Kultur The-Clash-Cover-Abend im Trierer Ex-Haus: Wenn Punk auf Dadaismus trifft

Trier · Soll ich gehen oder bleiben? So lautet – auf Deutsch – der wohl bekannteste The-Clash-Song. Bei „10 Bands, 10 Minutes“ im Trierer Ex-Haus ging’s um die Kult-Punk-Band der 70er-Jahre. Ob das Bleiben sich lohnte? Oh ja!

 Auch Juggernout spielen an diesem Abend The Clash – im Ska- statt Punk-Sound.

Auch Juggernout spielen an diesem Abend The Clash – im Ska- statt Punk-Sound.

Foto: Karin Pütz

Gleich zehn Bands unterschiedlicher Genres an einem Abend gab es auf der Sommerbühne im Exhaus zu erleben. Einzige Gemeinsamkeit: Jede von ihnen musste mindestens ein Lied aus dem Repertoire der Kultband The Clash covern – Auftrittsdauer: jeweils zehn Minuten.

Rino Dzur vom Exhaus erklärt den Sinn der Veranstaltung: „Wir wollen damit auch eine Plattform für unbekannte Bands bieten.“ Trotz allgemeiner Rettet-das-Exhaus-Stimmung ist das Konzert an diesem Abend nicht annähernd ausverkauft.

Am seit Jahren erfolgreichen Konzept kann es eigentlich nicht liegen. Frank (40) aus Trier findet es „faszinierend, dass sich hier Leute aus verschiedenen Musikrichtungen zusammenraufen und niemand wegläuft, wenn ein anderes Genre gespielt wird“.

The Clash hatten ihre Glanzzeit Ende der 1970er Jahre – da waren die meisten der Jungs und Mädchen auf der Bühne noch gar nicht geboren. So auch die drei Mitglieder der Punkformation Driving Dogs, die 2015 im Exhaus einen Contest als Schülerband gewannen. Ihnen gebührt der erste Auftritt mit „Train in vain“.

Noch ist es früh am Abend, und die Stimmung im Publikum ist verhalten. Sich selbst nicht so ernst zu nehmen, ist die Strategie von Ben Beat alias Singer/Songwriter Marco Wagner. Er legt zusammen mit „Mone Morgenstern“ alias Simone Busch einen intergalaktischen Auftritt hin, bei dem er die meiste Zeit auf der Bühne hockt, um die Effekte im Looper einzustellen, während Mone zu der immer wiederkehrenden Textzeile „Should I stay or should I go“ als Außerirdische performt.

Gehen oder bleiben? Die Frage stellt sich dem Publikum trotzdem nicht, die seltsame Nummer hat auf jeden Fall Unterhaltungswert und es gibt fröhlichen Applaus.

Ernster wird es wieder bei der Independent/ Post-Punk-Gruppe Prejudged Youth, die sich erst 2017 gegründet hat. Bassist Max Gemmerich erzählt vom Reiz des Auftritts: „Wir sehen das als Herausforderung, dieses Genre zu bedienen. Der interessante Aspekt am Covern ist, dass man dem Song seinen eigenen Stempel aufdrückt.“ Neben ihrer Version von „London calling“ spielen sie auch ihren eigenen Song „Damit niemand eine Zukunft hat“.

Eine kurzfristige Umbesetzung an den Drums meldet die Hardcoreband Drained, die nur einmal geprobt hat, um ebenfalls „Should I stay or should I go“ abzuliefern – sehr gekonnt gegrowlt statt gesungen. Nach zehn Minuten ist auch ihr Auftritt vorbei, und die Postpunkband Das Wiesel gibt ihre Version von „Police on my back“ zum Besten.

Thessy Fassbender aus Luxemburg ist 19 und spielt seit etwa einem halben Jahr bei der Hardcore-Punkband Slon den Bass. Doch Fan der Musik der härteren Richtung ist sie, seit sie „denken kann“. The Clash kennt sie von ihren Eltern, „Spanish bombs“ kommt an diesem Abend auf die Bühne.

Dass The Clash mitunter Seichtes abgeliefert haben, nutzen Bruno Calvera und Pepito Spezzegutti (die in Wirklichkeit natürlich ganz anders heißen) als Duo Sweat like Chianti schamlos für ihren Italo-Pop im 80er-Jahre-Stil aus. „Lost in the supermarket“ trällern sie in „dadaistischem Italienisch“ (O-Ton Bruno Calvera) und schaffen es, dass gleich nach ihrem Auftritt Buchungsanfragen und CD-Wünsche aus dem Publikum geäußert werden. „Wir haben keine Plattenfirma, aber wir würden gerne ein Kassetten-Tape produzieren“, meint Pepito, der seinen Gesangspartner vor 25 Jahren auf der „Maximina Capo Scuola de Treviri“ kennengelernt hat – also der Maximinhauptschule in Trier.

Bestens gelaunt geht es auf der mit sieben Mitgliedern der Band Juggernout gut gefüllten Bühne weiter. Sie zeigen, dass „Guns of Brixton“ für eine Ska-Version bestens geeignet ist.

Zehn Minuten können zu schnell zu Ende sein, findet das Publikum, doch Deal ist Deal. Auch von den Indierockern der Gruppe Kramsky, die neben zwei eigenen Songs in deutscher Sprache „Tommy Gun“ covern, könnte man mehr vertragen an diesem Abend, der mit den Death-/Trash-Metallern von Ambos einen fulminanten Abschluss findet.

„I fought the law“ growlt Sängerin Sonja Mehlich mit Herzblut, während ihre halbnackten und wild tätowierten Bandkollegen ein Motörhead-würdiges Tempo an den Instrumenten abliefern. Nach ihren zehn Minuten wird vom Publikum eine Zugabe gefordert – als letzte Band des Abends erfüllen sie diesen Wunsch nur zu gern mit ihrem Lied für Trierer: „Viezkobold tanz' mit dem Porz in der Hand“.

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