Politik Trier-Feyen: Die Sperrung ist weg, der Unmut bleibt

Trier-Feyen/Weismark · Die Debatte um die Bornewasserstraße im Stadtteil Feyen/Weismark geht weiter. Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) stellt sich den Fragen der Anwohner.

Das Thema ist eigentlich längst vom Tisch, doch die Stimmung ist trotzdem aufgeheizt. Über 25 Bürger versammeln sich im EGP-Gebäude Castelnau, um die Begründung der Stadtverwaltung zu hören, warum die vorübergehende Sperrung in der Bornewasserstraße wieder aufgehoben wird. Allerdings ging es wie immer um weit mehr als die beiden Straßen: um den gesamten Verkehr im Stadtteil, den Sanierungsstau bei den Hauptstraßen und vor allem persönliche Befindlichkeiten aus den verschiedenen Straßen.

Die objektiven Verkehrszahlen sprechen laut Stadtverwaltung jedoch eine andere Sprache als die Bedenken der Bürger. „Wir halten die Belastung in den Straßen für erträglich“, erklärt Baudezernent Andreas Ludwig. Demnach hat sich der durchschnittliche tägliche Verkehr in der Bornwasserstraße mit Sperrung nur von 638 Fahrzeugen auf 542 reduziert.

Im Reuterfeld hingegen fuhren nach der Sperrung nur noch 268 Autos (zuvor: 485). Der reine Durchgangsverkehr (innerhalb von fünf Minuten am Ein- und Ausgang der Strecke) war bei der Zählung noch weitaus geringer. Gemessen an der Richtlinie für Wohnstraßen, die laut Tiefbauamt bei bis zu 4000 Fahrzeugen pro Tag liegt, ist die Belastung in den gemessenen Straßen also deutlich niedriger.

Die vorübergehende Sperrung hat vor allem den Verkehr Im Reuterfeld verringert, an den gemessen Geschwindigkeiten hat sich jedoch nichts geändert. „Die Wohnnutzung muss in Wohngebieten Vorrang haben, aber auch Anwohner machen Verkehrsbewegungen“, sagt Ludwig. Dies zeigt sich bei der Geschwindigkeitsmessung: Vor allem in der verkehrsberuhigten Bornewasserstraße wird häufig zu schnell gefahren. Im Reutersfeld (Tempo 30) wird die Geschwindigkeit überwiegend eingehalten.

Die von den Anwohnern häufig beklagte zu hohe Geschwindigkeit der Autos hat sich durch die Sperrung nicht verändert und wird demnach größtenteils von den Anwohnern selbst verursacht. „Man hat immer das Gefühl, dass es die anderen sind, aber oft ist man es selbst“, erklärt Ludwig.

Die Entscheidung, dass die Sperrung in der Bornewasserstraße aufgehoben wird, wurde zuvor im Bauausschuss mitgeteilt. Nach jahrelangen Anwohnerbeschwerden hatte sich der Ortsbeirat einstimmig für eine Testphase mit „Nullstelle“ ausgesprochen. Die Stadt hatte daraufhin ein Büro mit der Zählung beauftragt, die vor und während der Sperrung durchgeführt wurde.

Statt der Sperrung sollen in der Bornewasserstraße zukünftig häufiger Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und im Bereich der Kirche Parkplätze ausgewiesen werden. Aus Sicht der Stadt ist die Abkürzung durch die Nebenstraßen im Stadtteil rein rechnerisch allerdings ohnehin sinnlos. „Bei Einhalten der Geschwindigkeit ist man über die Hauptverkehrsachsen deutlich schneller“, erklärt Sandra Klein vom Tiefbauamt.

Damit diese Achsen wieder attraktiver werden, plant die Stadt mehrere Sanierungen. Eines der Hauptprobleme im Stadtteil will die Verwaltung noch dieses Jahr angehen: Die Straße Zum Pfahlweiher soll ausgebaut werden, in der Straße Auf der Weismark soll der Fahrbahn-Belag saniert werden.

Bei den Bewohnern des Problembereichs Korumstraße, Gratianstraße und Clara-Viebig-Straße stoßen die Neuigkeiten nur bedingt auf Zustimmung. Die Anwohner profitieren zwar vom wegfallenden Ausweichverkehr, der die Bornewasserstraße gemieden hat, allerdings sind die Forderungen der Anwohner weitaus höher (der TV berichtete).

Zählungen des Tiefbauamtes sprechen auch hier eine andere Sprache als die Beobachtungen der Anwohner. Aus den Zählungen ergebe sich ein verträglicher Tageswert in der Clara-Viebig-Straße (maximal 900 Fahrzeuge) sowie in der Korumstraße (maximal 600), sagt Tiefbauamtsleiter Wolfgang van Bellen. Auch bei den Geschwindigkeiten seien gute Werte gemessen worden. Von einigen Anwohnern wird die Messung allerdings infrage gestellt: Auch im Berufsverkehr müsse häufiger gezählt werden.

Der Unmut bleibt also in allen Straßen: Bei denen, die die Sperrung ursprünglich gefordert hatten, und denen, die Maßnahmen für andere Straßen fordern. „Wir haben die Diskussion um Verkehr im Wohngebiet seit 20 Jahren“, sagt Ortsbeiratsmitglied Paul-Georg Schmidt. Jeder wolle auf gut ausgebauten Straßen in sein verkehrsberuhigtes Gebiet fahren. Jeder solle einmal versuchen, die Situation der anderen einzunehmen.

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