Wirtschaft Geheimprojekt Globus in Trier

Trier · Ende Oktober soll die Trierer Stadtverwaltung die Ratsfraktionen über den aktuellen Stand der Diskussion und der beiden mit Spannung erwarteten Gutachten informieren. Der TV liefert Hintergründe – schon jetzt.

 Welchen Einfluss die Ansiedlung eines Globus-Marktes auf die Kundenfrequenz in der Trierer City hätte, haben zwei Gutachten untersucht. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.

Welchen Einfluss die Ansiedlung eines Globus-Marktes auf die Kundenfrequenz in der Trierer City hätte, haben zwei Gutachten untersucht. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.

Foto: vetter friedemann

Zwei Gutachten sollen klären, ob ein neuer Globus-Markt mit einem Schwerpunkt auf Lebensmittel in der Peripherie des Stadtgebiets ein Gewinn für die Stadt Trier oder eine Gefahr für ihren etablierten Handel vor allem in der Innenstadt ist. Beide liegen nach TV-Informationen mittlerweile „im Entwurf“ vor. Das löst Ärger aus.

Die Fraktionen des Stadtrats warten mit Hochspannung auf beide Papiere, die von renommierten Büros erstellt werden, denn die darin enthaltenen Analysen und Daten sollen zu ihrer Entscheidungsgrundlage werden. Schließlich bestimmt kein Gutachter, kein Geschäftsführer und auch kein Oberbürgermeister, ob der Globus-Konzern neben seinem Baumarkt in Trier-Nord auch einen neuen Markt im Industriegebiet Trier-Euren errichten darf oder nicht. Der Stadtrat entscheidet. Er trägt die Verantwortung.

Daraus resultiert eine klar erkennbare Erwartungshaltung der ehrenamtlichen Politiker. Sie fordern: Wir wollen in der ersten Reihe sitzen und sofort informiert werden, wenn es etwas Neues gibt. Die CDU-Ratsfraktion hat sich Anfang der Woche bitterböse beschwert, nachdem sie im TV-Bericht „Alte und neue Ängste des Handels“ (4. Oktober) gelesen hatte, dass das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten bereits „im Entwurf“ vorliegt. Davon wusste die Fraktion zu diesem Zeitpunkt noch nichts.

Die Christdemokraten haben daraufhin beantragt, die Verwaltung müsse alle Fraktionen in der Oktobersitzung des Steuerungsausschusses umfassend über den aktuellen Stand informieren. Doch diese Sitzung ist erst für den 31. Oktober angesetzt. Die Zeit bis dahin lässt Raum für neuen  Ärger, denn auch das vom Globus-Konzern in Auftrag gegebene Papier ist inzwischen zumindest so weit präsentabel, dass Globus eine frühe Version zur Ansicht nach Trier geschickt hat.

Stefan Ewerling leitet die Standortplanung bei Globus: „Das Gutachten  liegt uns im Entwurf vor“, sagt er auf Anfrage des TV. Im Entwurf – was bedeutet das? Ewerling: „Diese noch nicht abgeschlossene Entwurfsfassung bereits einer Bewertung zugrunde zu legen, erscheint uns wenig sinnvoll. Wir stehen aber kurz vor dem Abschluss und gehen davon aus, das Gutachten der Stadtverwaltung bis spätestens Ende Oktober in seiner finalen Form übergeben zu können.“ Doch auch den Entwurf hat man schon nach Trier gesandt – das bestätigt der Globus-Konzern.

Zwei Gutachten, zwei Entwürfe, zwei zurzeit noch streng geheime Dokumente. Nach dem TV vorliegenden Informationen  lautet eine der Schlussfolgerungen des Globus-Gutachtens, dass die positiven Impulse und Folgen eines neues Markts im Industriegebiet Euren überwiegen und die Stadt Trier von einem solchen Projekt profitieren kann. Globus bestätigt diese Information nicht. Dennoch sind die Hintergründe hochinteressant.

Die Cima Beratung und Management GmbH Köln hat dieses Gutachten, das nach noch unbestätigten Informationen unserer Zeitung eine Ansiedlung empfiehlt, im Auftrag des Globus-Konzerns erstellt. Vor wenigen Jahren war die Cima auch im Auftrag der Stadt Trier aktiv und hat die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts 2025 erarbeitet. Dieses Konzept, 2015 vom Stadtrat beschlossen, lässt aber die heute von Globus geplante Ansiedlung nicht zu.

Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Cima GmbH im Auftrag von Globus die Lage analysiert. 2012 sollten die Experten des Kölner Büros untersuchen, ob ein Bau- und Gartenfachmarkt der Globus-Gruppe in Baßgeige, einem Stadtteil von Goslar (Niedersachsen), errichtet werden sollte – obwohl diese Ansiedlung gegen das drei Jahre vorher vom Stadtrat beschlossene Zentrenkonzept verstoßen würde. Eine klare Parallelität zu Trier und dem Einzelhandelskonzept. Das Ergebnis: Die Cima GmbH empfahl den Baumarkt „uneingeschränkt“.

Die Stadt Trier hat die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) mit der Analyse der Lage beauftragt. Wie auch die Cima in Köln ist die GMA  mit einem Hauptsitz in Ludwigsburg (Baden-Württemberg) und Büros in Hamburg, Köln, München und Dresden einer der Großen im Gutachter-Geschäft und hat schon viele Projekte in Deutschland auf ihre Verträglichkeit und Zulässigkeit geprüft und bewertet.

Allein 2017 analysierte die GMA unter anderem einen geplanten Edeka-Markt in Hohenmölsen (Sachsen-Anhalt), einen Drogerie- und einen Getränkemarkt an der Rüdesheimer Straße in Bad Kreuznach und einen neuen Bauhaus-Barmarkt im pfälzischen Haßloch (Landkreis Bad Dürkheim). Diese drei Gutachten endeten positiv für die geplanten Projekte. Der jeweilige sinngemäße Tenor: Beeinträchtigungen oder Gefährdungen der vorhandenen Angebots- und Versorgungsstrukturen sind nicht zu erwarten.

Wohl erst im November werden aus den vorliegenden Entwürfen der beiden Trierer Gutachten vollständige finale Versionen werden, die dann von den Fraktionen in den Ausschüssen und im Stadtrat offiziell und öffentlich diskutiert werden können. Eine definitive Entscheidung des Stadtrats pro oder kontra Globus noch in diesem Jahr ist möglich, aber nicht sicher. Möglicherweise dauert es länger. Der Globus-Konzern ist sich seiner Sache offenbar sicher, denn die für den neuen Markt benötigten Flächen in der Niederkircher Straße hat er längst gekauft.

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