Trier ehrt Bürger für Zivilcourage

Trier · Sie haben bei Unfällen geholfen, Trickbetrüger überführt und verzweifelten Menschen Beistand geleistet: Die Stadt Trier hat acht Bürger mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet.

 Oberbürgermeister Wolfram Leibe (rechts), Polizeipräsident Lothar Schömann (links) und die Geehrten: Irene Hinger, Carsten Pfennig, Walter Krumscheid, Carl Koch, Katarina Steimann, Dominik Quary, Wolfgang Marbach und Kerstin Wacht (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Oberbürgermeister Wolfram Leibe (rechts), Polizeipräsident Lothar Schömann (links) und die Geehrten: Irene Hinger, Carsten Pfennig, Walter Krumscheid, Carl Koch, Katarina Steimann, Dominik Quary, Wolfgang Marbach und Kerstin Wacht (von links). TV-Foto: Friedemann Vetter

Es ist ein schöner Einkaufsbummel gewesen an diesem Samstag im März. Zusammen mit ihren drei Kindern waren Wolfgang Marbach und seine Ehefrau in Trier, um Kleider für die Erstkommunion des Sohns zu kaufen.
Dann, auf der Heimfahrt nach Morbach, plötzlich am Straßenrand ein zerbeultes Auto an der Leitplanke. Mitten auf der Autobahnbrücke über Riol. "Ich dachte, ein ganz normaler Unfall", sagt Wolfgang Marbach. Dann sieht er den jungen Mann. Nicht im Unfallauto. Sondern hinter dem Brückengeländer. Schutzlos vorm mehr als 60 Meter tiefen Abgrund. Und bereit, zu springen.

Marbach stoppt, steigt aus und spricht den verzweifelten Menschen hinter der Brückenabsperrung an. "Ich wollte eine Verbindung aufbauen zu ihm, um ihn möglichst vor diesem großen Fehler zu bewahren." Es funktioniert. Der 28-Jährige fängt an zu erzählen. Marbach hört zu, fragt nach. Eine Stunde lang.
Längst hat die Polizei die Brücke abgesperrt. Die Beamten und auch die Sanitäter lassen Marbach gewähren. Sie sehen, dass es klappen könnte.
Und schließlich klettert der junge Mann tatsächlich wieder zurück übers Geländer. "Er hat sich an mich gelehnt, ich hab ihn einfach festgehalten." Jetzt endlich kann der Sanitäter Dominik Quary dazukommen. Die brenzlige Situation ist gelöst.

Marbach und der in Schweich lebende Quary sind am Freitagabend mit dem Preis für Zivilcourage der Stadt Trier ausgezeichnet worden, zusammen mit sechs weiteren mutigen und couragierten Bürgern, die in den vergangenen 12 Monaten das Richtige zum richtigen Zeitpunkt getan haben (siehe Extra). "Gerade in einer Zeit, in der es viele Diskussionen um Sicherheit gibt, ist es gut, dass wir solche positiven Beispiele ehren können", sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe.
Auch Polizeipräsident Lothar Schömann lobte die Geehrten: "Menschen sollten sich achten, helfen, stützen - genau das haben Sie getan", sagte Schömann. Durch ihre couragierte Hilfe bei der Verhinderung von Straftaten und durch humanitäre Unterstützung in schwierigen Situationen hätten die Geehrten einen "sehr, sehr wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl unserer Gesellschaft geleistet."

Die Ausnahmesituation hat sich tief in Wolfgang Marbach eingegraben.
"Die Sache ist immer noch jeden Tag in meinem Kopf, es war so eine starke Emotionalität, die dort entstanden ist. Ich kann nicht beschreiben, was es ist, aber so was lässt einen nicht mehr los", sagt der Morbacher.
Extra

Träger Preis für Zivilcourage der Stadt Trier 2016:
Marie Irene Marguerite Hinger aus Burbach (Verbandsgemeinde Bitburg-Land) hat in der Nacht zum 1. Mai 2015 bei Balesfeld in der VG Bitburg Land bei einem Verkehrsunfall der 83-jährigen Ehefrau des tödlich verletzten Unfallopfers beigestanden. Nicht nur an der Unfallstelle, sondern auch während des mehrtägigen stationären Aufenthaltes der Frau im Krankenhaus.
Walter Krumscheid aus Neuwied (Rhein) war am 25. Mai 2015 als Reisender auf dem Bahnhof in Bullay (Kreis Cochem-Zell) unterwegs. Auf einer Bank fand er eine Kladde mit 16?800 Euro Bargeld. Krumscheid informierte umgehend die Polizei, die den Besitzer ermittelte und ihm das Geld zurückgeben konnte. Der Mann war auf dem Weg zu einem Autokauf und hatte die Kladde liegen gelassen.
Katarina Steimann, Carl Koch, Carsten Pfennig, alle aus Trier, haben zusammen eine 87-jährige Frau aus Trier davor bewahrt, Opfer eines Enkeltrickbetrügers zu werden. Die Frau wollte in einer Bankfiliale 25.000 Euro abheben - Bankmitarbeiter Pfennig schöpfte Verdacht und informierte die Polizei. Um den Betrüger auf frischer Tat ertappen zu können, war die Hilfe von Taxifahrer Carl Koch und der Hotelmitarbeiterin Katarina Steimann nötig, die bei der mehrstündigen Aktion Hand in Hand mit der Polizei zusammenarbeiteten.
Kerstin Wacht aus Konz hat zusammen mit ihrer Familie der Polizei im August 2015 geholfen, eine per Haftbefehl gesuchte Mietbetrügerin festzunehmen. Die Frau wollte sich in einer Ferienwohnung von Wacht einmieten. Die Konzerin wurde skeptisch und stieß bei ihrer Recherche im Internet auf Warnungen anderer Vermieter, die offenbar von der Frau bereits betrogen worden waren. Wacht informierte die Polizei, die feststellte, dass die Betrügerin per Haftbefehl gesucht wurde. Die Polizei bat Wacht, zum Schein auf die Buchungsanfrage einzugehen - und nahm die Gesuchte beim Bezug der Wohnung fest.
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Die Polizei hatte neun weitere Bürger für den Preis nominiert, die allerdings nicht an der Ehrung am Freitagabend teilnahmen, aus terminlichen oder anderen Gründen. Aus Datenschutzgründen nannten Stadt und Polizei die Namen der Abwesenden nicht.

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