Energie soll im Klärwerk erzeugt werden, weitere aus Photovoltaik dazu gespeist werden. Und: Während das Klärwerk vor zehn Jahren zwischen 650 000 und 700 000 Euro Stromkosten verursachte, soll es mit neuer Technik im nächsten Jahr schon Gewinne erwirtschaften.

„Wir wollen damit auch zeigen, dass Betriebswirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit durchaus zusammengehen“, sagt SWT-Vorstand Arndt Müller. Richtig einzigartig werde es dadurch, dass es keine Neubauten seien, sondern die Elemente der Papierfabrik konvertiert würden, fügt Reinert hinzu.

„Das Wort nachhaltig wird in dieser Zeit inflationär benutzt“, wirft die Ministerin ein, findet für das Trierer Projekt gleichwohl nur Lob: „Wir hätten gerne, dass es landesweit aufgegriffen wird, dass die überschüssige Energie wie bald in Trier von Klärwerken genutzt wird.“

So geht es bei der Zertifizierung weiter: Sie verläuft in insgesamt drei Schritten. In den nächsten Monaten soll in einem sogenannten Pre-Check ein Vorzertifikat erhalten werden. Für die zweite Zertifizierungsphase ab Mitte 2018 müssen mindestens 25 Prozent des Hochbaus abgeschlossen sein. Ab Mitte 2019 sollen in der dritten Phase alle Hochbaumaßnahmen fertig sein.

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Foto: Nicolaj Meyer
 In Aufbruchstimmung wegen des Großprojekts (von links): Arndt Müller (SWT-Vorstand), Ulrike Höfken (Umweltministerin), Olaf Hornfeck (SWT-Vorstand), Christian Reinert (SWT-Architekt), Doreen Pflaeger (SWT-Projektmitarbeiterin), Barbara Jörg, Werner Theis (beide Umweltministerium) und Johannes Weinand (Stadt Trier).

In Aufbruchstimmung wegen des Großprojekts (von links): Arndt Müller (SWT-Vorstand), Ulrike Höfken (Umweltministerin), Olaf Hornfeck (SWT-Vorstand), Christian Reinert (SWT-Architekt), Doreen Pflaeger (SWT-Projektmitarbeiterin), Barbara Jörg, Werner Theis (beide Umweltministerium) und Johannes Weinand (Stadt Trier).

Foto: Nicolaj Meyer

Das Zertifikat dient der objektiven Beschreibung und Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden und Quartieren. Kriterien zur Bewertung sind vielzählig: wie etwa die Ökobilanz, die Wirkungen auf die Kommune, die Barrierefreiheit, die Nutzergesundheit, nachhaltige Mobilität oder das Wertstoffmanagement.

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