Brandschutz Totgesagte stehen länger: Europahalle bleibt

Trier · Überraschende Kehrtwende beim vermeintlich großen Trierer Sanierungsfall: Kleinere Umbauten ermöglichen dauerhaften Betrieb.

 Dauerhafte Betriebserlaubnis statt Generalsanierung oder Abriss: Die Europahalle Trier bleibt erhalten.   

Dauerhafte Betriebserlaubnis statt Generalsanierung oder Abriss: Die Europahalle Trier bleibt erhalten.  

Foto: Trierischer Volksfreund/Roland Morgen

„Die Europahalle lebt und wird noch länger leben“, verkündete Oberbürgermeister Wolfram Leibe in der Stadtvorstands-Pressekonferenz am Montag. Eine echte Überraschung! Denn der offizielle Stand der Dinge war bis dahin ein ganz anderer. Szenario: Am 31. Dezember 2018 läuft die Betriebserlaubnis für die städtische Halle endgültig aus. Um eine neue zu erhalten, wäre eine Generalsanierung erforderlich. Kostenpunkt: mindestens zehn Millionen Euro.  Und viele Monate Bauzeit.

Dieses Schicksal wird jetzt mit einem vergleichsweise geringen Aufwand abgewandt. Nur rund 360 000 Euro würden benötigt, um das Kernproblem zu lösen. Das besteht darin, dass in der Technikzentrale zwei Stockwerke unter der Halle sowohl Lüftung als auch Heizungssteuerung, Kältetechnik, Sprinkleranlage, Klimatechnik und Wasserverteilung untergebracht sind – was einem groben Verstoß gegen sämtliche heutige Brandschutz-Vorschriften gleichkommt. Die Lösung liegt nach den Worten des zuständigen Dezernenten Thomas Schmitt darin, insbesondere Lüftung und Heizung voneinander zu trennen: „Das bekommen wir hin, indem wir Mauerwerk einziehen und aus einem Raum drei  Räume machen.“

Zusätzlich solle der Einbau von Brandschutzklappen verhindern, dass sich im Ernstfall ein Feuer über Lüftungskanäle ausbreitet. Diese Lösung sei im Zusammenspiel von Feuerwehr, einem Brandschutzgutachter, dem Tüv und dem städtischen Amt für Gebäudewirtschaft erarbeitet worden. Einzige Einschränkung: Zu unbestuhlten Veranstaltungen dürfen maximal 1500 Besucher in die Europahalle, deren Stehplatzkapazität 2017 von ursprünglich 2000 heruntergeschraubt wurde. Bei bestuhlten Veranstaltungen bleibt es bei maximal 1200 Plätzen.

Nägel mit Köpfen gemacht werden  sollen in der Stadtratsitzung am 17. Mai. Dann stehen der Grundsatz- und Baubeschluss auf dem Programm; außerdem soll der Rat eine weitere Viertelmillion für kosmetische  Verbesserungen in der Halle lockermachen.  Macht alles in allem 600 000 Euro. OB Leibe rechnet anders: „Ich sage, wir haben mal eben 9,4 Millionen Euro gespart“, meinte das Stadtoberhaupt in Anspielung auf die geschätzten Mindestkosten einer Runderneuerung der Halle. Dass die sich weiterhin in ihrer 1970er-Jahre-Optik präsentieren wird, findet Leibe ganz und gar nicht schlimm: „Retro-Style ist doch in.“ Weiterer Grund zur Freude im Stadtvorstand: „Wir haben eine Großbaustelle weniger.“  Bleiben noch Theatersanierung und Neubau der Hauptfeuerwache.

Mieter der Europahalle reagierten auf TV-Anfrage erleichtert. So sprach Karlheinz Scheurer von der KG Heuschreck von einer „sehr erfreulichen Nachricht, die uns Planungssicherheit bringt. Außerdem können wir nun endlich die mühselige Suche nach möglichen Alternativen einstellen.“ Triers größte und älteste Karnevalsgesellschaft hält pro Session vier Sitzungen und einen Kinderball in der Europahalle ab. Drei Dutzend Veranstaltungen lässt die Firma Popp Concerts in diesem Jahr in der Europahalle über die Bühne gehen. Die bislang letzte  ist das traditionelle Weihnachtskonzert mit Guildo Horn am 23. Dezember. Aber nicht mehr lange.  „Ich werde  schon in den nächsten Tagen einige Europahallen-Termine für 2019 buchen“, kündigt Geschäftsführer Oliver Thomé an. Dass die Halle erhalten bleibt, bezeichnet er als „tolle Sache für Trier“. Ohne einen Veranstaltungsort dieser Größenordnung müsste man  nach Luxemburg oder ins Saarland fahren, um ein vergleichbares Angebot erleben zu können.

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