Tierfreunde entsetzt über Messerklinge in der Wurst

Trier · Nach der schweren Verletzung einer jungen Hündin in Trier-Ruwer durch ein präpariertes Stück Fleischwurst (der TV berichtete am 18. Mai) ist die Bestürzung unter den Hundehaltern groß. Im Stadtgebiet ist immer mal wieder von Giftködern die Rede.

 Tanja Knitterscheidt mit ihren Bulldoggen: Hündin Giny (rechts) hat einen Köder mit einer abgebrochenen Klinge gefressen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Tanja Knitterscheidt mit ihren Bulldoggen: Hündin Giny (rechts) hat einen Köder mit einer abgebrochenen Klinge gefressen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Freitagvormittag in einem von Gebäuden umfassten Hinterhof in der Rheinstraße (Trier-Ruwer). Die Französischen Bulldoggen Giny (ein Jahr alt) und Fito (eineinhalb Jahre) laufen wie gewohnt auf dem Gelände. Hundehalterin Tanja Knitterscheidt arbeitet nebenan in ihrem Kosmetikinstitut. Am Nachmittag erbricht Giny mehrfach blutigen Schaum, Wurststücke und auch eine abgebrochene Messerklinge. Tanja Knitterscheidt sagt im Gespräch mit dem TV: "Die Hündin muss die Fleischwurst im Hof gefunden und gefressen haben, denn von mir bekommen die Tiere keine Wurst, und vorher waren wir an diesem Tag nirgendwo raus." Ihre Folgerung: "Jemand hat die präparierte Wurst dort gezielt hingeworfen. Das ist doch grausam!"
Schmerzhafte Verletzungen


Giny geht es inzwischen wieder besser, sie muss nicht operiert werden. Doch die Verletzungen sind schmerzhaft, und eine verschluckte Klinge kann sogar tödlich sein. Beide Bulldoggen sind kräftig, aber eher klein und verspielt. "Sie besuchen die Hundeschule und werden bald die Begleithundeprüfung ablegen. Die beiden bellen auch nicht herum, so dass sich jemand gestört fühlen könnte", sagt Knitterscheidt, die bei der Polizeiinspektion Schweich Anzeige gegen unbekannt erstattet hat. "Es kann auch sein, dass der Täter durch den Angriff auf meine Hündin mich treffen wollte."
Das Gittertor des Hofs ist verschlossen. Die präparierte Wurst könnte aus einem umliegenden Gebäude oder von außen über das Tor geworfen worden sein.
Erst vor wenigen Wochen berichtete das Mainzer Umweltministerium im Landtag von Giftköder-Attacken auf Hunde und Katzen. In Trier-Ruwer gab es schon vor zehn Jahren Aufregung um solche Fälle - bis heute ungeklärt. Oft handelt es sich allerdings auch um Gerüchte.
Sonja Müller, Vorsitzende des Tierschutzvereins Trier und Umgebung, weiß von Fällen in Ruwer, Zewen und Heiligkreuz: "Rattengift etwa löst innere Blutungen aus, so dass die Tiere tagelang unter unglaublichen Schmerzen leiden. Köder mit Klingen sind nicht ganz neu, aber sehr selten." Müller mahnt zur Sachlichkeit: "Hysterie ist nicht angebracht, zumal manche Hunde alles Mögliche fressen und sich so den Magen verderben. Das Problem ist schwierig in den Griff zu bekommen. Selbst das Führen an der Leine bietet keinen sicheren Schutz. Halter sollten ihre Hunde im Auge behalten. Im Idealfall lernen die Tiere, unterwegs nichts zu fressen."
Auch die Polizei rät Hundebesitzern, darauf zu achten, dass ihre Vierbeiner kein herumliegendes Futter fressen. Hintergründe für Angriffe können allgemeiner Hass auf Hunde, aber auch Nachbarschaftsstreitigkeiten sein. Die Beamten ermitteln in solchen Fällen wegen Tierquälerei (Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe) und Sachbeschädigung (Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe). Eine genaue Statistik gibt es dazu nicht. Täter zu überführen, ist sehr schwierig. Häufig kommt es erst gar nicht zur Anzeige.
Die Polizei Schweich bittet Zeugen um Hinweise unter Telefon 06502/9157-0.
Meinung

Fälle konsequent anzeigen
Das Auslegen von Ködern mit Gift oder Klingen ist eine besonders hinterhältige Form von Tierquälerei. Es liegt in der Natur der Hunde, die Welt mit ihrer feinen Nase zu erkunden und überall Essbares aufzuspüren. Ganz verhindern können Hundehalter nicht, dass ihre Vierbeiner Fremdes fressen. Sie können nur so gut achtgeben wie möglich, ohne ihr Tier abzuschotten. Und sie sollten begründete Verdachtsfälle nicht auf sich beruhen lassen, sondern konsequent anzeigen. Nur so bekommt die Polizei ein realistisches Bild, kann ihre Schlüsse ziehen und ermitteln. m.hormes@volksfreund.de

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